Wann einen Charakter als schwierig bezeichnen?
Ich habe schon häufiger von Männern gehört, dass sie die Charaktere der Frauen als schwierig bezeichnen. Oftmals ist es ja so, dass man sich selbst nicht als schwierig wahrnimmt. Für mich ist ein Charakter schwierig, wenn man nie weiß, wie die Person reagiert oder man ihr eben nie etwas recht machen kann. Aber es ist sicherlich nicht so einfach, wo man da die Grenzen zu schwierig setzen soll.
Wann ist ein Charakter für euch schwierig? Meint ihr selbst, dass ihr einen schwierigen Charakter habt? Welche Charaktereigenschaften würdet ihr als schwierig bezeichnen?
Nelchen hat geschrieben:Für mich ist ein Charakter schwierig, wenn man nie weiß, wie die Person reagiert oder man ihr eben nie etwas recht machen kann.
Das hätte von der Beschreibung her meine Chefin sein können: unkalkulierbar, viel zu hohe Erwartungen und Ansprüche und leider absolut beratungsresistent, sodass allen Mitarbeitern das Leben schwer gemacht wird. Die Frau ist echt schwierig im Umgang, definitiv.
Ansonsten denke ich, dass das vom eigenen Charakter abhängig ist. Ich finde Menschen schwierig, die nicht Tacheles reden und die nicht sagen, was sie denken, was sie brauchen und was sie wollen - also wo man im Prinzip alles raten muss. Ich finde es einfacher, wenn die Leute sagen was sie wollen. Rätsel raten verkompliziert doch nur alles.
Es wurden schon unberechenbare Personen erwähnt oder auch Menschen, denen man nichts Recht machen kann. Getoppt wird dieses Verhalten nur noch durch ein permanentes Nörgeln, Jammern und auch eine Miesepetrigkeit, die allen Mitmenschen das Leben nur unnötig schwer macht. Meine Großmutter ist so eine Person und es ist echt schwierig mit ihr.
Wenn man sie auf ihr Verhalten anspricht, dann spielt sie einfach nur die beleidigte Leberwurst und murmelt und flüstert irgendwelche Beleidigungen vor sich hin. Hin und wieder kommt dann auch ein lautes Seufzen aus ihr raus. Man braucht gar nicht nachzufragen, denn angeblich wäre nichts und alles ist egal. Es kann echt anstrengend mit ihr sein.
Ich glaube, dass man nicht allgemein sagen kann, ab wann ein Mensch als "schwierig" gilt. Jeder Mensch hat andere Charakterzüge und kann dementsprechend mit anderen Menschen und deren entsprechenden Charakterzügen gut oder eben nicht gut umgehen. Wenn man zum Beispiel selbst sehr ruhig und sehr introvertiert ist, dann kommt man vielleicht nicht so gut mit Leuten klar, die sehr direkt sind und kein Blatt vor den Mund nehmen beziehungsweise sehr vorlaut sind. Andere Menschen finden das jedoch absolut nicht schlimm und kommen super mit solchen extrovertierten Menschen klar. Da ist jeder anders und jeder hat mit anderen Charakterzügen seine Schwierigkeiten.
Ich selbst habe zum Beispiel sowohl mit Menschen, die sehr introvertiert als auch mit Menschen, die sehr extrovertiert sind, ein Problem. Mich verunsichert es, wenn Menschen sehr still sind und ich gefühlt fast die ganze Kommunikation führen muss. Manche Leute hören sicher lieber zu als zu reden, aber ich habe dann immer das Gefühl, dass ich mit einer Wand rede. Ansonsten finde ich aber auch das Gegenteil sehr schwierig für mich und ich kann damit nicht umgehen, wenn mir jemand ständig über den Mund fährt und dann im schlimmsten Falle noch einer Meinung ist beziehungsweise denkt, dass er mir Vorschriften machen kann. Das finde ich persönlich sehr anstrengend. Aber da ist, wie gesagt, jeder anders und auch jeder hat eine andere Toleranzgrenze.
Für mich ist ein "schwieriger Charakter" ein höfliche und diplomatische Umschreibung, wenn man nicht ausdrücklich sagen kann oder will: Dieser Mensch ist echt das Letzte, was rumläuft, und wenn ich ihn nie wieder sehe, ist es immer noch zu früh. Nur leider ist es mein Chef/meine Mutter/mein Vermieter, und deswegen halte ich mich mit Kraftausdrücken zurück.
Und "schwierige" Charaktereigenschaften gibt es ja zuhauf und in allen möglichen Intensitäten und Konstellationen. Manche sind aufbrausend, andere gleich beleidigt, manche Zeitgenossen völlig unberechenbar und oft genug habe ich mir auch schon gedacht, dass ein bisschen mehr geistige Leistungsfähigkeit wahrhaftig nicht schaden würde. Für mich ist also ein "schwieriger" Charakter eine höfliche Umschreibung für "Die Person geht mir auf den Senkel!"
"Schwieriger Charakter" ist eine allgemeine Bezeichnung für jemanden, mit dem der Umgang auf irgendeine Weise ungewöhnlich kompliziert oder anstrengend ist. Dazu könnte z.B. jemand gehören, der sehr schnell eingeschnappt ist, sehr narzisstisch, notorisch unzuverlässig oder cholerisch.
Ob ich meinen eigenen Charakter als schwierig einschätzen würde, kann ich ehrlich gesagt nicht wirklich beantworten. Das erkennt man meistens selbst weniger gut als Außenstehende. Eigentlich halte ich mich selbst für relativ unkompliziert und tendenziell eher freundlich-wertschätzend, aber die Eigenwahrnehmung unterscheidet sich manchmal von der Fremdwahrnehmung.
Ich finde diese Frage sehr komplex und auch schwierig zu beantworten, denn es kommt da auf viele Komponenten an. Letztendlich finde ich den Charakter dann schwierig, wenn er nicht mit meinem Charakter, Lebensstil, Auffassungen kompatibel ist oder auch wenn das Bildungsniveau grob ungleichgewichtig ist und man einfach auf keine gemeinsame Gesprächsgrundlage kommt.
Mit sehr egoistischen, ichbezogenen, narzistischen Menschen komme ich etwa nicht klar, weil die damit meist einhergehende Rücksichtslosigkeit einfach nicht in mein Verständnis des Umgangs von Menschen untereinander passt. Es fängt an, dass ich der anderen Person schon gar nicht zuhören mag, weil mir meine Lebenszeit einfach zu kurz ist, um jemanden nur davon reden zu hören, wie toll er doch ist. Gibt es irgendwelche Probleme, dann ist so eine Person meist auch nur an einer Lösung interessiert, die auf Kosten anderer geht. Daran mag ich nicht beteiligt sein.
Ich habe aber auch Probleme mit Leuten, die sich selbst die ganze Zeit Probleme aufhalsen und dann anfangen zu jammern, wie arm dran sie doch seien. Eine Bekannte macht sich etwa ihre riesigen Müllbeutel immer so voll, dass sie sie selbst nicht mehr tragen kann, und jammert dann, dass ihr niemand dabei hilft. Aber sie lernt auch nicht und nimmt mal kleinere Beutel.
Oder sie reicht Quittungen nicht ein und jammert dann über fehlendes Geld. Ich finde, es gibt genügend Probleme im Alltag, da braucht es nicht noch selbstgemachte. In Gesprächen ist sie dann immer nur das arme Opfer, was ich irgendwann nicht mehr hören konnte, vor allem weil sie auch nicht bereit ist, auch nur einzusehen, dass sie selbst etwas ändern müsste. So einen Charakter empfinde ich auch als schwierig, weil schon normale Gespräche einfach nicht möglich sind.
Schwierig finde ich meist auch große Bildungsunterschiede. Ein superintelligenter Onkel hat bisher annähernd jede Unterhaltung auf Familienfeiern gesprengt, wenn er anfängt über irgendwelche Theorien der Astrophysik zu schwadronieren und dabei über seine eigenen Witze zu lachen. Das gleiche ist aber auch passiert, wenn meine ehemalige Schwägerin sich über irgendetwas aufregte, wo jeder andere nur dachte, das hätte man vorher wissen können.
Ganz generell finde ich einen Charakter schwierig, wenn man kein normales Gespräch mit ihm führen kann. Wenn man also etwa aneinander vorbei redet, der andere gleich anfängt zu jammern oder zu streiten, dann nur noch einer redet oder dergleichen. Ich meine, ein einfaches Gespräch sollte man eigentlich immer führen können.
Ich glaube, ich selbst habe nicht unbedingt einen schwierigen Charakter. Allerdings bin ich inzwischen auch in einem Alter und selbstbewusst genug, dass ich sage, dass ich mich nicht mehr auf jeden einlassen muss. Das oben erwähnte Gespräch könnte ich also vermutlich mit jedem führen, wenn ich es müsste, aber ich möchte es einfach nicht mit jedem führen.
Wenn ich es möchte, kann ich auch sehr rücksichtsvoll sein und mich selbst ganz zurücknehmen, aber ich möchte es halt nicht mehr immer. Insofern könnten manche Leute mich auch als schwierigen Charakter bezeichnen - aber dessen bin ich mir dann auch bewusst und es ist mir auch recht, denn dann bin ich zumeist sicher vor diesen Leuten, weil sie mich nicht ansprechen oder meine Zeit wie auch immer in Anspruch nehmen.
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