Am eigenen Erfolg sterben müssen?
Ich las kürzlich einen Bericht über die spanische Stadt Santiago de Compostela. Wegen dem Jakobsweg zieht diese Stadt sehr viele Touristen an. Es gab deswegen schon Beschwerden von den Anwohnern, weil im letzten Jahr bereits 280.000 Pilger nach Santiago gelaufen sind. 2017 dürften es rund 300.000 Pilger sein. Seit den 1990er Jahren hat sich die Zahl der Pilger verdreißigfacht, sodass die Stadt Probleme hat, diese Massen zu bewältigen und damit klarzukommen. Der Bürgermeister ist sogar der Ansicht, dass seine Stadt Gefahr läuft, "am eigenen Erfolg zu sterben". Problematisch ist auch, dass neben den Pilgern jedes Jahr mehrere Millionen Touristen die Stadt besuchen.
Ich finde diese Redewendung interessant, denn diese hört man ja nicht so häufig. Meint ihr, dass man das nur auf Pilgerorte oder vielleicht sogar Urlaubsorte beziehen kann? Oder kann man diese Redewendung auch auf Unternehmen oder einzelne menschliche Individuen übertragen? Wann stirbt man am eigenen Erfolg und wann nicht? Ist Santiago noch zu retten?
Das hört man gerade zunehmend von Tourismus-Hochburgen. Das fängt bei Mallorca an, Amsterdam will keine Geschäftseröffnungen mehr gestatten, wenn diese auf Touristen ausgerichtet sind. Letzte Woche kam ein Bericht aus Österreich, dass den Salzburgern der touristische Andrang zu viel wird. Auf Sylt oder woanders im Norden haben die Touristen die Einheimischen schon völlig abgedrängt.
Wenn man dann überlegt, dass diese Orte ihren ursprünglichen Charakter verlieren, weil sie überrannt werden, dann mag das Bild schon stimmen.
Klingt für mich eher wie etwas stümperhaft aus dem Spanischen übersetzt, einer Sprache, derer ich nicht mächtig bin. Hierzulande gibt es ja das schöne Wort "Overtourism" und auch etliche Urlaubsorte, die mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen haben.
Spontan würde mir der Süden der Republik einfallen, wo es schon seit Jahren Probleme damit gibt, dass Touristen und Tagesausflügler in Scharen einfallen, wildpinkeln, wildparken, Müll liegen lassen, Kühe, Einheimische und Gämsen gleichermaßen auf Trab halten und am Ende noch von der Bergwacht aus unwegsamem Gelände gerettet werden müssen. Klar lassen die Leute auch anständig Geld da und es ist ja an sich auch ein Kompliment für einen Ort oder eine Gegend, so schön zu sein, dass Gäste von weither anreisen. Aber irgendwann wird es eben zu viel.
Oberbayern hat beispielsweise schon eine Homepage mit ebenfalls attraktiven, aber weniger bekannten Ausflugszielen gestartet, um den Andrang etwas zu verteilen. Bei Santiago de Compostela ist eben auch das Problem, dass man den traditionellen Zielort der ganzen Pilger nicht eben spontan um 50 Kilometer verlegen kann, damit die Stadt nicht pausenlos überflutet wird.
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