Tiere sterben lassen statt einschläfern?
Bei einer Bekannten wurde kürzlich erkannt, dass der Kater etwas an den Nieren hat. Die Nierenerkrankung scheint schon etwas fortgeschritten zu sein, sodass auch eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist. Jedoch wurde vonseiten der Tierärztin nichts von Euthanasie erwähnt, was ja schon einmal ein gutes Zeichen ist.
Sie meinte jedoch direkt zu meinem Freund und mir, dass sie ohnehin ihre Tiere, so gut es eben geht, nicht einschläfern lassen wird. Ziel ist es, dass sie allein einschlafen und dies Notfalls auch mit Schmerzmitteln begleitend. Sie sagt, dass sie nicht „Gott spielen“ möchte und es deswegen für sie nicht infrage kommt, hier eine Art Sterbehilfe zu praktizieren.
Mir persönlich gefällt es sicherlich auch nicht, meinem Tier das Leben nehmen zu lassen, aber wenn es nur noch leidet, werde ich es tun. Wie immer! Das ist leider meine Verantwortung dem Tier gegenüber, welches ich schließlich liebe und bestmöglich vor Schmerz bewahren mag. Mir käme die Idee also nicht, es trotz Qual und Schmerzen sich selbst zu überlassen sowie dem Schicksal.
Doch wie steht Ihr dieser Aussage gegenüber und findet Ihr, dass es dazugehört, sein Tier im Notfall erlösen zu lassen oder das dies nicht unsere Aufgabe sei?
Tatsächlich würde ich das bei Menschen auch gut finden, wenn man diese nicht so lange leiden lassen würde. Natürlich ist es schön, wenn man einem Tier Medikamente bezahlt und nicht gleich aufgibt, aber mir ist es extrem wichtig, dass das Tier nicht leidet. Daher sehe ich es wie du, Erlösung wenn es sein muss und nicht künstlich in die Länge ziehen. Ich denke man muss da auch mal an das Tier und nicht nur an sich denken. Was bringt es denn einem Tier, wenn es sich täglich quälen muss? Nichts, aber es ist für den Besitzer eben noch anwesend. Das ist egoistisch.
Ich finde es natürlich auch nicht schön, ein Tier einschläfern zu lassen, aber so viel Courage sollte man als verantwortungsbewusste Tierhalterin schon aufbringen. Natürlich nach sorgfältiger Abwägung, und nicht etwa, weil das Vieh alt und langweilig geworden ist und nur noch Platz wegnimmt und Arbeit macht. Aber ich zumindest würde nicht wollen, dass irgendeine Kreatur bestenfalls völlig zugedröhnt ohne Aussicht auf Besserung tage- oder wochenlang vor sich hin vegetiert, nur weil ich den Arsch nicht in der Hose habe, den Tierarzt mit dem überdosierten Betäubungsmittel kommen zu lassen.
Und was das "Gott spielen" angeht - das tut man ja schon, indem man sich ein Haustier zulegt. Schließlich hat das Tier kein Mitspracherecht, sondern verbringt sein ganzes Leben so, wie es den Besitzern gefällt. Im Idealfall artgerecht und gut gepflegt, aber letzten Endes sind "Herrchen oder Frauchen" Alleinentscheider im Leben ihrer Haustiere.
Allein, dass es Haustiere gibt, ist einzig und allein auf das menschliche Eingreifen zurückzuführen, und ohne menschliche Betreuung überleben die wenigsten in freier Wildbahn länger als drei Tage. Und auch die berühmten "Streuner" haben wahrhaftig kein schönes Leben, weil sie dafür nicht geschaffen sind. Und zwar von den Leuten, die sie gezüchtet haben. Etliche Hunderassen beispielsweise sind so degeneriert, dass sie schon längst ausgestorben wären, wenn nicht irgendwelche Verrückten tatsächlich "Gott spielen" und mittels künstlicher Befruchtung und Kaiserschnitt immer neue Qualzuchten hervorbringen würden. Dieses Argument zählt für mich schon mal gar nicht.
Wenn man dem Tier aber Schmerzmittel gibt, sodass es gar nicht so schlimm leidet? Ich könnte das glaube ich auch nicht, ein Tier dann bewusst einschläfern zu lassen und fand das schon immer irgendwie einen abwegigen Gedanken.
Vde, was sollen Schmerzmittel denn da groß helfen? Wir hätten dann unter anderem noch unerträglichen Juckreiz, langsames Ersticken durch Lungenödem, extreme Übelkeit, Störungen bei Herz- und Kreislauf und immer stärkere Beeinträchtigungen des Bewusstseins. Das kann sich hübsch über Wochen und Monate hinziehen. Wer sein Tier liebt, tut ihm das nicht an. Das Tierschutzgesetz verbietet das unnötige Leiden zu Recht auch.
Also ich als Mensch, wöllte auch nicht, dass man mich einschläfert, Cooper. Ja, mir wäre es dann tatsächlich lieber, dass ich unter Einfluss von Schmerzmitteln oder anderweitig zugedröhnt von selbst sterbe. Und da ich das für mich nicht will, dass da jemand kommt und sagt "so jetzt ist Schluss", möchte ich das auch nicht mit Tieren so handhaben.
Nur kannst du ein Tier nicht so zudröhnen, dann kannst du es auch gleich einschläfern. Zumal du deine Entscheidung selbst treffen und revidieren kannst. Wie viele Menschen und Tiere hast du denn schon beim Sterben begleitet? Im Idealfall ist es kurz und schnell. Nur ist der Idealfall selten. Bei Nierenversagen leidet das arme Vieh sehr sehr lange und du kannst vieles nicht lindern. Oder willst du es im Dämmerschlaf verdursten lassen, obwohl es sonst noch schwer leidend durch die Gegend rennen würde? Was soll daran besser sein?
cooper75 hat geschrieben:Nur kannst du ein Tier nicht so zudröhnen, dann kannst du es auch gleich einschläfern. Zumal du deine Entscheidung selbst treffen und revidieren kannst. Wie viele Menschen und Tiere hast du denn schon beim Sterben begleitet? Im Idealfall ist es kurz und schnell. Nur ist der Idealfall selten. Bei Nierenversagen leidet das arme Vieh sehr sehr lange und du kannst vieles nicht lindern. Oder willst du es im Dämmerschlaf verdursten lassen, obwohl es sonst noch schwer leidend durch die Gegend rennen würde? Was soll daran besser sein?
Es ist nun einmal meine Meinung, respektiere das bitte und versuche nicht, mir deine Ansicht aufzudrängen. Ich möchte es für mich nicht, dass jemand mein Leben beendet und ich möchte es auch für meine Tiere nicht. Du kannst das gerne anders sehen und handhaben, aber respektiere bitte, dass nicht jeder deine Ansicht teilen muss.
Als ich vor 2,5 Jahren meine Katze einschläfern lassen musste, war das ohne Übertreibung die schlimmste Erfahrung meines Lebens. Ich habe gelitten wie noch nie zuvor und es hat mir das Herz zerrissen.
Und dennoch würde ich immer wieder so entscheiden, weil es für sie eine Sache von Sekunden war. Sie musste nicht leiden, hat nicht mehr mitbekommen, wie ich heulend zusammen gebrochen bin und sie durfte als die stolze Katze gehen, die sie war - ohne langsam dahin zu siechen.
Die Frage nach Euthanasie ist in meinen Augen nicht nur die reine Frage danach, ob ein Tier akute Schmerzen hat. So ein Tier fühlt auch die Stimmung in der Umgebung. Und es merkt selber, dass es schwächer wird, nicht mehr fressen, laufen oder ähnliches kann. Und gerade für Tiere mit starkem Charakter stelle ich es mir grauenhaft vor, langsam vor sich hin zu sterben und hilflos zu werden.
Nein, sowas möchte ich für keines meiner Tiere. Mal davon abgesehen, dass ich nicht tagelang zugucken könnte, wie es langsam stirbt und das Tier meine Belastung ebenfalls spüren würde. Dann lieber ein schneller Abschied ohne Qual fürs Tier.
Ich flippe schon aus, wenn der Kater mal ein Auge zukneift und der Hund komisch Luft holt. Gibt sich das nicht, bin ich eins, zwei, drei beim Tierarzt in der Praxis. Meine Süßen sind jetzt zweimal 14 Jahre alt und der Hund ca. acht Jahre alt. Dann macht man sich schon ab und zu Gedanken darüber, was wohl passiert, wenn es nicht mehr so unbeschwert und fröhlich zugeht.
Für mich ist es absolut selbstverständlich, dass ich bei sichtbarem Leid und der Empfehlung des Tierarztes oder der Tierärztin den Abschied erleichtern bzw. schneller ermöglichen werde. Ich habe schon zwei Katzen gehen lassen müssen. Eine konnte nicht saufen, fressen, sich nicht putzen und kam vor Schwäche nicht mehr aus der Katzentoilette raus. Sollte ich sie jetzt verdursten lassen und somit elend zugrunde gehen lassen. Ehrlich, darüber hatte ich gar nicht nachgedacht.
Der Kater hatte im Alter von 15 Jahren eine Tumoroperation und ihm ging es danach fünf Monate recht gut. Als wir im Urlaub waren, wurde es aber wieder ganz schlimm und ich hatte den Verdacht, dass er mit dem Sterben auf uns gewartet hatte. Ich war die ganze Nacht eng mit ihm verbunden und er schnurrte stundenlang. Am nächsten Tag waren wir in der Praxis und am Nachmittag beerdigten wir ihn bereits auf unserem Grundstück.
Die Tiere vertrauen uns und sind auf uns angewiesen, dass wir als Menschen das richtige tun. Ich werde jedes Tier, das sein Schicksal in meine Hände legt, stets mit Achtung und Respekt behandeln und ihm einen würdevollen Tod ermöglichen und kein jämmerliches Dahinsiechen.
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