Eifersucht einer Freundin auf eigene Beziehung verstehen?
Im Leben kommt es ja hin und wieder vor, dass man Freundinnen hat die Single sind, während man selbst in einer Partnerschaft/Ehe lebt.
Eine meiner Freundinnen, Mitte 20, ist nun schon sehr lange alleine und tut sich sehr schwer einen Partner zu finden. Sie hat es immer wieder auf Singlebörsen bzw. Apps wie Tinder & Co. versucht und seitdem Corona lockerer ist, geht sie auch wieder aus. Blöderweise trifft sie immer wieder nur auf Männer die nur Spaß haben wollen und keine feste Beziehung suchen.
Normalerweise ist meine Freundin schon ein umgänglicher Mensch. Man kann/konnte sich sehr gut mit ihr unterhalten und ich habe gerne mit ihr Spaziergänge und Ausflüge gemacht. Das Ganze häufte sich allerdings immer mehr und ich habe sehr viel Zeit mit ihr verbracht, sodass sowohl mein Partner als auch meine Tochter schon anmerkten, dass sie das zu viel finden.
Wir haben nun als Kompromiss auch schon angefangen sie hin und wieder auf familiäre Ausflüge/ Unternehmungen mitzunehmen und ich habe die privaten Treffen zurückgeschraubt. Im Nachhinein gesehen wahrscheinlich ein Fehler. Dies führte nämlich dazu, dass sie jetzt Anzeichen dafür zeigt eifersüchtig auf mein Leben zu sein. Sie möchte Umarmungen, weil ich ja vorher auch Händchen haltend mit meinem Partner durch die Stadt gelaufen bin. Sie zählt mit wie oft mein Partner und ich uns "Schatz" nennen usw. usf. Außerdem sagt sie mir ständig wie wichtig ich ihr doch bin und dass sie mich lieb hat.
Ich persönlich finde dieses Verhalten geht wirklich schon in Richtung Eifersucht und befremdet mich auch etwas, da in meinen Augen eine Beziehung einer Freundschaft nicht gleichzusetzen ist, was zumindest die Zuneigung/Liebesbekundung angeht.
Wie würdet ihr dieses Verhalten interpretieren und könnt ihr das verstehen, dass sie so eine "Eifersucht" an den Tag legt? Würdet ihr sie direkt darauf ansprechen, was das Ganze soll? Würdet ihr den Kontakt sogar abbrechen, wenn sie das nicht lässt?
Sehe ich das richtig? Statt mit deiner Freundin in der Situation darüber zu reden, was sie sich da rausnimmst und was du darüber denkst, fragst du nun hier nach? Natürlich musst du mit ihr darüber reden. Würde jemand bei mir mitzählen und dann gewisse Dinge einfordern, die ich vielleicht auch gar nicht so will, dann wäre eine Grenze erreicht und darüber muss man reden.
An sich kann man das auch bis zu einem gewissen Punkt verstehen, allerdings scheint es ja schon so zu sein, dass deine Familie sich vernachlässigt fühlt und da ist es auch nur bedingt gut sie dann dabei zu haben, wenn ihr gemeinsam etwas macht. Immerhin will deine Familie ja Zeit mit dir und nicht mit deiner Freundin, weil die gerade eine schwere Zeit durchmacht.
Ich denke man muss da nun ganz klar auch mal Grenzen ziehen und eine Freundschaft muss das auch aushalten können. Eifersucht in dem Zusammenhang ist nicht nur fehl am Platz, sondern zerstört auch alles. Darüber muss man reden, auch wenn es zu einem Streit kommt.
Vielleicht steht die Frau ja auf dich und ist tatsächlich handfest eifersüchtig auf deinen Partner? Das kommt heutzutage schon hin und wieder vor. Ich bin zugegebenermaßen ein überdurchschnittlich distanzierter Mensch, aber ich finde es schon extrem seltsam, in einer nicht-sexuellen Beziehung Umarmungen quasi "einzufordern" und jemanden, der mich als platonische Freundin ansieht, pubertär mit "Ich hab dich lieb" unter Druck zu setzen. Schließlich ist man dann ein schlechter Mensch, wenn man die Freundin dann nicht auch "lieb hat".
Da wäre bei mir ganz schnell der Ofen aus. Wen ich umarme, ist doch wohl meine Entscheidung, und "lieb haben" finde ich extrem kindisch und aufdringlich in der Formulierung, zumindest unter Erwachsenen. Ich wäre auch als Partnerin recht schnell genervt, wenn ein "Kumpel" von meinem Freund ständig an ihm rumdrücken und sich als drittes Rad am Wagen in unsere Freizeitgestaltung drängen würde.
Da würde zur Not ich selber mal fragen, ob der sexuelle Rückstau ausgerechnet an meinem monogamen, heterosexuellen Partner ausgelebt werden muss, wenn der Bursche selber nicht die Courage hat, das Verhalten abzustellen.
Der Gedanke, dass sie nicht eifersüchtig auf dein Leben bzw. deine Beziehung ist, sondern sich einfach in dich verliebt hat, kam mir auch beim lesen. Zumindest klingt vieles danach, da sie ja auch körperlichen Kontakt zu dir sucht. Das ist nicht so ungewöhnlich, da sie ja scheinbar nur Pech bei den Männern hat.
Aber du solltest dahin gehend dringend das Gespräch zu ihr suchen. Denn sie ist ja auf dem besten Weg sich komplett in deine Beziehung zu drängen, was du durch den Kompromiss sie mit auf Familienausflüge zu nehmen, vorbereitet hast. Je mehr du sie in dein Familienleben lässt, desto mehr wird sie auf Dauer einfordern, wenn du nicht klare Verhältnisse schaffst.
Möglicherweise hat die Freundin ein romantisches oder erotisches Interesse, wissen kann es keiner, aber ich glaube eher an eine Person, die sehr stark nach einem Anker und einer Bindung sucht, egal wo. Und das oft angepriesene Reden macht nicht automatisch alles besser. Das ist ein idealisiertes Konstrukt, was sich in der Realität oft nicht als haltbar erweist. Manchmal, gerade wenn man nicht so taktvoll ist oder auch nur versehentlich die falschen Worte oder den wundesten Punkt erwischt, macht man alles nur schlimmer.
Wahrscheinlich fühlt die Freundin sich einsam, alleine und sucht nach Bindung, der anderen Partei ist das Verhalten zu viel. Was mir übrigens auch so ginge, zumal ich anderen Frauen bzw. Freundinnen gegenüber nicht der körperlich kontaktsuchende Part bin. Generell finde ich es immer schwierig, als unglücklicher Single viel Zeit mit Paaren zu verbringen. Es ist manchmal besser, sich mit den anderen Alleinstehenden in seinem Umfeld zusammenzutun, gerade wenn man nicht zufrieden mit seinem Singlestatus ist.
Ich war schon auf beiden Seiten dieser Geschichte und es fühlt sich in keiner Position sonderlich erstrebenswert an. Wenn man dann allein nach Hause geht, fühlt man sich noch einsamer, umgekehrt ist man als gute Freundin bestrebt, der anderen das eigene Glück nicht zu sehr unter die Nase zu reiben, wenn man weiß, dass jemand Kummer hat und unzufrieden ist.
Befremdet wäre ich auch, wenn mir gesagt würde, ich müsste sie jetzt aber ebenfalls umarmen, wo ich doch eben noch mit meinem Partner Händchengehalten hätte. Wahrscheinlich würde ich als Kompromiss zu einer offenen Konfrontation einen kleinen Scherz in ihre Richtung machen, um ihr durch die Blume zu verstehen zu geben, dass mir das zu viel ist. Aber nicht jeder ist für subtile Anmerkungen empfänglich.
Allerdings fände ich es auch völlig in Ordnung beim nächsten Mal, wenn sie nach einem Treffen fragt, direkt zu sagen, dass man derzeit etwas weniger Zeit hat, weil die eigene Beziehung anfängt unter den vielen Treffen und Kontakten zu leiden. Das wird ihr vermutlich nicht gefallen und wenn mir an der Freundin generell etwas gelegen wäre, würde ich gleichzeitig betonen, dass sie mir wichtig ist und ich sie nicht im- oder explizit loswerden möchte.
Eine Generalabrechnung, wie anstrengend und klettenhaft ich sie derzeit finde, würde ich persönlich vermeiden, ich habe eine Ahnung, dass die Freundschaft dann erstmal auf Eis liegen würde oder ganz den Bach runtergeht.
Ich finde es sehr schade, wenn die Formulierung "ich habe dich lieb" so abgewertet wird und als kindisch bezeichnet wird. Das ist schon traurig, wenn suggeriert wird, dass Erwachsene keine Gefühle zeigen dürfen oder dass es dafür nur "erwachsene", seriös klingende Formulierungen geben darf. Auch das Verhalten sehe ich nicht so ungewöhnlich.
Das ist bei vielen Teenagern oder Frauen in den 20ern so, dass sie auch viel körperliche Nähe zur Freundin suchen. Das muss nicht bedeuten, dass sie lesbisch oder bi ist. Klar, das könnte sein, aber es kann auch auch um platonisches Verhalten handeln. Manche Freundinnen haben eine sehr enge und auch durch körperliche Nähe artikulierte Bindung. Manche Menschen sind so. Das muss nichts Schlechtes sein.
Ja es kann nerven, wenn man nicht so ist. Allerdings wenn beide Freundinnen sind, müsste doch die Freundin das Verhalten schon kennen oder? Wie ist sie denn früher damit umgegangen? Fiel das früher (ohne Partner) nicht so auf?
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