Cluttercore als Gegentrend zum Minimalimus?

vom 18.06.2022, 18:03 Uhr

Unter der Begrifflichkeit Cluttercore wird eine Art von Maximalismus in gerade jugendlichen Zimmern verstanden, die unter entsprechenden Hashtags in sozialen Medien Bilder von ihren sehr intensiv dekorierten Zimmern posten. Jeder freie Quadratdezimeter der Wände ist mit Bildern, Postern und Regalen von oben bis unten zugepflastert, selbiges auf dem Boden.

Die Räume sind mit groß angelegten Sammlungen unterschiedlicher Präferenzen bis unter die Decke und über alle Wände gehend vollgestopft in einer Art, wie man es früher nur eher selten bis gar nicht zu sehen bekommen hat. Alles ist überwältigend, laut, bunt, eng. Zumindest das Staubwischen dürfte eine tagesfüllende Aufgabe werden.

Als ich diese Bilder das erste Mal gesehen habe, habe ich mich sofort gefragt, ob das eine Gegenreaktion auf den Minimalismus Trend der vorhergehenden Generationen ist, der ja auch in gewisser Art ein Extrem darstellt und aus meiner Sicht ebenfalls eine Reaktion auf den Überkonsumismus der Jahre zuvor war.

Ist Cluttercore der Gegentrend zum Minimalismus oder bleibt es nur ein eigentlich künstliches Social Media Phänomen, dem es im realen Leben an Nachahmern fehlt? Wird der Hang, alles exzessiv zu dekorieren auf Jugendliche bzw. eine sehr kleine Gruppe beschränkt bleiben oder zumindest in abgemilderter Form ein neuer Trend werden können?

» Verbena » Beiträge: 4937 » Talkpoints: 5,13 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich musste erst mal googlen, um mir eine Vorstellung von diesem Einrichtungstrend zu machen. Ich bin fasziniert, es sind richtige Zimmerkunstwerke dabei. Selber würde ich mir meine Wohnung nicht so einrichten, weil ich Platz für Bewegung brauche. Ich würde mich in einer solchen Wohnung eingeengt fühlen. Besonders in der Küche oder im Bad ist das doch schrecklich unpraktisch zum Kochen oder Putzen.

Wahrscheinlich ist es eine Gegenbewegung zum Minimalismus. Allerdings bestimmt der Minimalismus ja nicht jede Wohnung. Die meisten Wohnungen, die ich kenne, sind "normal" eingerichtet, also das Wohnzimmer zum Beispiel mit Schränken, Couchgarnitur, Teppich, Bildern an den Wänden, vielleicht noch ein Sideboard oder ein Buffet und Pflanzen. Manche Wohnungen haben eher mehr Deko, andere weniger.

Vielleicht sind diese extremen Cluttercore-Wohnungen auch wirklich dazu da, Bilder davon in den sozialen Medien zu veröffentlichen, man lebt sozusagen in Kunstobjekten oder Krimskrams Läden, an die diese Zimmer manchmal erinnern. Zum Wohnen finde ich das aber für mich ungeeignet, zumindest, wenn die ganze Wohnung so gestaltet ist. Wenn Jugendliche sich so einrichten, haben sie vielleicht die nötige Bewegungsfreiheit in den Wohnzimmern der Eltern, die dann vielleicht minimalistisch eingerichtet sind.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Tatsächlich fühle ich mich in einem minimalistischen Ambiente wohler, als in einer üppig zu dekorierten Wohnung. Letzteres wäre höchstens bei sehr großen, hohen Räumen denkbar, wobei mich zu viel Unruhe in der Raumgestaltung eher stört. Ob das jetzt zu einem Trend werden wird oder nicht ist mir in diesem Fall egal. Denn es kommt ja drauf an, dass ich mich wohl fühle, und nicht darauf, einem (neuen) Trend zu folgen.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Wieso muss immer gleich alles ein Trend oder "Gegentrend" sein? Für mich klingt es eher nach "Jugendzimmer", wenn jeder Quadratzentimeter irgendwie dekoriert ist, und selbst Anne Frank hat seinerzeit im Hinterhaus Bilder an die Wand geklebt, um die Wände nach dem Geschmack eines Teenagers zu dekorieren.

Es ist eben noch ein relativ neues Phänomen, tatsächlich oder vermeintlich einen Blick in die Privatsphäre von Fremden tun zu können, weil tatsächlich bis vor relativ kurzer Zeit kaum jemand eine Kamera im Kinderzimmer hatte, auf die der Rest der Welt Zugriff hat. Und so entstehen eben die ganzen Illusionen: Die 5000 biederen Einblicke in das Privatleben braver Durchschnittsbürger merkt sich kein Mensch. Wenn jemand dagegen 2000 Transformer-Actionfiguren auf jeder ebenen Fläche aufgestellt hat, sorgt das für Aufmerksamkeit. Aber auch exzessive Sammlungen gab es schon lange vor dem "Internet" im weitesten Sinne.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^