Als Patient beim Arzt in Tränen ausbrechen?

vom 04.04.2017, 07:16 Uhr

Ich denke, dass es sicherlich häufiger passiert, dass ein Arzt einen Patienten vor sich hat, der in Tränen ausbricht. Daher würde ich nicht gerade sagen, dass einem dies peinlich sein muss. Allerdings ging es einer Freundin nun sehr schlecht und sie ist deswegen auch zu ihrem Hausarzt gegangen. Sie meinte, dass sie einfach Unterstützung bräuchte.

Sie hat dann auch dem Arzt erzählt, was gerade so bei ihr los ist und musste während dessen dann plötzlich weinen. Man muss dazu sagen, dass sie nervlich gerade sehr belastet ist. Sie hat ein schwerkrankes Familienmitglied und macht sich um die Person große Sorgen. Noch dazu hat sie wohl gerade Probleme und Sorgen zu Hause. Sie meinte auch, dass der Arzt ihre Tränen einfach mehr oder weniger übersehen hätte und ihr Fragen gestellt hätte. Dennoch wäre es ihr doch sehr unangenehm gewesen und peinlich, denn immerhin wäre sie ja kein Kind mehr.

Ich finde das dagegen gar nicht so schlimm. Es passiert sicherlich öfter mal, dass ein Patient weinen muss. Vielleicht auch wenn es ihm eben gerade psychisch nicht gut geht oder er einen schlimme Diagnose bekommt. Daher würde ich mir darum gar nicht so große Sorgen machen.

Meint ihr, dass man sich schämen muss, wenn man als Erwachsener beim Arzt in Tränen ausbricht? Denkt ihr nicht, dass dies bei Ärzten durchaus mal vorkommt? Würdet ihr euch deswegen schämen oder wäre es euch peinlich? Sollte der Arzt eurer Meinung nach dann darauf eingehen oder die Tränen lieber übersehen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Als ich wegen Atemnot in die Notaufnahme gegangen bin, habe ich auch etwas geweint. Ich hatte das ganze Wochenende Atemprobleme gehabt, schlecht geschlafen und einfach keine Nerven mehr. Morgens hatte ich mich bemüht, zu einem Allgemeinmediziner zu gehen, wurde aber überall abgewiesen, weil ich nirgendwo Patientin war.

Klar war ich da etwas fertig und das haben die in der Notaufnahme auch sofort gesehen. Es wurde auch im Arztbrief festgehalten. Daher denke ich, dass das für die Behandlung auch eine gewisse Rolle spielt und den Ärzten nicht egal ist. Es ist ja durchaus von Bedeutung bei der Einschätzung der Schwere der Symptome, ob ein Patient sie locker-lässig runterspielt, sie offensichtlich nüchtern-realistisch einschätzt oder eben so sehr darunter leidet, dass er schon total fertig ist.

Dass es ihr unangenehm war, ist schon verständlich. Ein Arzt ist kein seelischer Mülleimer, sondern primär für die körperlichen Beschwerden zuständig. Aber ich denke auch, dass es häufiger vorkommt und ein Arzt das gewohnt ist. Seele und Körper lassen sich nun mal nicht hundertprozentig trennen. Daher finde ich es auch unnötig, dass es ihr nun total peinlich ist.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Nelchen hat geschrieben:Sie meinte auch, dass der Arzt ihre Tränen einfach mehr oder weniger übersehen hätte und ihr Fragen gestellt hätte.

Was hätte der Arzt denn sonst tun sollen? Mal ehrlich, was hat deine Freundin denn erwartet? Dass er alles stehen und liegen lässt, sie in den Arm nimmt, tröstet, aufbaut und vielleicht noch eine heiße Schokolade zum Trost kocht? Dafür wird ein Arzt nicht bezahlt und wo warst du eigentlich, wenn deine Freundin so fertig ist? Mit Seelenschmerz geht man entweder zum Partner, zu einer Freundin oder aber zu einem Psychologen, aber nervt nicht den Hausarzt damit. Das spricht in meinen Augen nicht gerade für ein gut ausgebautes soziales Netzwerk, sondern eher für eine Isolation und wenig Kontakte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Man sollte sich meiner Meinung nach nie für Tränen schämen, egal wie alt. Das ist eine emotional belastende Situation gewesen, vielleicht hat sie Depressionen oder braucht auch Medikamente zur Unterstützung, damit es ihr psychisch bald besser geht. In einer Therapie ist es ja auch vollkommen normal und beim Hausarzt gibt es so etwas auch oft.

Sagen wir mal, dass der Hausarzt eine schlechte Diagnose hat, meinst du die Menschen freuen sich? Sicherlich nicht und Menschen gehen auch mit psychischen Erkrankungen erstmal zum Hausarzt bevor sie dann weitergeleitet werden. Das ist ganz normal. Vielleicht hätte der Arzt sensibler sein müssen und ihr ein Feedback geben sollen, dass das wieder wird oder was auch immer, damit es ihr nicht so unangenehm hätte sein müssen. So ganz unter den Tisch fallen lassen macht da irgendwie auch wenig Sinn.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde es normal, dass man beim Arzt manchmal in Tränen ausbricht. Ich vermute mal, dass ein Arzt das jeden Tag bei dem einen oder anderen erlebt. Mir wäre das überhaupt nicht peinlich. Ich überlege gerade, wann mir das passiert ist. Ich glaube, bei einer schweren Blasenentzündung vor einigen Jahren, weil ich wirklich starke Bauchschmerzen hatte.

Wie ein Arzt darauf eingeht, ist individuell und Anlass bezogen wahrscheinlich unterschiedlich. Mir ist ein sachlicher Arzt am liebsten und hätte es nicht so gerne, wenn er mitleidet. Aber als Patientin sind mir Tränen beim Arzt überhaupt nicht peinlich. Ich könnte nicht von vorneherein sagen, wie ich zum Beispiel bei einer Krebsdiagnose reagieren würde.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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