In Freundes Restaurant essen obwohl man die Küche nicht mag
Ein ehemaliger Kollege hat herausgefunden, dass einer seiner früheren Freunde jetzt in derselben Stadt wohnt und dort das Restaurant seiner Verwandten übernommen hat. Nun wird er zu Treffen regelmäßig dorthin eingeladen. Allerdings mag er diese Art Küche generell nicht.
Sein Freund ahnt aber nichts davon und lädt ihn regelmäßig dazu ein die neuen Speisen zu probieren. Der andere traut sich nicht zu sagen, dass ihm das Essen generell wenig zusagt, wobei er natürlich immer versucht auf der Karte etwas zu finden, das etwas neutraler ist. Jetzt überlegt er sogar, ob er die nächste Feier dort ausrichten soll, weil der andere ja sein Freund ist, auch wenn er selbst dann wenig von dem Essen hat.
Würdet ihr Freunden, die ein Restaurant oder andere Geschäfte im Bereich Essen besitzen offen sagen, dass ihr mit der Küche nichts anfangen könnt oder würdet ihr hin und wieder vorgeben, dass es euch schmeckt? Sollte man so ehrlich sein dürfen oder hättet ihr Angst, dass sich jemand gekränkt fühlt?
Ich denke, ich würde dem Lokal zu allererst einmal eine Chance geben und der Einladung nachkommen, wenn es sich schon um einen so guten Freund handelt. Immerhin weiß man ja nie, ob man nicht doch positiv überrascht wird, und eine Ablehnung von vornherein finde ich definitiv "unhöflicher" als die ehrliche Aussage nach einem Besuch, dass es nun mal einfach nicht den persönlichen Geschmack getroffen hat und dass man eher andere Spezialitäten bevorzugt. Von einem nicht ganz so erquicklichen Abendessen wird man aber auch nicht gleich sterben.
Generell denke ich aber, dass man schon irgendwo so fair sein sollte, seine wahre Meinung zu vertreten. Man sagt ja nichts persönliches gegen den Freund, wenn man die Küche des Restaurants, das ihm gehört, einfach nicht mag. So erwachsen sollte das Gegenüber schon reagieren können, dass er das auch akzeptiert. In der Gastronomie hat man es durchaus öfter mal mit anspruchsvollen, nörgelnden und regelrecht ausfallenden Gästen zu tun und muss da einiges abkönnen.
Da ist ein ehrliches, aber nüchternes Feedback noch harmlos, finde ich. Es bringt ja aber auch nichts, sich in Lügen zu verstricken und einerseits das Essen in den höchsten Tönen zu loben, andererseits aber immer wieder Ausreden zu suchen, weswegen man den Folgeeinladungen nicht nachkommen kann. Wenn dann am Ende auffällt, dass man die Speisen eigentlich furchtbar findet, ist das in meinen Augen viel verletzender.
Wenn dein ehemaliger Kollege ja immer etwas findet, dann ist es ja nicht verkehrt und dann kann man ja auch weiterhin dort essen. Aber wenn ihm die Küche in dem Restaurant so gar nicht zusagt, dann muss ich sagen, dass ich auf jeden Fall lieber ehrlich wäre. Ich finde es ja nett, dass er immer wieder dort isst und auch seine Feier dort ausrichten möchte, weil es ja sein Freund ist.
Aber man muss doch auch an sich selber denken und wenn man nicht offen zugibt, dass einem die Küche in dem Restaurant nicht wirklich zusagt, dann ist es ja klar, dass man immer wieder dorthin eingeladen wird und dass man dann da auch essen soll.
Darum finde ich es einfach fair, dem Freund das ziemlich sofort auch zu sagen, dass man es toll findet, dass er in der gleichen Stadt wohnt, dass einem die Speisen in dem Restaurant aber nicht so zusagen, weil einem diese Küche einfach nicht so schmeckt.
Wenn dein ehemaliger Arbeitskollege das nun sagt, dann kann ich mir schon vorstellen, dass sein Freund erst einmal etwas gekränkt ist, da er ihn nun schon so oft in das Restaurant eingeladen hat und natürlich davon ausging, dass es seinem Gast auch gefällt und schmeckt.
Darum finde ich es einfach sehr wichtig, dass man solche Dinge möglichst bald klärt, damit sich nicht so ein Missverständnis aufbauen kann und einfach davon ausgegangen wird, dass es schmeckt. Wenn man das direkt klärt, dann wüsste ich keinen Grund, warum ein Freund dann gekränkt sein sollte. So etwas ist doch Geschmackssache und es bedeutet ja nicht, dass man den Freund nicht mag.
Ich bin immer schonungslos ehrlich, wenn es darum geht, jemandem meine Meinung zu sagen. Wenn mich etwas wirklich stört oder beschäftigt, kann ich nicht anders und dann platzt es früher oder später ohnehin aus mir heraus, so dass ich lieber direkt die Wahrheit sage. Natürlich versuche ich aber, das Ganze sachlich zu erklären und eben so zu formulieren, dass es möglichst nicht kränkend für den anderen ist.
Ich mag beispielsweise einfach kaum noch Süßspeisen. Mein Geschmack hat sich innerhalb der letzten Jahre extrem gewandelt und ich kann mit Donuts, Kuchen und solchen Sachen kaum noch etwas anfangen. Würde mich ein Freund in seinen Donut-Laden einladen, wäre das zwar nett, aber da würde ich auch offen zugeben, dass ich generell kein Freund von so süßem Gebäck bin.
Ich finde es immer besser, so etwas so früh wie möglich zu sagen. Es ist ja komisch, wenn man schon zehnmal in einem Restaurant gegessen hat und erst beim elften mal anmerkt, dass man das gar nicht so gerne mag. Sagt man das hingegen direkt, weiß die Person aber, dass es nicht mit ihrem Essen an sich zusammenhängt, sondern allgemein mit dieser Art von Küche.
Wenn man aber doch immer etwas auf der Karte findet, was einen anspricht, ist das aber weniger das Problem. Wenn man den Besitzer kennt und sogar mit ihm befreundet ist, hat man ja meistens sogar noch die Möglichkeit, ihn nach Gerichten zu fragen, die so auf diese Weise gar nicht auf der Karte stehen, die einem vielleicht aber eher schmecken. Da kann man sich auch mal das eine oder andere Gericht zusammenbasteln, was einem eher schmeckt. Ich denke, dass es da schon genügend Optionen geben sollte, gerade in normalen Restaurants.
Für mich klingt das ehrlich gesagt nach nichts, was ich Freundschaft nennen würde. Ich habe Menschen, die es bei mir zu einer Freundschaft geschafft haben und diesen Menschen kann ich alles sagen, wirklich alles. Man kann sich gegenseitig auch mal eine Ansage machen, etwas Unschönes sagen und so weiter. Wenn also ein Freund ein Restaurant aufmachen würde, mit einer Geschmacksrichtung, die mir nicht zusagt, würde ich das klar sagen und ihn trotzdem bei allem unterstützen.
Nun ist das Kind aber schon in den Brunnen gefallen. Da ist jetzt die Frage, ob man die nächsten 20 Jahre da regelmäßig Essen gehen will oder ob man es einfach mal anspricht. Ich würde es ansprechen und auch erwähnen, dass man ihn nur unterstützen wollte. Das ist ja auch vollkommen okay, es muss einem ja nicht alles schmecken, aber eine Freundschaft sollte auf Ehrlichkeit und Vertrauen basieren.
Würde mir das ein Freund nach so langer Zeit erzählen, würde ich mich durchaus fragen, warum er das nicht eher sagen konnte und wollte. Für mich wäre das kein Problem, wenn man so etwas anspricht, aber durchaus fragwürdig, wenn man damit zu lange wartet.
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