Essay für Philosophie - Was ist der Tod?
Wir hatten den Auftrag bekommen über bestimmte Zitate oder Fragmente unter denen wir auswählen konnten, ein Essay zu verfassen. Das Zitat für das ich mich entschieden hatte, erschien für mich besonders reizvoll. Seht selbst warum:
„Was ist der Tod?”, fragte Francine Patterson ihren Schützling. Koko überlegte, dann deutete sie auf drei Zeichen:
„Gemütlich - Höhle - auf Wiedersehen.“
Auf den ersten Blick erscheint dieses Zitat nicht sonderlich spannend. Allerdings muss man dazu sagen, dass Koko eine Affendame ist! Dem Tieflandgorilla hatten Entwicklungspsychologen die Gebärdensprache beigebracht. Es war also möglich auf einer gewissen Ebene mit der Affendame zu kommunizieren. Natürlich blieb diese Chance nicht ungenutzt und neben alltäglichen Fragen konfrontierten die Betreuer Koko auch mit den Fragen, die die Menschheit seit jeher quälen. Hier nun mein Essay dazu:
Wenn man sich fragt, was der Tod ist, was ihn ausmacht und wann jemand wirklich tot im Sinne der eigentlichen Bedeutung der Abwesenheit von Leben ist, so muss man sich auch fragen, was das Leben ausmacht. Koko sagt zum Tod, er sei gemütlich. Ist dies gleichbedeutend mit der Annahme, das Leben sei ungemütlich? Wenn man also nun den Tod betrachten möchte und dieses ohne die Betrachtung des Lebens nicht möglich scheint, so muss man sich fragen, was ist denn Gemütlichkeit bzw. wie und wann erscheint uns etwas gemütlich.
Ist Gemütlichkeit ein von außen herbeizuführender Zustand, oder vielmehr eine von innen agierende Kraft, die den Menschen ins Gleichgewicht führt oder zurückbringt - kurz: ist sie Adverb oder Adjektiv? Was dem Körper physisch gemütlich erscheint, das bequeme Sofa, Omas Ohrensessel oder einfach „gemütlich im Café sitzen“, kann den psychischen Zustand der Person nicht näher beschreiben. Trotz offensichtlicher Gemütlichkeit kann die Differenz zwischen physisch und psychisch enorme Ausmaße annehmen. Da scheint es nahe zu liegen, den Zustand der von innen heraus agierenden Kraft „Gemütlichkeit“ zu erstreben, da sich dieser, vielleicht nicht auf den physischen, jedoch vielmehr auf den Zustand psychischer Zufriedenheit erstreckt.
Aber ist es nicht so, dass sich diese psychische „Gemütlichkeit“, wenn sie ihren höchsten Punkt, das absolute Ultimo der geistigen Zufrieden- und Gelassenheit erreicht hat, in jeder Handlung der betreffenden Person widergespiegelt? Wird dann das Adjektiv zum Adverb? Ist die Perfektion der Gemütlichkeit somit Tod?
Koko sagt zum Tod: „Höhle“. Ein Ort der Angst oder doch eher Zuflucht und Schutz? Ein kalter, dunkler und angst einflößender Ort oder doch eher schützender und sicherer Hort? Im menschlichen Verständnis, einerseits durch Sagen und Mythen geprägt, andererseits durch Historie und Selbsterkenntnis eines besseren belehrt worden, sind Höhlen Orte der Angst und Dunkelheit, jedoch genauso Zuflucht und Heimat.
Und wechselt diese Definition, die der Mensch von einer „Höhle“ hat, äquivalent zu seiner derzeitigen Verfassung? Ist er flüchtend, lockt die Höhle als Versteck, sucht er Herberge scheint die Höhle gut genug, doch glaubt er Herberge und Schutz gefunden zu haben, so wird ihm die Höhle als nicht erstrebenswerter Ort erscheinen. Wird diese Doppeldeutigkeit nun auf den Tod projiziert, stehen wir also vor der Frage, in welchem Zustand wir uns befinden. Sind wir auf der Flucht? Oder glauben wir Heimat und Schutz gefunden zu haben? Je nachdem nimmt also der Tod eine unterschiedliche Position ein. Wenn wir also nach der positiven oder negativen Belegung des Todes fragen, müssen wir dann nicht auch nach der positiven oder negativen Belegung des Lebens fragen?
Koko sagt zum Tod: „auf Wiedersehen“. Was bedeutet eigentlich dieses Wortgefüge? Im eigentlichen Sinne doch die Hoffnung auf ein erneutes Zusammentreffen. Jedoch wird „auf Wiedersehen“ wenn auch nur noch selten verwandt, im Allgemeinen als Abschiedsfloskel benutzt, unabhängig von dem eventuellen Wunsch nach einem erneuten Treffen. Was bleibt also in diesem Zusammenhang übrig? Doch die Hoffnung auch ein erneutes Zusammentreffen, denn die Affendame war sich sicherlich nicht der Trivialität der allgemeinen Verwendung bewusst. Es lässt sich also zusammenfassend sagen, dass Affendame Koko, ein ausgesprochen positives Bild vom Tod hat.
Das ist schon eine ganz spannende Antwort. Allerdings ist auch die Frage, welche Symbole zur Verfügung standen und wie viele der Affe davon kannte. Das würde eine solche Antwort nämlich um einiges beeinflussen und dann auch in eine Richtung drücken.
Zu den gegebenen Antworten. Gemütlich. Der Tod ist ja oft das Ende eines langen Lebens, gerade in der Natur kann man bis auf irgendwelche Feinde, die das Tier so hat, sicherlich wenig Leid sehen. Gemütlich erscheint es dann vielleicht, wenn ein Tier einfach einzuschlafen scheint. Ansonsten neigt der Mensch auch dazu zu Ruhe zu kommen, sich zu erden, wenn er merkt, dass es dem Ende zugeht. Man sucht sich den passenden Ort, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Höhle. Der Rückzug in die Dunkelheit, die Aufgabe der Helligkeit um im Ungewissen, im Dunkeln zu sein. Teilweise zieht man sich zum Sterben aber auch zurück, will seine Ruhe, will eine Stätte für sich alleine, vielleicht ist das eine Höhle. Eine Höhle hat zudem Begrenzungen, sie ist zu einer Seite sicher offen, aber man sieht das Ende nicht, man weiß nicht was da kommt, was da sein kann und ob es einen Ausweg gibt.
Auf Wiedersehen. Tod ist ein Abschied, ob er für immer ist, das kann einen keiner sagen und je nach Religion ist das ja auch unterschiedlich in der Ansicht. Tod ist für mich endlich, ein letztes Verabschieden.
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