Wie den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördern?
Die Union fordert das so genannte "Gesellschaftsjahr" für Schulabgänger und meint, dass das den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördern würde. Andere Menschen wiederum befürchten, dass die Flüchtlingskrise die Gesellschaft spalten könnte. Wie könnte man eurer Ansicht nach den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördern?
Welche Maßnahmen und Strategien wären da sinnvoll? Oder meint ihr, das kommt von ganz alleine und dass man sich da nicht (politisch) einmischen sollte? Meint ihr, dass der Zusammenhalt in der (deutschen) Gesellschaft nicht stark genug ist? Welche Indikatoren sprechen dafür?
Um wirklich fundiert eine Meinung über den langfristigen Zusammenhalt in der Gesellschaft entwickeln zu können, müsste man vermutlich mehrere Menschenleben alt werden. Andererseits bin ich aber auch mittlerweile alt genug, um zu konstatieren, dass schon in meiner frühesten Jugend die Leute klagten, "früher" sei der Zusammenhalt viel besser gewesen. Ich persönlich habe aber nicht das Gefühl, dass sich da in den letzten 30 Jahren signifikant etwas geändert hat.
Natürlich ist die Vereinsamung ein Problem, die hohe Scheidungsrate, das Auseinanderbrechen von Familien, die niedrigen Geburtsraten bei manchen Schichten, die Entfernung der familiären Generationen, aber das touchiert ja nur den Zusammenhalt einer ganzen Gesellschaft. Ich weiß generell gar nicht so richtig, wie dieser überhaupt aussehen sollte. Ein Zwangsjahr im sozialen Bereich für Schulabgänger sehe ich jedenfalls nicht als die Lösung an, was sollte das schon ändern? Das gab es doch früher und da war der Zusammenhalt auch nicht besser.
Ich glaube, es bleibt dem einzelnen Bürger überlassen, sich in die Gemeinschaft einzubringen, wenn er Veränderung wünscht. Irgendeine politische Steuermöglichkeit sehe ich da nicht. Und Angebote auf allen möglichen Ebenen, wo man Hilfe anbieten oder bekommen kann, gibt es genug. Die generelle Bereitschaft der Menschen anderen Menschen zu helfen, hat sicher nicht abgenommen und es gibt nur für einzelne vielleicht zu wenig Gelegenheiten oder niemand tritt an sie heran und bindet sie aktiv ein.
Das frage ich mich auch. Junge Leute dazu zu zwingen, ein Jahr lang die Jobs zu machen, die die Mehrheit der Gesellschaft nicht machen will, oder zumindest nicht zu den aktuellen Bedingungen, kann schon mal nicht die Lösung sein. D Aber der "Zusammenhalt" ist hier sowieso nur vorgeschoben - jeder Depp sieht ja, dass es hier darum geht, den Arbeitskräftemangel in der Pflege und in Sozialberufen durch eine Schwemme ungelernter und unmotivierter Hilfskräfte zu beheben, was weder dem Ansehen der Branche noch den professionellen Mitarbeitenden noch den Menschen etwas nützt, die diese Dienstleistungen brauchen.
Eine Patentlösung habe ich auch nicht, und ich frage mich sowieso, ob es jemals eine Gesellschaft gegeben hat, die gut zusammengehalten hat oder ob die diversen Gräben nicht unvermeidbar dazugehören und man nur versuchen sollte zu verhindern, dass sich zu große Teile der Bevölkerung komplett abkoppeln und sich Parallelgesellschaften bilden, die ihre eigenen Spielregeln bestimmen.
Ich selber habe eher den Eindruck, dass es zumindest von der bürgerlichen Mehrheit gewünscht ist, dass "gewisse Leute" unter sich bleiben und ein Zuviel an Zusammenhalt gar nicht so dringend sein muss. Da wohnen dann die "falschen" Leute im gutbürgerlichen Wohnviertel, die Schulen und Vereine werden ein bisschen zu "divers", irgendwelche Hippies gurken mit Lastenrädern rum und am Ende soll man noch die Reinigungskraft im Büro grüßen und mit Namen kennen. Ich habe eher das Gefühl, dass den meisten Leuten ganz lieb ist, dass es Gräben gibt zwischen Alt und Jung, Arm und Reich, Divers und Konservativ. Sprich, Zusammenhalt ja, aber nur wenn man selber mehr davon profitiert als die anderen.
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