Als Eltern Kindern Bücher geben, die selbst gelesen wurden?
A ist schon etwas älter und hat einen 16 jährigen Sohn, der er alleine erzieht, weil seine Mutter verstorben ist. Nun ist es so, dass A seinen Sohn schon sehr intellektuell erzogen. Der Sohn redet sehr gestochen und nicht wie ein typischer 16 jähriger. Auch bekommt der Sohn Klarinetten Unterricht und sieht auch ein wenig altbacken aus. In unspektakulären Jeans und Hemden und einer Nerd Brille. Er sticht bei anderen Jugendlichen seines Alter durchaus schon heraus.
A gibt seinem Sohn auch immer nur Bücher zum lesen, die er selbst auch gelesen hat oder lesen würde. Was anderes kommt ihm da an Literatur nicht ins Haus. Er hat seinem Sohn vor kurzem ein Buch über das Leben von Mozart geschenkt. Wenn man das als Außenstehender mitbekommt, so hat man doch das Gefühl dass der Junge in eine Rolle gedrängt wird und sich gar nicht selbst entwickeln kann. Der Sohn sagt natürlich nichts und eben auch nicht, dass er vielleicht lieber ganz andere Bücher lesen möchte.
Ich würde meinen Kindern durchaus auch Bücher zum lesen anbieten, die ich selbst als Kind gelesen habe. Ich würde das aber auf keinen Fall zur Voraussetzung machen, dass meine Kinder ein bestimmtes Buch lesen dürften oder auch nicht. Ich würde natürlich darauf achten, was sich meine Kinder an Lesestoff aussuchen, aber ich finde, dass sie da schon selbst entscheiden sollen und eben auch Lust darauf haben sollten, dass Buch zu lesen. Würdet ihr euren Kindern nur Bücher zum lesen geben, die ihr selbst gelesen habt oder selbst lesen würdet?
Mein Kind darf alles lesen, was er lesen mag. Natürlich werde ich ihm auch Bücher kaufen oder schenken, die ich selber mal gelesen habe und die ich gut gefunden habe, aber wenn die nicht ankommen dann ist es eben so und ich werde ihm deswegen andere Bücher nicht verbieten. Es ist nun mal auch eine andere Generation und ich habe absolut keine Lust meinen Sohn in eine Rolle zu drängen. Er darf und wird das machen, worauf er Lust hat, wenn es um solche Dinge geht.
Ich bin da ziemlich realistisch. Die Chance, dass mein Nachwuchs gerne liest steht doch bei 50:50. Ich bin zwar eine absolute Leseratte und habe schon als Kind alles gelesen, was mir in die Finger kam, in dieser Hinsicht komme ich nach meinem Vater und meinem Großvater und es liegt definitiv in der Familie. Mein Partner ist aber das absolute Gegenteil und in seiner Familie liest absolut niemand gerne und eigentlich nur, wenn es unbedingt notwendig ist aber nicht zum Zeitvertreib und zu privaten Bildungszwecken.
Wenn mein Kind also eher nach der Familie meines Partners kommen würde und damit kein wirkliches Interesse am Lesen hätte, würde ich ihn bestimmt nicht dazu zwingen wollen und schon gar nicht "meine" früheren Bücher in die Hand drücken, die es dann lesen soll. Mein Kind sollte selbst entscheiden dürfen, ob es lesen möchte und was es lesen möchte. Ich würde ihm da nicht reinreden wollen.
Wenn es darum geht, dass man als Elternteil den Inhalt von Büchern als Gesprächsthema haben möchte, geht es doch auch anders herum. Wenn das Kind dann gerne liest und dann auch andere Bücher liest als man selbst gelesen hat, kann man diese Bücher als Eltern doch auch lesen und anschließend mit dem Kind darüber diskutieren und den Inhalt analysieren. Ich finde nicht, dass ein Kind zwingend das lesen sollte, was die Eltern für gut befinden.
So etwas finde ich immer schon etwas komisch, wenn ich ehrlich bin. Sicher verstehe ich es, dass der Vater es weiter geben möchte, was ihm an Literatur gefallen hat, aber dieser Zwang muss doch nicht sein. Gerade mit 16 muss man sich doch auch selber entwickeln und nicht nur immer das machen und eben auch lesen, was die Eltern oder in dem Fall eben der Vater für richtig befindet.
Das finde ich immer schade, wenn Eltern etwas gutes tun wollen und dabei doch auch die selbstständige Entwicklung des Kindes behindern. Dass man die Bücher an die Kinder weiter gibt oder eben Tipps gibt, was einem selber gut gefallen hat, das verstehe ich ja. So hat es meine Mutter bei meinen Kinderbüchern auch gemacht. Aber dabei muss man eben auch akzeptieren, wenn das Kind etwas anderes oder sogar gar nicht gerne lesen möchte.
Ich finde schon, dass man als Eltern ruhig Vorschläge machen kann, was Bücher angeht. Es ist doch schön, wenn das Kind selbst auch gerne liest, so dass man sich da auch austauschen kann. Von daher finde ich es auch gut, wenn man dem Kind vielleicht auch einige Bücher vorschlägt und zeigt, die man selbst gut fand. Die Wahrscheinlichkeit ist ja auch gegeben, dass das Kind die Bücher dann auch gerne mag.
Allerdings würde ich auch sagen, dass es eben nur Vorschläge sind. Natürlich kann der Junge auch andere Bücher lesen, wenn er es möchte. Das würde ich auch direkt so sagen. Vielleicht ist er ja auch sehr schüchtern und traut es sich nicht, seinem Vater zu sagen, dass er lieber Harry Potter oder so etwas lesen will. Vielleicht hat er ja Angst vor der Reaktion des Vaters und dass er solche Bücher dann auch als Schund abtun würde. Das kann ja durchaus sein, wenn der Vater eben eher keine klassischen Romane liest.
Wenn der Sohn aber die Bücher von selbst auch lesen möchte, ohne dass er sich gezwungen dazu fühlt, ist das ja auch in Ordnung. Natürlich würde man bei einem Jugendlichen einen eher Büchergeschmack vermuten, aber schlimm ist das ja auch nicht. Es ist doch gut so, dass er liest und nicht seine gesamte Freizeit vor dem Fernseher verbringt.
Ich denke man sollte als Elternteil schon die Kontrolle darüber behalten was sich der Nachwuchs aussucht an Lesestoff. Denn nicht alles ist auch für jedes Alter wirklich geeignet und kann dann zu anderen Problemen führen. Aber das ich meinem Kind nur Bücher geben würde die ich für gut befinde und die ihn intellektuell bilden könnten, würde ich nicht machen. Sicherlich wäre hin und wieder auch solch ein Buch mit dabei weil ich die entsprechende Allgemeinbildung als wichtig im Leben ansehe, aber eben nicht nur ausschließlich.
Ich war schon vor der Schule von Büchern begeistert und meine Eltern besitzen noch zahlreiche Bücher aus ihrer eigenen Jugend, die sie immer wieder gerne gelesen haben. Natürlich fanden diese zum Teil in recht altmodischen Settings statt, mit denen ich mich nicht unbedingt identifizieren konnte, aber ich fand die Geschichten trotzdem toll und habe fast all diese Bücher verschlungen.
Wir besitzen sie immer noch und wenn sich beim Nachwuchs Leseratten hervortun, werden diese Bücher wieder weitervererbt. Die meisten Geschichten sind vom Inhalt her zeitlos schön zu lesen und auch bei jenen, die heutzutage eher Unverständnis hervorrufen, war es für mich schon interessant zu sehen, wie viel anders man über manche Dinge damals gedacht hat.
Ich denke, dass man mit 16 schon allmählich anfängt, sich selber zu überlegen, ob man Klarinette spielen und Mozart-Biografien lesen will oder nicht. Ich finde es auf leicht kranke Art geradezu rührend, anderer Leute Kinder in dem Alter machen Kinder, und der Bub kriegt seinen Lesestoff noch reguliert. Das sollte sich mittlerweile schon von alleine erledigt haben.
Ich selber habe als Kind und Jugendliche eben gelesen, was damals modern war, und als unersättliche Leseratte auch etliches, was ich heute als ziemlichen Schund ansehe, von TKKG bis zu den Pferdereihen aus dem guten, alten Schneider-Verlag. Hätte ich lesebeigeisterte Kinder im entsprechenden Alter, dürften die sich natürlich gerne an dem Kram bedienen, der bei mir noch irgendwo in Kisten gelagert ist. Und falls sich irgendwelche Spezialinteressen von Mozart bis Gartenbau abzeichnen, hätte ich kein Problem damit, die junge Generation mit der entsprechenden Literatur zu versorgen.
Aber viele Bücher, die ich in jungen Jahren geliebt habe, sind auch einfach nicht mehr aktuell und vermitteln sehr seltsame Werte und Ideen, die sich einfach überlebt haben. Gerade diese Schinken würde ich der heutigen Jugend nicht mehr aufs Auge drücken. Davon abgesehen dürften Kinder und Jugendliche bei mir im Prinzip lesen, was sie wollen. Der relative Schund damals hat mir auch nicht geschadet, sondern im Gegenteil eher unterhaltsame Stunden beschert.
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