Unterstützt ihr die Ukraine? Wie unterstützt ihr?
Momentan ist Krieg in der Ukraine. Nun sieht man das den ganzen Tag im Fernsehen und hört auch immer wieder von den Schicksalen. Mich macht das unglaublich traurig und zugleich sehr wütend, dass solche Sachen in heutiger Zeit immer noch sein müssen widerspricht meinen Vorstellungen von einem guten Zusammenleben und einem Leben, was auch eine Zukunft haben kann.
Nun gibt es in der Ukraine viel Elend und einen hohen Bedarf an Sach- und Geldspenden. Selber habe ich Geld gespendet, aber würde gerne noch Sachspenden in die Ukraine schicken, wobei ich gar nicht weiß wie das organisiert ist. Selber fahren würde ich auf keinen Fall, da ich Kinder habe und auch wenn es egoistisch klingt, würde ich denen ungern die Eltern nehmen. Wie unterstützt ihr die Ukraine oder meint ihr, dass das gar nicht eure Aufgabe ist? Findet ihr es wichtig zu helfen oder ist es euch egal und auf welchen Wegen helft ihr?
Jedenfalls nicht mit Altkleidern, so viel steht fest. Ich kann den Drang mancher Leute, die Skianzüge aus den Achtzigern aus dem Keller zu kramen, kaum dass mal wieder irgendwo die Hütte brennt, nur sehr bedingt verstehen. In vielen Fällen sind "Sachspenden" unserer wohlstandsverwahrlosten Spießergesellschaft schon lange nichts anderes als Müllentsorgung mit gutem Gewissen.
Ich finde es auch eher lächerlich, mit dem Verweis auf "eigene Kinder" nicht selber ins Kriegsgebiet fahren zu wollen. Was willst du denn da als unbedarfte Zivilistin? Ressourcen verbrauchen, die die Leute dringender brauchen, die eigentlich weg wollen, aber unter Dauerbeschuss leider festsitzen? Ich habe keine "eigenen Kinder", bin aber auch nicht der Meinung, dass Kriegs- und Krisengebiete als Spielplatz für "freiwillige Helfer" geeignet sind. Besonders für die ohne Nahkampfausbildung.
Und mittlerweile kann man ja auch innerhalb der eigenen Ortsgrenzen sehr schön "unterstützen". Ich muss zugeben, dass ich den Geldbeutel noch nicht allzu weit aufgemacht habe, aber die Leute werden auch noch in ein paar Wochen und Monaten Geld brauchen, wenn die erste Welle des Aktionismus schon wieder abgeflaut ist. Und davon abgesehen werde ich mich wohl bei der Gemeinde erkundigen, ob ich irgendwem beim Deutschlernen oder Formulare ausfüllen helfen kann. Versorgungsgüter sind nämlich nur ein Teil der ganzen Maschinerie, und die Menschen sind nicht nur Verschiebungsmasse, die man bündeln, verteilen und irgendwo aussetzen kann und gut ist.
Bei uns ist das relativ gut organisiert, also fast gut. Es hat etwas gedauert, bis es eine Doodle Liste gab, in die man sich für ein Zeitfenster eintragen kann. Es gibt also jetzt eine Doodle Liste, so wie es schon 2015 der Fall war. In die kann man sich in Zeitfenster eintragen und auch die Aufnahmeeinrichtung wählen. Davon gibt es hier einige.
Ich habe mich erstmal für die heutige Nachtschicht für eine Einrichtung hier in der Nähe eingetragen, die ich fußläufig erreichen kann, und zwar für allgemeine Hilfsaufgaben. Man kann sich auch als medizinischer Helfer oder für Dolmetscheraufgaben eintragen. Ich finde das System ganz gut, weil immer eine bestimmte Anzahl von Leuten gesucht wird und wenn das Zeitfenster voll ist, jeweils viereinhalb Stunden, kann man sich nicht mehr eintragen. Das geht alles online.
Es gibt auch Listen, welche Sachspenden an welchen Orten gesucht sind. Und es ist genau beschrieben, in welchem Zustand diese Sachspenden sein müssen, damit sie angenommen werden. Babyfläschchen oder Schnuller zum Beispiel müssen neu und original verpackt sein, Decken sauber, also frisch gewaschen. Wobei ich mich wundere, dass hier anscheinend nicht genügend Spenden von DM, Rossmann und Co. ankommen. Die könnten doch große Mengen spenden und so gleichzeitig etwas für ihr Image tun.
Mir fällt noch was ein. Bei uns gibt es auf nebenan.de eine extra Sparte Ukraine. Hier hat zum Beispiel eine Familie geschrieben, dass sie einen alten ukrainischen Herrn aufgenommen haben und einen Laptop für diesen sucht, sowie russischsprachige Bücher. Außerdem fragt sie, ob andere Ukrainer in der Nähe wohnen, damit dieser Mann, mit dem sie sich gar nicht verständigen können, Kontakte bekommt.
Also könntest du mal bei nebenan.de schauen, ob du sehr direkt helfen kannst. Aber wahrscheinlich wird man da eher in größeren Städten fündig.
Tatsächlich haben wir die Ukraine über eine unserer Ultra-Gruppierungen im Fußball Verein unterstützt. Wir haben dort entsprechend ihrer Liste alles mitgebracht, was benötigt wird und zur Not auch unsere Fahrdienste angeboten, um mit einem 7-9 Sitzer beispielsweise nach Polen zur Grenze zu fahren und mitzunehmen, wer da raus möchte. Klingt komisch, aber mehr kann ich beim besten Willen ja auch nicht tun.
Ich mag es bevorzugt, Hand anzulegen und Spenden wirklich in Sachform zu geben. All unsere Spenden kamen an, etliche Menschen kamen im Gegenzug noch zurück und jedes Wochenende wird dies derzeit so wiederholt. Wir reden hier bei den Ultra-Gruppierungen, die u.a inkludiert sind von jungen Menschen die teilweise 18-25 Jahre sind, wo sonst immer so mies drüber geredet wird, aber in diesem Fall machen die Jungs einen mehr als erwachsenen Eindruck! Das klappt hervorragend.
Auch Tierfutter empfehle ich bei Sachspenden immer mit zugeben! Denn viele haben selbstverständlich ihre geliebten Haustiere mitgenommen, aber sie sind nicht in der Lage, sie artgerecht aufgrund des Mangels an Nahrung vor Ort zu verpflegen.
Bei Geldspenden bin ich immer arg vorsichtig. Nur weil ich gut verdiene, verschenke ich es nicht! Da zu viele schwarze Schafe schon jetzt wieder im Umlauf sind, sind Sachspenden und Hilfe in Form von Mitfahrgelegenheiten sowie bei Gängen mit den Ämtern mehr als ich möglich machen kann. Für Kinder weiß ich indes auch sofort die Stellen, wo Kita-Plätze möglicherweise vorübergehend freigehalten werden usw.
Ich finde Geldspenden sehr sinnvoll, wenn man der Organisation, der man spendet, vertraut. Hier in der Unterkunft in meiner Nähe gibt es so viele Helfer, dass es für mich schon seit einigen Tagen gar kein Zeitfenster zu finden ist, wo ich helfen kann.
Ich habe leider kein Geld zu spenden. Es gibt so viele Sachspenden, die nicht sinnvoll sind und nur Platz wegnehmen, wie etwa alte Sommerschuhe, Hunderte von Plüschtieren und sehr viel Kleidung. Dafür wird nach anderen Dingen immer wieder gefragt, wie zum Beispiel Powerbanks. Die werden nie durch Sachspenden hereinkommen, könnten aber von Geldspenden gekauft werden.
Bei dem Unternehmen, wo mein ältester Sohn arbeitet, verdient jeder recht gut. Die Mitarbeiter dort haben im Schnitt jeweils 5000 Euro gespendet. Damit kann man ganz schön viel anfangen, denn das Catering in den Unterkünften ist ja auch nicht gerade billig.
Ramones hat geschrieben:Selber fahren würde ich auf keinen Fall, da ich Kinder habe (...)
Man kann das Ganze auch wesentlich weniger dramatisch ausdrücken. Ich würde da nicht hin fahren weil ich keinerlei Erfahrung in Kriegsgebieten habe, weil ich vielleicht zwanzig Wörter Russisch spreche und weil ich den Leuten, die für solche Einsätze ausgebildet sind schlicht und einfach nicht im Weg stehen wollte.
Ich kenne Leute, die an die polnische Grenze gefahren sind um den Flüchtlingen zu helfen, die dort angekommen sind. Aber die Leute haben dort in der Region Familie, sprechen Polnisch und haben sich auch erst mal mit den lokalen Organisationen kurzgeschlossen bevor sie in blindem Aktionismus mit einem LKW voll alter Klamotten los gefahren sind.
Wir haben in meiner Firma zusammen mit Firmen, die im selben Industriegebiet sitzen, erst mal Büromaterial für Kinder organisiert, die teilweise ohne Eltern hier in Heimen angekommen sind und schnell ins Schulsystem integriert werden sollen. Und wir haben auch Geld gesammelt.
Und ich wurde jetzt schon zwei Mal gefragt, ob ich nicht vielleicht Tierfutter organisieren könnte weil ich gute Kontakte zum Tierheim habe. Anscheinend haben es relativ viele Leute geschafft ihre Haustiere mitzunehmen. Das werden wir nächste Woche mal besprechen wie wir das am Besten machen, dass wir Futterspenden sammeln und möglichst unkompliziert an die Betroffenen weiter leiten.
Ich würde wirklich gerne helfen und suche auch immer wieder, wie auch wir helfen könnten. Aber überall gibt es nur Absagen. Geld, Geld, Geld - sonst wird nichts benötigt, etwas anderes will man hier auch nicht haben. Insbesondere will man absolut keine Sachspenden!
Wir haben besprochen, dass wir einen unserer Bastelräume für Flüchtlinge zur Verfügung stellen könnten. Es ist ein gefliester Kellerraum mit Heizung und Fenster, die Wand ist in hellgelb gestrichen. Wir hätten im Keller auch ein WC mit Toilette und Waschbecken. Zum Duschen müsste man dann wohl ins nahegelegene Schwimmbad.
Aber das ist nicht gewünscht. Von Vermieterseite dürften wir das Zimmer nur dann mit einen Flüchtling belegen, wenn wir eine Blankogarantie für alle eventuell auftretenden Schäden abgeben und zudem eine Einverständniserklärung aller 42 Mietparteien beibringen, dass sie die dadurch höheren Kosten für Allgemeinwasser tragen würden! Einen Pauschalbetrag könne er nicht abrechnen.
Eine solche Einverständniserklärung ist unmöglich, auch weil derzeit einige Wohnungen leer stehen. Und eine Blankogarantie für eventuelle Schäden ist bei diesem maroden Haus lachhaft. Aber auch aus anderen Gründen ist es unmöglich, dass hier Flüchtlinge zumindest kurzzeitig unterkommen, denn die Gemeinde sucht ausschließlich vollständige Wohnungen. Für Zimmer etc. gibt es keinerlei Hilfen und nur kurzzeitig will man dort auch nichts haben.
Wir waren dann am Überlegen, ob wir als ehrenamtliche Helfer vielleicht helfen könnten. Wir kennen viele Leute, können recht gut organisieren, wüssten auch, wie wir übersetzen könnten mit Smartphone etc. Aber auch das dürfen wir nicht. Wie auch alle anderen Hausbewohner gehören wir zu Risikogruppen (bezogen auf Covid 19) und sind daher nicht erwünscht und sollen davon absehen, ehrenamtlich zu helfen.
Ich bastle viel und gerne richtig schöne, hochwertige Grußkarten. In Videos wurde gesagt, dass man so etwas doch auch spenden könne für wohltätige Flohmärkte, damit Geld zusammen kommt für die Flüchtlinge. Doch egal, wo ich gucke: So etwas ist auf keinen Fall erwünscht, so etwas will keiner, ich soll meinen "Plunder" behalten. Und hier in der Gegend gibt es auch keinen Flohmarkt etc., wo etwas verkauft wird, um es dann zu spenden.
Insofern: Tatsächliche, echte Hilfe ist nicht erwünscht. Ich habe ganz stark den Eindruck, dass man hier möglichst keine Flüchtlinge aufnehmen will und alles tut, um abzuschrecken. Ich denke, dass es auch nicht unbedingt ein Zufall ist, dass im Rathaus einer der drei für die Flüchtlinge zuständigen Beamten einer ist, der immer wieder wegen seiner sehr negativen Äußerungen gegenüber Ausländern aufgefallen ist und diese auch gerne mal hinter verschlossenen Türen anschreit, weil sie seine Formulare nicht korrekt ausgefüllt haben. So hallte es zumindest laut über den Flur.
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