Welche Kinderbücher vermitteln die richtigen Werte?

vom 19.03.2022, 19:57 Uhr

Laut Tatiana Warchola - Mutter von zwei Kindern und App-Gründerin von "HiFamilies" - sind in viel zu vielen Kinderbüchern die Hauptfiguren weiß bzw. hellhäutig. Außerdem werden gerade in traditionellen Erzählungen die Jungen als stark und mutig dargestellt und die Mädchen als schwach und ängstlich. Die Jungen sind Ritter, Prinzen und Piraten während die Mädchen oft als Prinzessinnen/Feen dargestellt werden, die nicht ohne Hilfe klar kommen und gerettet werden müssen.

Ihrer Meinung nach sollten Kinder schon früh mehr Diversität erfahren, weg von bisherigen Klischees rund ums Geschlecht, Hautfarbe, Kultur, Religion oder sozialer Herkunft. Sie rät Eltern bei der Auswahl von Kinderbüchern auf die Erzählung zu achten, ob diese die Werte widerspiegelt, welche man seinen Kindern mit auf den Weg geben will. Die Originalversion von "Die kleine Meerjungfrau" nennt sie dabei zum Beispiel als Negativbeispiel, da sich diese für einen Prinzen opfert der im Grunde genommen nichts für ihre Liebe getan hat.

Buchempfehlungen gibt es in ihrem Beitrag auch. Gute gefallen ihr zum Beispiel die Bücher "Weil du einzigartig bist, kannst du alles schaffen", "Männer weinen" und "Der größte Schatz der Welt".

Findet ihr auch, dass viele Kinderbücher zeitgemäß nicht die richtigen Werte/Einstellungen vermitteln? Welche Bücher könnt ihr empfehlen, in denen die Erzählungen eine gute Botschaft mit auf den Weg geben? Darf für euch trotzdem auch mal eine Geschichte "altes Klischee" bedienen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke, dass es heutzutage auch gar nicht so leicht ist, immer alles zu vermitteln und es jedem recht zu machen. Immerhin fühlt sich doch heute auch jeder sofort angegriffen und man muss jede Aussage bis über 20 Ecken überdenken. Dennoch gibt es auch ganz tolle Bücher, die gute Werte vermitteln. Ich mag die Bilderbücher von Bright und Field. Besonders Kimi Koala liebt meine Tochter sehr. Da wird dann vermittelt, dass man sich etwas trauen soll, man zusammen halten soll und man ruhig auch mal etwas wagen soll.

Ansonsten fällt mir da auch das Buch Steinsuppe ein. Da wird mit dem Vorurteil des bösen Wolfs gespielt, aber in dem Fall ist er eben nicht so, sondern lieb. Heutzutage kann man da ja auch einfach mal googeln und nachsehen, was andere zu dem Buch so meinen und die Kritiken kann man sich ja durchlesen und dann entscheiden, was man kaufen möchte und was nicht.

Werte sollten ja auch nicht immer nur mit Büchern vermittelt werden, sondern durch die Eltern selber, das Vorleben und das was man dann auch zu seinem Kind sagt. Ein klassisches Beispiel ist Hänsel und Gretel. Mein Neffe hat das mal vorgelesen bekommen und dann furchtbar angefangen zu weinen, weil er dann meinte, dass alle Eltern das so machen würden und er doch im Wald gar nicht klarkommen würde.

Die Geschichte vermittelt sicherlich auch nicht die besten Werte und dennoch kann man dann darüber reden und auch erklären, dass sich das irgendwann jemand ausgedacht hat und dass man das Kind nie irgendwo alleine im Wald lassen würde. Die ganzen Klassiker sind ja recht grausam geschrieben, aber das war da eben so und man kann das versuchen irgendwie positiv zu bewerten oder zieht sich nur das Schlechte heraus.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Die aktuellen Kinderbücher kenne ich mangels Kindern nicht im Detail, aber es existieren ja genügend Statistiken, die Kindermedien darauf abklopfen, wie es mit der Diversität aussieht. Und allem Anschein nach ist die Hauptfigur bei dem Mainstream-Kram immer noch ein weißer Mittelschicht-Knabe, der Abenteuer erlebt oder ein weißes Mittelschicht-Mädchen, das, ähm, zum Ballett will oder so was.

Und dass "Grimms Märchen" sowieso nie für Kinder gedacht waren, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Es gibt heute genug interessante und zeitgemäße Kinderbücher, in denen niemand ausgesetzt, vom Wolf gefressen, sexuell missbraucht oder zur Hausarbeit bei kleinwüchsigen Bergleuten rekrutiert wird, sodass wir "Hänsel und Gretel" endlich mal stecken lassen könnten.

Aber auch abgesehen von Dornröschen geht es in der Kinderliteratur oft genug immer noch zu wie in den 1970ern, was man ja auch daran erkennt, dass die wenigen Ausnahmen lang und breit hervorgehoben und gefeiert werden, etwa, weil eine Figur in einem Kinderbuch ausnahmsweise erkennbar Afrohaare oder "zwei Papas" hat. Dabei brauchen Kinder Identifikationsfiguren in den Medien, und es gibt nun mal nicht nur weiße, fußballspielende Buben.

Aber es kommt natürlich vor allem darauf an, was die Eltern für die "richtigen Werte" halten. Ich habe eher den Eindruck, dass meine Generation hier eher wieder zum Konservativen umschwenkt und beispielsweise gar nicht will, dass Sohnemann fürsorglich und sozial eingestellt ist oder einen ausgeprägten Sinn für das Schöne hat. Wenn er mit drei mit Puppen spielt, ist das gerade so noch ok, aber wehe, er will mit acht ins besagte Ballett!

Oder was die Klischees und ihr Gegenteil sonst so hergeben. Und wenn man die entsprechenden Eltern fragt, sind sie natürlich der Überzeugung, die "richtigen Werte" zu vermitteln. Dann sieht es mit "Männer weinen" im Kinderbuchregal naturgemäß eher schlecht aus.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Was sind denn "richtige" Werte und Einstellungen? Und muss man die zwangsläufig über Bücher vermitteln? Ich meine, kann "Männer weinen" es wirklich richten, wenn man vom eigenen Vater kein entsprechendes Männerbild vorgelebt bekommt?

Und was bringt es wenn "Die kleine Meerjungfrau" als ganz böse aus dem Kinderzimmer verbannt wird aber ich mir als Mädchen keine "Star Wars" Schultasche aussuchen darf, weil das was für Jungen ist und die Schultaschen für Mädchen stehen da drüben, wo es rosa leuchtet? Es gibt nicht nur alte Klischees, die bedient werden, sondern auch neue Klischees und die sind nicht unbedingt besser als die alten.

Ich habe nun keine Kinder und muss mir darüber keine Gedanken machen, aber ich würde Kindern bestimmt nicht schon ganz früh die Lust am Lesen nehmen wollen indem ich ihre Bücher zensiere. Wenn ein Mädchen gerne Bücher über Feen liest und ein Junge auf Piraten steht dann würde ich denen nichts aufzwingen wollen, was ich als pädagogisch wertvoller erachte.

Diversität im Alltag leben macht für mich mehr Sinn als sich nur theoretisch damit zu befassen, weil es dann halt doch nicht die Schule in dem Problembezirk sein soll für das Wunschkind.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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