Bei verschwundenen Kindern immer den Eltern Schuld geben?

vom 20.03.2022, 10:50 Uhr

Jedes Jahr verschwinden sehr viele Kinder. Mal sind diese Kinder für ein paar Stunden, auch mal Tage weg und manche Kinder tauchen nicht mehr auf. Ich sehe mir gerade eine Dokumentation über den Fall Peggy an und da wurde dann eben auch gesagt, dass man sofort auch die Mutter verdächtigt hat, sie vernachlässigt zu haben und ihr die Schuld in gewisser Weise zugeschoben hat. Fair finde ich das persönlich nicht.

Ich meine es ist doch in vielen Haushalten so, dass die Eltern beide arbeiten und wenig Zeit für die Kinder haben, aber dann eben das Beste aus dieser wenigen Zeit machen. Wenn dann das Kind verschwindet, dann heißt es, dass man zu wenig Zeit miteinander hatte und so weiter. Auch bei Ausreißern kann man das immer lesen, wenn solche Artikel dann in sozialen Netzwerken geteilt werden, dass man dann fragt was denn da zu Hause vorliegen muss, dass das Kind abhaut. Ich bin durchaus der Meinung, dass man als Teenager auch durchaus mal blöde Entscheidungen treffen kann, auch mit einem guten Elternhaus.

Findet ihr es fair, dass man sofort von einem schlechten Elternhaus ausgeht und da die Verdächtigen sucht? Gibt einem das Leben insofern recht, dass ein sich wohlfühlendes Kind von zu Hause nicht weggehen würde? Was passiert in euren Köpfen, wenn ihr Vermisstenanzeigen von Teenagern oder Kindern lest? Stellt ihr euch die Frage, wie da das Elternhaus ist?

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Über Schuld oder Gründe denke ich da nicht nach. Ab und an schaue ich mir den Artikel mal mehr näher an, der da geteilt wurde und stelle sehr häufig fest, dass diese dann schon einige Jahre alt sind und das Kind lange wohlbehalten wieder zu Hause ist. Da frage ich mich höchstens, wie man so unbedarft sein kann und alles einfach so weiter verteilt.

Ab und an sehe ich auch mal Suchmeldungen, die direkt von der Polizei stammen und da sind es meist Teenager, welche dann sogar in Heimen leben, die aktuell gesucht werden. Es dauert da aber auch meist nicht lange, bis dann Entwarnung kommt, dass sie gefunden worden.

Und dann gibt es noch die privaten Suchmeldungen. Wo ich mich dann immer frage, ob denen, die es online gestellt haben und den Verteilern eigentlich die rechtliche Lage dazu klar ist. Denn der Gesuchte könnte reich von der Theorie her die Leute danach verklagen, weil sein Bild im Internet verteilt worden ist.

Ansonsten gehe ich immer davon aus, dass ein Ausreißer auch seine Gründe dafür haben muss, wenn nicht gerade eine psychische Erkrankung vorliegt. Ob diese Gründe aber im Wohnumfeld liegen, im Freundeskreis oder was auch immer vorgefallen sein mag, darüber denke ich schon wieder nicht mehr nach. Nicht weil mir die Empathie dazu fehlen würde, sondern weil es mich schlichtweg Zeit kosten täte, die ich anderweitig besser verbringen kann. Und die Gründe gehen auch Außenstehende nichts an.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Nein, ich bin nicht so brunz dumm zu glauben, dass Kinder deswegen (extrem selten, aber immer noch schlimm genug) entführt und ermordet werden, weil die Eltern "beide arbeiten".

Ist ja klar, wenn Mutti die kleine Sabine mit dem SUV täglich bis ins Klassenzimmer fahren kann, ist die Wahrscheinlichkeit nicht so groß, dass sie irgendein Irrer auf dem Schulweg in den Kofferraum zerrt. Aber um Himmels willen, dieser Sexismus! Wenn Mutti arbeiten geht, ist sie prinzipiell an allem schuld, egal ob irgendein Irrer ihr Kind anfährt, entführt oder ob es auf dem Heimweg trödelt.

Und wenn die lieben Kleinen nicht mehr so leicht entführt werden können, sondern schon selber abhauen, denke ich eigentlich nicht groß über deren "Elternhaus" nach. Die Kinder und Jugendlichen werden schon ihre Gründe haben, von überschäumender Pubertät bis hin zu "Wieso sollte ich heimgehen, wenn die Alten doch nicht mal vom Smartphone hochschauen und ich sie eh nur nerve?" Und letzteres kommt auch hinter gutbürgerlichen Fassaden vor, wo nicht "beide Eltern arbeiten", diese aber dennoch ihr Leben und ihren Nachwuchs gepflegt nicht ausstehen können.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Von meiner Arbeit aus einer Beratungsstelle kenne ich viele solcher Fälle, bei denen die Kinder, sagen wir "schwierig" waren und es waren nahezu immer die Eltern daran Schuld. Da saß dann zwar manchmal auch eine total zurechtgemachte und vornehm wirkende Mutter mit ihrer suizidalen und schulschwänzenden Tochter und fragte sich, was sie nur falsch gemacht hat und wenn man nachfragt, merkt man, dass die Leute als Eltern total unfähig sind.

Das geht damit los, dass Leute trotz völlig instabiler Beziehungen Kinder in die Welt setzen, die sie alleine nicht richtig versorgen können und sich natürlich keinerlei Gedanken darüber gemacht haben, wie das im Falle einer (doch abzusehenden) Trennung läuft oder dass ständige Konflikte und Streit in der Beziehung bestehen, gern säuft auch einer oder nimmt Drogen, die Leute können gar nicht mit Kindern umgehen und frustrieren alle kindlichen Bedürfnisse. Da bräuchte man echt so etwas wie einen Elternführerschein.

» vde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^