Macht ihr etwas nebenbei beim Gassi gehen? Was macht ihr?
Ich habe, als ich noch einen Hund hatte, immer nichts beim Gassi gehen nebenbei gemacht. Tatsächlich habe ich viel mit dem Hund geübt, interagiert und mich dann auch an der Landschaft erfreut, den Sonnenstrahlen und so weiter. Wenn ich nun durch die Gegend laufe, sehe ich viele Hundebesitzer, die nebenbei etwas zu hören scheinen und Kopfhörer im Ohr haben oder die telefonieren, auch mal Handyspiele spielen.
Natürlich hat man nicht jeden Tag gleich viel Bock darauf mit dem Hund zu gehen, aber gerade Handyspiele finde ich schon sehr ablenkend, wenn man doch eigentlich mit einem Hund unterwegs ist und man nie weiß welch aggressives Exemplar vielleicht um die nächste Ecke wartet. Wie seht ihr das?
Können die Menschen vielleicht gar keine Dinge mehr machen ohne irgendetwas nebenbei zu machen? Was macht ihr beim Gassi gehen? Ich meine, wenn man nebenbei etwas hört, aber aufpasst mag das noch okay sein, weil man selber mehr Motivation hat länger unterwegs zu sein und man ja dennoch aufpassen kann, aber bei einem Spiel hört so ein bisschen mein Verständnis auf.
Wir haben eine Hündin, die zumindest bei mir fast die gesamte Strecke frei läuft. Allerdings ist sie auch etwas dominant, rabiat etc., ganz anders als meine letzte Hündin. Wenn ich also nicht jede Woche mindestens eine Tierarztrechnung bzw. ein Schreiben von einem Anwalt oder auch gleich dem Ordnungsamt bekommen möchte, sollte ich mit meiner vollen Aufmerksamkeit beim Hund sein.
Und das bin ich auch. Und ich bin es gerne. Ich habe sie immer im Blick, damit ich sofort jede Veränderung in ihrer Körpersprache mitbekomme und auf sie einwirken kann, damit es nicht zu einem unschönen Zwischenfall kommt. Das funktioniert hervorragend, auch weil unser Vierbeiner toll gehorcht.
Das hört sich nach einer ganz klaren Ursache und einer Folge an, aber ich glaube, dass unser Hund auch so toll gehorcht, weil sie eben mitbekommt, dass ich sie ganz genau beobachte und weiß, dass sie in bestimmten Situationen einen Befehl bekommt und gehorchen muss, was sie als ziemlicher "Streber" auch gerne macht. Sie weiß also, dass sie mit mir mehr oder weniger "reden" kann, was ihr augenscheinlich auch viel Spaß macht.
Und diese "Zwiesprache" mit unserer Hündin würde ich gefährden, wenn ich nebenbei noch etwas anderes mache. Es würde zwischen uns viel schlechter laufen, für mich wohl viel stressiger, denn sie würde wohl den ein oder anderen Hund erst mal zurecht weisen, bevor ich überhaupt die Situation erfasse.
Ich denke, dass auch viele Hundebesitzer gut daran tun würden, wenn sie mal ein oder besser zwei Augen bei ihrem Hund hätten. Dann würde es viel weniger Probleme geben, denn vielleicht könnten die Besitzer dann mal rechtzeitig eingreifen, wenn der Hund wieder Mist baut. Aber das kann man eben nur, wenn man nicht abgelenkt ist durch Telefonate, Handyspiele, Hörbücher oder was weiß ich was.
Ich mache also gar nichts nebenbei, sondern konzentriere mich auf unsere Hündin, genieße die Natur und genieße es auch, einfach mal völlig vom Alltag abzuschalten. Und ich muss mich auch auf sie konzentrieren, sodass ich gar nicht in die Versuchung komme, irgendetwas anderes zu machen.
Meine Hunde arbeiten hart und viel, daher haben die bei einfachen Gassirunden frei und dürfen einfach Hund sein. Die Grunderziehung sitzt. Die Herrschaften gehen nicht in Felder, respektieren Weidezäune und sind jederzeit abrufbar oder ins Down zu bringen. Also kann ich entspannt andere Dinge tun und brauche nur ein halbes Auge für die Jungs.
Daher mache ich alles mögliche nebenher. Ich kontrolliere Zäune oder Tränken, bewege ein Pferd, unterhalte mich oder spiele mit den Kindern. Es ist ganz unterschiedlich. Notfalls telefoniere ich auch mit Kunden oder beantworte Mails. Aber das ist eine Ausnahme, denn ich mag die Auszeit.
Ramones hat geschrieben:Können die Menschen vielleicht gar keine Dinge mehr machen ohne irgendetwas nebenbei zu machen?
Das Phänomen hat man aber nicht nur bei Hundebesitzern. Schau dir mal an, wie viele Eltern mit Kindern unterwegs sind oder auf dem Spielplatz sitzen und die Aufmerksamkeit gilt dann nicht dem eigenen Kind sondern dem Bildschirm vor der Nase. Ich glaube es gibt wirklich Menschen, die absolut nicht mehr in der Lage sind sich ohne Ablenkung auf eine Sache zu konzentrieren und die nicht mehr einfach mal nichts tun können.
Ich habe keinen eigenen Hund und die Tierheimhunde, mit denen ich manchmal Gassi gehe brauchen volle Aufmerksamkeit. Gerade wenn ein Tier neu ist und man nicht abschätzen kann wie es auf andere Hunde oder Menschen reagiert. Wenn ich mit jemandem zusammen unterwegs bin unterhalten wir uns natürlich schon, dafür braucht man ja die Augen nicht, aber Ablenkung in Form von Bildschirm oder Kopfhörer sind absolut tabu, so was geht einfach nicht. Man muss immer präsent sein und sofort eingreifen können wenn nötig.
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