Auswirkungen der Preissteigerung bei Aldi

Wie es heute sogar in der Tagesschau zu hören war: Aldi erhöht die Preise der meisten Produkte. Mich selbst verwundert dies nicht. Die Preissteigerung habe ich schon die ganzen letzten Monate gesehen, nicht erst seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine. Und die Preissteigerung fällt teilweise recht heftig aus.

Eine Dose No Name-Mais wurde etwa von ursprünglich 49 Cent, was viele Jahr ein stabiler Preis aller Discounter und Supermärkte war, auf erst 59 Cent und inzwischen auf 69 Cent erhöht. Das ist eine Preissteigerung von knapp 41 %! Die 20 No Name-Kaffeepads in der Dose wurden von ursprünglich 1,39 € auf derzeit 1,69 € erhöht, eine Steigerung um knapp 22%.

Und so geht es weiter: Weizenmehl Typ 405 kostete 39 Cent und liegt aktuell bei 45 Cent, Steigerung um gut 15 %, was aber derzeit fast irrelevant ist, weil es zumindest hier in der Region in jedem Laden komplett ausverkauft ist.

Die Tagesschau hat es so angekündigt, als ob die Preissteigerung der 400 Produkte noch kommt. Nach meinen Beobachtungen und dem genannten Zeitungsartikel scheint die Erhöhung jedoch schon klammheimlich erfolgt zu sein bzw. ist gerade am Passieren.

Ich befürchte, dass viele Kunden diese Erhöhungen in ihrer Gesamtheit noch gar nicht realisiert hatten und nun ab morgen in die Aldi-Filialen stürmen, um noch Produkte zum vermeintlich alten Preis zu bekommen, nachdem es jetzt veröffentlicht wurde. Ich bin insofern froh, dass ich für den restlichen Monat bereits eingekauft habe und dem Wahnsinn entgehen kann.

Ich bin mir sicher, dass auch alle anderen Läden nachziehen werden, wenn sie es nicht schon getan haben. Außerdem denke ich, dass sich viel mehr Organisationen nun zu Wort melden werden, dass der Hartz 4-Satz angepasst werden muss, denn dieser Satz beinhaltet eigentlich nur das Minimum zum Leben, allerdings mit Preisen von 2020. Die gesamte Preissteigerung danach wurde bisher nicht berücksichtigt, muss von den Leistungsbeziehern aber schon seit Monaten bezahlt werden.

Was denkt Ihr, was noch an Auswirkungen dieser "Preissteigerung auf breiter Front", wie es überall genannt wird, auf uns zu kommt? Wird es noch stärker zu Hamsterkäufen kommen? Hier in der Gegend waren schon diese Woche einige Regale absolut leer, Nudeln, Reis, Mehl und Öl war überhaupt nicht zu bekommen. Wird es eventuell gewaltsame Ausschreitungen geben, weil die Menschen diese Preise einfach nicht mehr bezahlen können, aber auch keine Ausweichmöglichkeiten mehr haben? Wird die Politik den Hartz 4-Satz außerordentlich noch in diesem Jahr anheben?

Aldi kündigt es groß an. Andere Ketten machen das einfach so. Meine Mutter hat bis letztes Jahr beim Wocheneinkauf im Rewe rund 30 Euro bezahlt. Immerhin ein Singlehaushalt. Schon im Januar waren die Kosten für fast die selben Produkte auf einen Gesamtpreis an der Kasse auf 45 bis 50 Euro angewachsen. Und das kann man überall beobachten.

Wobei das mit Sicherheit nicht das Ende der Fahnenstange sein wird. Jetzt sind die Läger noch voll mit den Grundwaren, wie eben der Weizen. Nach der nächsten Ernte wird das schon anders aussehen. Man muss dabei immer bedenken, dass Russland und die Ukraine bei vielen Lebensmitteln etwa 30 bis 40 Prozent der benötigten Waren geliefert haben. Das fällt aktuell weg und dazu dann noch im Oktober die Erhöhung des Mindestlohns. Das Wort Grundnahrungsmittel werden wir uns wohl abgewöhnen können,

Die Regale für manche Produkte sind nicht deswegen leer, weil der Dosenmais um 20 Cent teurer wird, sondern weil sich manche Leute durch Hamsterkäufe in unsicheren Zeiten einfach emotional besser fühlen und es ihnen am Allerwertesten vorbeigeht, dass manche Mitmenschen so wenig im Geldbeutel haben, dass sie selber keine Vorräte anlegen können und mit leeren Händen dastehen, wenn Prepper-Petra das Regal mit dem Sonnenblumenöl alleine leerräumt. Das hat man ja erst vor kurzem schon gesehen - ein sauberer Hintern bewahrt dich auch nicht vor Corona, aber wenn man Klopapier bunkert, tut man wenigstens irgend etwas.

Dass es in absehbarer Zeit zu Hungerrevolten kommen wird, glaube ich ehrlich gesagt auch nicht. Noch haben wir nicht mal angefangen, deformiertes Obst und Gemüse breitflächig für den Konsum herzunehmen und auch die Rapsölkrise wird sich wieder regeln. Dass Menschen mit schmalem Gelbeutel in absehbarer Zeit zusätzliche Unterstützung brauchen werden, sehe ich allerdings ebenfalls. Ich hoffe, dass da ein paar gute Ideen sinnvoll umgesetzt werden, damit die entsprechenden Moneten auch ankommen und nicht irgendwo versickern.

Ich vergleiche jetzt nicht meine Rechnungen, aber ich habe das Gefühl, dass ich schon seit Anfang des Jahres mehr bezahle beim Einkaufen. Und die leeren Regale haben ja wohl eher damit zu tun, dass der Deutsche anscheinend auf jede Krise mit "Shopping" reagiert. Ich hatte heute bei Real ein Paar vor mir, das sich den ganzen Wagen mit Toilettenpapier voll gepackt hatte. Kommt dir das bekannt vor?

Lebensmittel sind in Deutschland im internationalen Vergleich tatsächlich immer noch relativ günstig. Was soll es da für "gewaltsame Ausschreitungen" geben? Jammern auf höchstem deutschem Niveau, während in Europa gerade ein Krieg tobt und Menschen sterben? Weil das Döschen Mais 20 Cent teurer ist?

Und was ist eigentlich mit den Nicht-Leistungsbeziehern? Die Leute, die einen Job haben, der nicht sonderlich gut bezahlt wird, die sich deshalb keine zentral gelegene Wohnung leisten können und die deshalb täglich mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen? Dein Döschen Mais mag um 20 Cent teurer geworden sein aber deren Sprit auch, und zwar pro Liter!

Natürlich hat niemand Lust mehr zu bezahlen an der Kasse und es gibt bestimmt auch Leute, die mit den Preiserhöhungen ernsthafte Probleme bekommen und sich gewisse Dinge schlicht und einfach nicht mehr leisten können, aber es gibt halt gerade Ereignisse, die so viel wichtiger und relevanter sind als 20 Cent mehr für ein Döschen Mais.