Alles Russische aus dem Leben verbannen - geht das zu weit?
Ich lese nun vermehrt Aussagen wie, dass man das und das umbenennen will, damit es nicht mehr russisch klingt oder man auch Russen generell nicht mehr unterstützen will. Mal ganz abgesehen davon, dass sicherlich nicht jeder Russe was für einen durchgeknallten Putin kann, finde ich das dennoch übertrieben.
Bei uns in der Region gibt es ein Wildschein in einem Wildpark, welches Putin heißt. Keine Ahnung warum man es mal so genannt hat, denn der große Demokrat war er ja auch noch nie, aber nun möchte man das Wildschwein umbenennen. Dann habe ich online auch ein Rundschreiben einer Bäckerkette aus meiner alten Heimat gesehen, auf dem stand, dass man den Russischen Zupfkuchen nur noch als Zupfkuchen anbietet.
Findet ihr solche Aktionen richtig? Ich meine sowohl das Schwein wird sich wohl nicht für den eigenen Namen interessieren, als auch die Käufer des Zupfkuchens ob der nun noch mit dem Beinamen russisch versehen ist. Mir wäre das zumindest bei einem Kauf egal. Russen scheinen nun per se schlechtes Ansehen zu genießen, findet ihr das richtig? Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle hinter Putin stehen. Was ist eure Meinung dazu?
Teilweise habe ich das Gefühl, dass dieses Spielchen zuvor auch schon mit den bösen Ungeimpften stattgefunden hat. Jetzt sind die Russen daran schuld, dass ihr Präsident am Rad dreht und den Krieg mit der Ukraine eingegangen ist. Ich persönlich fand es aber schon immer verwerflich ein Buch nur nach dem Einband zu beurteilen. In Deutschland leben viele Russen, sind integriert, arbeiten, haben ein normales Leben und gehören nicht zum Lager Pro-Putin. Viele verurteilen sein aktuelles Tun.
Warum sollte ich nun alles Russische aus dem Leben verbannen? Meine Partnerin spricht Russisch, soll ich sie nun abschießen, weil sie die Sprache freiwillig gelernt hat? Ich finde diese Diskriminierungsmentalität echt ätzend. Ich werde Menschen meiden, die radikales und bösartiges Gedankengut verbreiten, aber ich werde niemanden angreifen oder gar die Produkte vermeiden, die nachweislich gut sind und die gar nichts mit der Sache zu tun haben.
Dann müsste ich auch sofort meinen Roman von Boris Akunin zur Seite legen. Ich verstehe ja, dass man das Wildschwein umbenennt, aber den Kontakt zu einer Bekannten in Russland, mit der ich vielleicht eine Brieffreundschaft pflege, würde ich natürlich weiterhin halten. Scholz hat so schön gesagt, dass es Putins Krieg sei. Ich würde auch weiterhin in russischen Geschäften einkaufen, wenn ich denn eines kennen würde. Auch russischen Zupfkuchen würde ich weiterhin russischen Zupfkuchen nennen.
Viele Russen in Russland sind zur Zeit sehr mutig, indem sie gegen den Krieg auf die Straße gehen und harte Strafen in Kauf nehmen. Allerdings würde ich Oligarchentöchtern und Söhnen, die im Ausland studieren, das Visum entziehen, auch wenn sie nichts dafür können. Und zwar deswegen, weil es eventuell eine Wirkung auf den engeren Kreis Putins hätte, die einzigen, die den Krieg beeinflussen könnten.
Colatrinker hat geschrieben:Teilweise habe ich das Gefühl, dass dieses Spielchen zuvor auch schon mit den bösen Ungeimpften stattgefunden hat.
Oder die ebenso bösen Geimpften, es hängt oft einfach von der Perspektive ab. Die einen halten die Ungeimpften für böse, die anderen die Geimpften.
Was das Russische betrifft, habe ich bisher noch nicht mitbekommen, dass jemand Putins Angriffskrieg stark auf das Russische, auf Russen oder die russische Kultur übertragen würde. Ich denke, die meisten können schon ganz gut unterscheiden. Jedenfalls habe ich in den letzten Tagen häufiger jemanden russisch reden gehört, ohne dass andere Leute darauf irgendwie negativ reagiert hätten.
Ramones hat geschrieben:Bei uns in der Region gibt es ein Wildschein in einem Wildpark, welches Putin heißt. Keine Ahnung warum man es mal so genannt hat, denn der große Demokrat war er ja auch noch nie, aber nun möchte man das Wildschwein umbenennen.
Also das kann ich schon verstehen. Da geht es ja nicht um Russland an sich, sondern tatsächlich um Putin als vermeindlichen Verursacher des ganzen Konfliktes. Und da würde ich es auch merkwürdig finden, wenn da dauernd jemand das Wildschwein Putin ruft.
Das man aber quasi alles Russische aus unserem Leben verdrängen will, das fände ich wirklich völlig überzogen. Und damit würde man ja eben auch viele Menschen treffen, die nichts für diesen Krieg können. Zumal ja wahrscheinlich nicht mal die Mehrheit der Russen wirklich Putin und dessen Partei gewählt hat oder tatsächlich alle seiner Meinung sind. Man kann halt nur in Russland nichts Gegenteiliges öffentlich sagen und die Wahlen sind ja schon so frisiert, dass das passende Ergebnis dabei heraus kommt.
Aber genau das ist ja immer das Schlimmste an solchen Kriegen. Das am Ende vor allem diejenigen darunter leiden, die am wenigstens dafür können. Sicher sind tote Soldaten auch schlimm, aber am Ende des Tages gehört das eben auch zu ihrem Job dazu, wenn man so will. Aber bei allen anderen eben nicht. Und dass am Ende jetzt auf der einen Seite Leute vertrieben werden oder auf der anderen Seite breite Bevölkerungsschichten in ihrem Alltag darunter leiden, weil da ein paar Politiker in ihrem Bunker meinen Krieg spielen zu müssen, das ist eben das Traurigste.
Aber gerade deswegen muss man eben versuchen, vor allem diese Personen bei den Strafmaßnahmen zu treffen, wohlwissend, dass es nicht geht ohne auch Konsequenzen für die gesamte Bevölkerung zu haben. Aber deswegen jetzt die russisches Kultur, die russische Sprache aus unserem Alltag zu verdrängen, mit Russen nicht mehr zu sprechen und ähnliche Sachen bringen ja nun gar nichts. Außer dass man durch so eine Ausgrenzung auch Unbeteiligte nachher auf die Seite Putins bringt.
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