Lebensfreude abhängig von Entscheidungsfreude?
Ich habe kürzlich die Aussage gehört, dass Lebensfreude doch abhängig von Entscheidungsfreude wäre. Denn wenn man sich entscheiden könnte, dann wüsste man ja, was einem persönlich gut tut und das würde eben die persönliche Lebensfreude steigern.
Da ich persönlich noch nie ein Problem mit Entscheidungsunfreude hatte und nicht zu den chronisch unentschlossenen Gesellen gehöre, kann ich natürlich nicht nachvollziehen, ob diese These tatsächlich stimmt oder ob das schwachsinnig ist. Wie denkt ihr darüber und was sind eure Erfahrungen in dieser Hinsicht? Besteht hier eine Korrelation oder ein Kausalzusammenhang?
Als Entscheidungsfreudig würde ich mich nicht unbedingt bezeichnen. Allerdings kommt es auch immer darauf an, was es eben zu entscheiden gibt und wie sehr diese vielleicht das Leben verändert.
Allerdings kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass Menschen die schneller Entscheidungen treffen oder gezielter auch mehr Lebensfreude habe. Es kommt sicherlich darauf an, wie zufrieden man mit seiner getroffenen Entscheidung letztendlich ist.
Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass entscheidungsfreudigere Menschen automatisch mehr Lebensfreude haben. Ich bin nicht immer wirklich entscheidungsfreudig, es hängt einfach von der zu treffenden Entscheidung ab. Aber ob ich mich nun in einer Woche oder einem Monat entscheide, welches Auto ich mir zulege, das ist doch eigentlich egal und ich denke nicht, dass das unbedingt einen Einfluss darauf hat, wie viel Lebensfreude man hat.
Das klingt alles schon sehr vage, aber zumindest einen gewissen Zusammenhang könnte ich mir erklären. Meistens beschränkt man sich ja nicht darauf, eine Entscheidung zu treffen, sondern macht sich normalerweise daran, diese auch umzusetzen. Wenn ich mich "entscheide", nächstes Jahr nach Japan zu fliegen, belasse ich es nicht dabei, sondern mache mich mehr oder weniger zeitnah ans Planen.
Und Entscheidungen zu treffen und dann auch umzusetzen hat in meinen Augen durchaus etwas mit Lebensfreude zu tun. Wenn man deprimiert und niedergeschlagen ist, hat man oft schlicht nicht die Energie dafür, auch nur irgendeine Entscheidung zu treffen, und sei es bei der Wahl des Abendessens. Was dich wiederum noch mehr runterziehen kann.
Und ebenso trägt es in meinen Augen zur Lebensqualität und Lebensfreude durchaus bei, überhaupt Entscheidungen treffen zu können und nicht nur fremdbestimmt zu tun, was einem aufgetragen wird. Rein subjektiv kommen mir außerdem diejenigen Mitmenschen, die wegen jeder Kleinigkeit ewig herumeiern und sich nicht entscheiden können, auch nicht besonders happy vor, weil eben auch nichts vorangehen kann, wenn man Entscheidungen ewig vor sich her schiebt oder wartet, bis sie sich von alleine erledigen. Womit wir wieder bei der Fremdbestimmtheit wären.
Also ich kann da nicht wirklich einen Zusammenhang sehen. Denn niemand kann vorher wissen, ob eine Entscheidung richtig war und damit zu mehr Lebensfreude führt. Egal, ob man recht schnell Entscheidungen trifft oder länger dafür benötigt, was danach kommt, weiß man nicht.
Nehmen wir ein Jobangebot. Auf den ersten Blick passt alles. Das Gehalt wird höher sein, nach dem ersten Gespräch ist man auch zuversichtlich was den neuen Chef angeht und man nimmt an. Klingt erst mal prima und dann hat man einen Kollegen, der selbst die Stelle gern gehabt hätte und macht einem das Leben schwer. Schon passt diese These nicht mehr, wenn man sich vorher auch recht schnell entschieden hat, denn die Lebensfreude leidet unter dem doch angespannten Arbeitsklima.
Dürfte also eher die These passen, dass Menschen, die entscheidungsfreudiger sind, die größere Chance auf mehr Lebensfreude haben. Denn man wägt ja trotzdem immer ab und wird sich gegen etwas entscheiden, wo man davon ausgeht, dass es einem nicht gut tut.
Menschen die dagegen jeder Entscheidung aus dem Weg gehen, sich dann teilweise Entscheidungen fügen, die andere für sie getroffen haben, werden deswegen nicht unbedingt weniger Lebensfreude genießen. Nur lassen sie sich dann die Dinge aus der Hand nehmen.
Außerdem definiert ja auch jeder Mensch Lebensfreude anders. Wenn man immer bei Entscheidungen hadert und am liebsten nichts verändern möchte, dann ist der Mensch damit eben zufrieden, hat nach seinem Ermessen eben auch Lebensfreude.
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