Männer beim Psychologen überraschend finden?
Eine Freundin ist in psychologischer Behandlung und sucht daher regelmäßig eine Praxis auf. Sie meinte, dass sie jetzt doch sehr überrascht war, wie viele Männer dort auch anzutreffen sind und bei der Psychologin in Behandlung sind. Sie hätte angenommen, dass dort doch eher überwiegend Frauen hingingen und die Männer eher weniger bei psychischen Problemen einen Psychologen aufsuchen würden.
Ich muss sagen, dass ich das gar nicht so überraschend finde, denn man hört ja immer wieder, dass die psychischen Erkrankungen immer mehr zunehmen und davon sind sicherlich Männer wie Frauen betroffen. Ich habe bisher noch nicht gehört, dass es Studien darüber gibt, ob Frauen eher an einer psychischen Krankheit leiden als Männer.
Findet ihr es überraschend, wenn Männer einen Psychologen aufsuchen? Meint ihr nicht, dass dies auch mittlerweile ein ganz normales Bild ist? Werden Männern nicht genauso psychisch krank wie Frauen? Würdet ihr euch deswegen wundern, auch männliche Patienten in einer psychologischen Praxis anzutreffen?
Nein, mich würde das nicht wundern. Wer schon einmal in einer psychosomatischen Klinik gewesen ist, den wird das nicht wundern. Dort gehören Männer wie Frauen zum Alltagsbild. Psychische Probleme sind nun mal nicht abhängig vom Geschlecht. In den Medien, finde ich, werden aber häufiger Frauen gezeigt.
Warum sollten Männer weniger psychologische Hilfe in Anspruch nehmen? Haben die keine Psyche, der man helfen könnte oder wie? Wer hier überrascht ist, dass Männer auch zum Psychologen gehen beweist doch nur, dass er erstens wahnsinnige Vorurteile hat und zweitens nicht gerade viel Bildung und Verstand abbekommen hat, sonst käme so eine dämliche und rückständige Denkweise doch gar nicht erst zu Stande.
Ich würde es nicht überraschend finden. Schon als kleines Kind habe ich mitbekommen, dass auch Männer von psychischen Krankheiten betroffen sein können und daher würde mich dies nicht wundern oder überraschen. Ich meine warum sollten Männer da auch verschont werden? Das kann einem nun mal treffen egal welches Geschlecht man hat. Wie man da denken kann, dass es nur Frauen betreffen kann, kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt doch richtig schwierige Erkrankungen, mit denen man zum Psychologen muss.
Psychische Probleme sind eben immer noch mit Tabus behaftet und Betroffene werden im Regelfall als "faul", schwach, wenig belastbar oder einfach nur als Jammerlappen abgetan. Auch hier im Forum habe ich schon oft diese und vergleichbare Aussagen im Sinne von "Wer Depressionen hat, muss eben mal an die frische Luft oder sich etwas Schönes gönnen!" gelesen. Und klingt das nach der Akzeptanz psychischer Krankheiten als ernstzunehmend und behandlungsbedürftig? Wenn "frische Luft" dagegen helfen soll? Wohl eher nicht.
Und dazu kommt noch das traditionelle Rollenverständnis, das gerade Männern jeden Kontakt zu ihrem Innenleben abspricht. Männer müssen hart arbeiten, keine Gefühle zeigen und immer stoisch bleiben. Auch hier könnte ich dieses liebenswerte Forum zitieren, in dem immer wieder mal Fragen in Richtung "Findet ihr es peinlich, wenn Männer weinen?" aufploppen und als Antwort maximal ein müdes "Also ich finde es nicht schlimm, dass mein Mann kurz feuchte Augen hatte, als seine Oma gestorben ist" kommt.
Von daher finde ich es nach wie vor eher bemerkenswert, wenn es Männern gelingt, sich aus diesen Vorurteilen freizustrampeln und Hilfe für ihre Psyche zu suchen. Ich bin auch der Meinung, dass hier noch viel Aufklärung vonnöten ist, bis es irgendwann mal nicht mehr heißt: Männer, die etwas anderes tun außer arbeiten und granteln, sind peinlich.
Ich finde es eher überraschend, dass man Männer beim Psychologen überraschend findet. Auf die Idee, mich darüber zu wundern, wäre ich nicht gekommen.
Was mich selbst betrifft, bin ich (männlich) schon seit Jahren immer mal wieder in psychologischer Behandlung, und soweit ich andere Klienten mitbekomme, zum Beispiel im Treppenhaus oder im Eingangsbereich der Praxis, sehe ich eigentlich immer ungefähr gleich viele Männer wie Frauen. Warum sollten denn Männer keine psychologischen Probleme haben und diese professionell lösen wollen?
Ich finde es überhaupt nicht überraschend und wundere mich auch, wie man das überraschend finden kann. Einer meiner Söhne hat psychische Probleme und ist schon lange immer wieder in Behandlung. Ich weiß nicht, wie es normalerweise bei einem Psychologen zugeht. Ich war erst einmal mit dabei. Aber da saß sonst niemand im Wartezimmer. Die Termine sollten so so gemacht werden, dass man sich nicht unbedingt mit vielen anderen im Wartezimmer aufhält.
Nachdem bei meinem Sohn diese psychische Krankheit in der Jugend festgestellt wurde, habe ich mitbekommen, dass gerade Männer in der Jugend relativ häufig von Psychosen und Depressionen betroffen sind und sich durchaus in psychologische, meistens sogar in psychiatrische Behandlung begeben. Wobei man da unterscheiden muss zwischen Psychologen und Psychiatern.
Psychologen behandeln ja auch Leute mit geringeren Problemen, die durch Gespräche zu lösen sind, und sind nicht unbedingt Ärzte. Psychologen dürfen im Gegensatz zu Psychiatern soweit ich weiß keine Medikamente verschreiben.
Hat auch schon mal jemand darüber nachgedacht, dass es Leute gibt, die beim Psychologen sitzen und gar kein psychologisches Problem haben? Zum Beispiel muss man das machen, wenn es um ein Spenderorgan geht. Auch bei entsprechenden Erkrankungen im engsten Familienkreis ist es nicht ungewöhnlich, dass auch Gespräche mit dem Partner geführt werden. Dazu kommt auch die Suchtbehandlung als Krankheitsbild dazu.
Und frage ich mich, ob es da irgendwelche Erkrankungen oder Probleme gibt, die einen großen Bogen um Männer machen. Könnte ja sein, wenn es so überraschend ist, dass man bei einem Psychologen auch Männer im Wartezimmer sitzen sieht.
Täubchen hat geschrieben:Wer hier überrascht ist, dass Männer auch zum Psychologen gehen beweist doch nur, dass er erstens wahnsinnige Vorurteile hat und zweitens nicht gerade viel Bildung und Verstand abbekommen hat, sonst käme so eine dämliche und rückständige Denkweise doch gar nicht erst zu Stande.
Was für eine dämliche Ansage von dir und was für ein Schubladendenken, was am Ende weder mit Fakten noch mit sachlicher Auseinandersetzung etwas zu tun hat. Vielleicht würde es helfen sich mal zu fragen, warum es Menschen gibt, die sich darüber Gedanken machen, warum Männer beim Psychologen überraschend sein können.
Und jetzt kommen wir eben dann doch mal zur Sachlichkeit. Natürlich haben Männern eine Psyche und natürlich auch genauso ihre Probleme wie auch Frauen. Aber wurde das denn überhaupt in Frage gestellt? Nein wurde es ja gar nicht. Es wurde nur die Frage gestellt, ob denn Männer genauso oft Hilfe beim Psychologen aufsuchen. Und die Frage ist sehr wohl nicht so einfach von der Hand zu weisen. Denn nachweislich haben Männer ja schon eine andere Einstellung zu ihrem Gesundheitsempfinden als Frauen. Männer vermeiden Arztbesuche eher als Frauen und warum sollte es dann nicht beim Psychologen auch so sein?
Natürlich wandelt sich das so langsam, aber nichts desto trotz steckt in vielen Männer das ja noch drin, dass Besuche beim Arzt oder auch Psychologen unnötig sind, man das schon alleine schafft und es womöglich ein Zeichen von Schwäche sei, wenn man da Hilfe braucht.
Ich kann mir schon vorstellen, dass einige Personen da noch sehr in stereotypisch denken. Vielleicht auch aus persönlicher Erfahrung, da man beispielsweise Erfahrungen mit einem Partner hat, der nicht über Probleme reden kann. Psychologisch ist es auch bewiesen, dass Männern das im Mittel mehr Probleme mit Kommunikation haben. Genau das kann ja allerdings aber auch tiefere Probleme "verschleppen", so dass psychologische Erkrankungen entstehen bei welchen die professionelle Hilfe sehr hilfreich ist.
Insgesamt finde ich es, ganz unabhängig vom Geschlecht, sehr gut und wichtig, dass das Thema "Psychologenbesuch" endlich nicht mehr stigmatisiert wird. Gerade in der heutigen Zeit hat fast jeder von uns entsprechende Belastungssituationen durchlebt oder durchlebt sie sogar über einen längeren Zeitraum. Auch kenne ich, hinsichtlich der Geschlechterthematik, in etwa gleich viele männliche und weibliche Personen, die sich in psychologischer Behandlung befinden oder bereits befanden.
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