Auflösung des Autors eines Buches mit offenem Ende

vom 12.03.2022, 08:37 Uhr

Ich lese ganz gerne Romane und Krimis des schwedischen Schriftstellers Hakan Nesser. Anfang der zweitausender Jahre kam das Buch "Kim Novak badete nie im See von Genezareth" heraus, das die Sommermonate zweier pubertierender Buben in einem Ferienhaus beschreibt. Am Schluss geschieht ein Mord, der aber in dem Buch nicht aufgeklärt wird.

Ein paar Jahre später gibt der Autor in einem neuen Buch die Lösung preis, zwar nicht ganz direkt, aber man kann es sich doch erschließen. Mögt ihr Bücher mit offenem Ende oder befriedigt euch so was gar nicht? Mir hat das Buch "Kim Novak badete nie im See von Genezareth" zwar sehr gut gefallen, aber vom Ende war ich enttäuscht. Was haltet ihr von offenen Enden? Kennt ihr Bücher mit einem offenen Ende, das Jahre später vom Autor aufgeklärt wird, beziehungsweise er sich später entschließt, eine Fortsetzung zu schreiben, um die Geschichte sozusagen abzurunden?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Damit sprichst du etwas an, was ich bei einigen Büchern aus tiefster Seele hasse. Wenn es etwas gibt, was ich nicht leiden kann, dann ist es ein offenes Ende. Vor allem dann, wenn es um extrem spannende Sachen wie einen Mord geht beziehungsweise allgemein um einen Handlungsstrang, der für das Buch oder auch in vielen Fällen für den Film oder die Serie sehr wichtig ist, macht es mich wirklich wahnsinnig und es kann mir die Freude an der ganzen Story verderben.

Erfahrungsgemäß machen viele Autoren und Produzenten dies, wenn sie sich offenhalten wollen einen zweiten Teil zu drehen beziehungsweise zu verfassen. Wenn sich das erste Exemplar gut verkauft hat, dann wissen sie, dass es sich lohnt die Handlung fortzusetzen beziehungsweise sie können sicher sein, dass es einige Leute gibt, die das zweite Buch automatisch kaufen, weil sie wissen wollen wie die Geschichte endet. Dabei muss ich leider zugeben, dass ich dazugehöre und mir dann erst Recht den nächsten Teil zulegen würde. Bei mir würde die Strategie also hervorragend funktionieren. :wall:

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Bei mir hängt es davon ab, ob das offene Ende literarisch gewollt ist und zum Gesamtwerk passt oder ob nur (wie meistens) offensichtlich wurde, dass dem stümperhaften Schreiberling einfach die Ideen ausgegangen sind, oder der Verlag gesagt hat: "Cornelia, 600 Seiten sind genug. Mach dem Elend ein schnelles Ende."

Meinetwegen muss kein Buch, oder auch Film, ein schönes, abgerundetes Ende haben, wo alle losen Fäden vernäht sind oder (ganz fürchterlich) die Leserin sogar erfährt, wer mit wem "zusammenkommt" und dass alle auch garantiert kriegen, was sie verdienen. Das finde ich auch wieder langweilig. Aber geschickt gemacht muss so ein offenes Ende schon sein.

Beispielsweise habe ich mal einen fetten fiktional-historischen Roman mit einer viktorianischen Prostituierten als Hauptfigur gelesen. Da war am Ende auch völlig unklar, was aus der guten Frau geworden ist. Und zuerst war ich auch verwirrt, aber dann dachte ich mir, dass es zu der Geschichte und den Figuren gar nicht gepasst hätte, wenn eine abgefuckte Straßendirne am Ende ihr dauerhaftes Glück findet.

Die Idee des ganzen Buchs bestand schließlich darin, die Erwartungen der Leserschaft in die Irre zu führen und zu zeigen, dass die Umstände und der Zufall der Geburt oft genug stärker sind als der Wille des Individuums. Da hat es wunderbar zusammengepasst, dass auch die Leserschaft zwar gut unterhalten wurde, aber am Schluss einen merkwürdigen Nachgeschmack erlebt hat.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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