Traumleben aufschreiben um realisierbare Ziele zu erkennen?

vom 06.03.2022, 21:00 Uhr

Während meiner Zeit in der Arbeitslosigkeit habe ich einen Kurs vom Jobcenter besucht, bei welchem ich neben einem Bewerbungstraining auch Mentaltraining erhalten habe. Bei diesem Mentaltraining haben wir zur Aufgabe bekommen unser reales Leben einfach mal zur Seite zu schieben und unser Traumleben in einem mehrseitigem Aufsatz niederschreiben.

In diesem Traumleben sollten wir uns einfach in allen Bereichen - also sowohl privat wie auch beruflich - vorstellen, wie wir gerne leben würden, egal was derzeit Realität war. Wenn also eine 3-fach Mutter in ihrem Traumleben plötzlich keine Kinder mehr haben wollte und dafür Managerin sein wollte, dann war das auch in Ordnung. Die Geldfrage war in dem Sinne unwichtig, als dass wir uns alles "bauen" konnten was wir wollten, also z.B. auch ein Schloss oder eine Villa. Außerdem war es wichtig, dass wir alles so genau wie möglich mit Adjektiven ausschmückten, um das Niedergeschriebene besser vorstellbar zu machen.

Grund dieser Aufgabe war nicht unsere Fantasie zu prüfen sondern in diesen Geschichten Ansätze für neue realistische Zielsetzungen zu finden. Eines meiner Ziele daraus war zum Beispiel, mich beruflich auf die Suche nach einem Job zu machen der mich zwar geistig fordert, bei dem der Spaß aber im Vordergrund steht. Privat habe ich mir zum Beispiel zum Ziel gesetzt wieder mehr Zeit in das Erlernen von Sprachen (Französisch, Spanisch) zu setzen und mich auch kreativ wieder mehr auszuleben.

Uns wurde empfohlen diesen Text gut aufzubewahren und uns diesen immer wieder mal durchzulesen und vor Augen zu führen, ob und was wir in die Realität umsetzen können und möchten - sozusagen als Motivator. Es wurde uns gesagt, dass man mit dieser Methode Ziele besser realisieren kann, die einem wirklich wichtig sind. Vor allem würde sich auch besser herauskristallisieren, welche Ziele einem tatsächlich wichtig sind.

Habt ihr schon einmal euer Traumleben schriftlich festgehalten? Habt ihr daraus Ziele gezogen, die ihr realistisch umsetzen wolltet bzw. sogar konntet? Fällt es einem vielleicht sogar leichter Ziele umzusetzen? Kann so eine "Traumgeschichte" Motivator sein?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke das kann man durchaus so machen, aber wenn ich nun mit Kindern als Ziel hätte keine zu haben und dann irgendwo als Managerin zu arbeiten, dann werde ich das wohl nie umsetzen können. Das sind nun nicht meine Träume, aber ich denke man sollte schon auch darüber nachdenken, was man selber erreichen kann, was man vielleicht als unerreichbar sieht, aber dennoch schaffen kann.

Ich habe durchaus Ziele in meinem Kopf, die ich erreichen will und diese finde ich auch realistisch. Ich denke man sollte im Leben nicht stehenbleiben und sich Ziele setzen, aber man sollte diese auch umsetzbar halten, weil man sich sonst immer nur über sich selber ärgert und sich dann selber auch nicht lieben kann. Mit dauerhaften Unmut der eigenen Person betreffend will ja auch niemand durch die Gegend laufen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Finde ich gar nicht mal so absurd. Schließlich geht es im Endeffekt "nur" darum, sich seiner eigenen Wünsche und Bedürfnisse bewusst zu werden und die berühmte Schere im Kopf und die Einflüsse von außen, die sagen: Aber das darfst du nicht! mal außen vor zu lassen.

Ich selber bin an meinem "Traumleben" schon recht nah dran, auch wenn es von außen eher wie offener Strafvollzug mit gelegentlichen Boni aussehen mag. Das Problem ist in meinen Augen tatsächlich oft, dass so mancher Mensch gar nicht seine eigenen Ziele und Träume verfolgt, sondern die, die ihm von außen eingeredet werden.

Sei es durch die Medien, die in vielen Fällen Unzufriedenheit eher noch schüren, weil es schlecht fürs Geschäft ist, wenn zu viele Leute andere Lebensziele haben als Konsum und schön Ausschauen. Oder durch das Umfeld, das jede Individualität im Keim erstickt, weil "alle anderen" auch Kinder kriegen, in den Urlaub fliegen und sich für hässliche Fertighäuser von der Stange krummlegen bis ins hohe Alter.

Das heißt natürlich nicht, dass man das tatsächliche Leben hinschmeißen, Weib, Kind und Job verlassen und woanders neu anfangen muss. Das geht sowieso schief. Aber die meisten "Träume" sind doch sowieso relativ bescheiden. Wenn du morgens mal nicht um fünf geweckt werden möchtest, spielt dir die Zeit in die Hände, irgendwann sind die Kinderlein Teenies und reden sowieso nicht mehr mit dir.

Und vieles kann man auch über den Geldbeutel regeln, wenn man bereit ist, sich dafür an anderer Stelle einzuschränken, vom VHS-Sprachkurs über die "Traumreise" bis hin zu mehr Freizeit durch Teilzeit. Wenn man erst mal weiß, wie man leben will, kann man auch etwas dafür tun.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Aufschreiben ist immer eine gute Idee. Das machte ich früher in Stresszeiten zum Beispiel immer abends, wenn ich vor lauter Grübeleien nicht einschlafen konnte. Die Sorgen wanderten quasi aus dem Gehirn hinaus aufs Papier. Ob das für alle eine gute Idee ist, weiß ich nicht, vielleicht nicht für Leute, die nicht gerne schreiben.

Ich halte meistens nicht allzu viel von Ratschlägen, wie man sein Leben glücklicher gestaltet und die Sorgen einfach so durch Atemtechniken oder Anlächeln des eigenen Spiegelbildes wegwischt. Klar kann man mit drei Kindern nicht von einem Tag zum anderen Managerin werden. Aber es kann einem klar werden, dass man vielleicht nicht ausgefüllt ist, und sich zum Beispiel schon mal auf ein Berufsleben nach den Kindern vorbereiten kann.

Kinder füllen ja meistens zeitlich nicht die ganze Lebenszeit aus, außer vielleicht, wenn sie behindert sind. Es sind ein paar Jahre, bis sie so selbstständig sind, dass man zumindest wieder halbtags arbeiten kann. Durch das Aufschreiben wird einem klarer, was fehlt. Wenn die Vision eine Villa ist, wird einem vielleicht klar, dass dieses Ziel zwar unrealistisch ist, aber man könnte sich entscheiden, ob man vielleicht in eine Gegend ziehen kann, wo die Häuser billiger sind und sich Vor- und Nachteile von Stadt- und Landleben aufschreiben. Durch das Aufschreiben von Vor- und Nachteilen ist mir klargeworden, dass ich immer in einer Großstadt leben möchte.

Auch mit Kindern kann man auf eine Managerkarriere hinarbeiten. Durch das Aufschreiben wird einem klar, wie wichtig dieses Lebensziel ist. Manager ist ja ein sehr allgemeiner Begriff. Auch als Verkäufer kann man sich hocharbeiten und in einem Geschäft verantwortungsvollere Aufgaben mit etwas mehr Gehalt bekommen. Wenn einem klar ist, wie wichtig das für einen ist, kann man auch mit kleinen Kindern schon anfangen, stundenweise zu arbeiten oder sich mit dem Mann absprechen, dass er Job mäßig kürzer tritt.

Ungut ist es, wenn man gar nicht versucht, die Wünsche und die Realitäten zusammenzubringen. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr driften sie auseinander. Kinder sind auch manchmal ein Vorwand, um etwas nicht zu tun. Vielleicht kommt man auch durch das Aufschreiben zu dem Ergebnis, dass man seine beruflichen Wünsche für meinetwegen fünf Jahre komplett zurückstellt und sich einen Plan macht, was man nach diesen fünf Jahren tun möchte. Dann hadert man auch nicht so.

Kinder dürfen kein kompletter Lebensinhalt sein, außer wenn sie sehr klein sind, sondern nur ein Teil des Lebens. Das waren sie auch früher nie. Außer wenn man SOS-Kinderdorf-Mutter oder Mitarbeiterin in einem Waisenhaus ist.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^