Ab wann wird ein Kompliment als sexistisch bewertet?
cooper75 hat geschrieben:Klehmchen, hier hat aber niemand einer Frau ein Kompliment gemacht. Hier hat man zuerst die schärfste Frau des Parlaments gesucht und dann die schärfste der FDP. Das ist allein deshalb schon sexistisch, weil das nichts, aber auch gar nichts mit der Qualifikation zu tun hat. Hier wird Frau mal wieder hübsch auf das Äußere reduziert. Das wertet ab. Denn komischerweise wird nicht der geilste Stecher im Bundestag gesucht.
Und daraus, dass es zufällig um eine Frau ging und nicht um einen Mann schließt du, dass das sexistisch ist? Es muss doch auch nicht immer was mit dem Beruf zu tun haben.
cooper75 hat geschrieben:So und dann verkennst du vollkommen, dass viele Männer Komplimente gezielt nutzen, um Frauen auszugrenzen, als schwach oder als wenig belastbar darzustellen, Klehmchen. Solche Komplimente, wo Mann Frau doch nur attraktiv findet und das auch sagt, haben nämlich im passenden Moment die gewünschten fatalen Folgen.
Es kann aber auch ganz harmlos sein und muss nicht immer, wie von dir beschrieben, gezieltes als schwach hinstellen bedeuten. Ein Kompliment kann auch nur ein Kompliment sein und mehr nicht. man muss nicht immer einen feministischen Kampf daraus machen.
cooper75 hat geschrieben:Wenn sich die Herren vorm Meeting schön über Aktien, Golf und Abschlüsse unterhalten und dich jemand mit einem Lob für dein Kleid oder gar die Beine begrüßt, dann wirst du beim folgenden Termin nicht als gleichgestellt oder vorgesetzt wahrgenommen. Und das wollte der Kerl ja auch erreichen
Sehe ich nicht so und in welchen Kreisen unterhält man sich über Aktien, Golf und Abschlüsse? Klingt wie aus Ally McBeal.
cooper75 hat geschrieben:Und es ist ja toll, dass Männer meinen, sie müssten Frauen immer sagen, wenn sie sie toll finden. Das nervt. Das interessiert mich nicht bei Arbeitskollegen. Wildfremde Herren in der freien Wildbahn und auf Veranstaltungen brauche ich auch nicht zur Bestätigung und irgendwelche entfernten Bekannten, die den Beziehungsstatus genau kennen, nerven richtig.
Na ja, wenn du von allem genervt bist, dass jeder aufpassen muss, was er sagt, ist schon irgendwie spooky. Ich gebe anderen auch gern Komplimente - ich als Frau - und auch an die Männer und ich hatte nie den Eindruck, dass es jemand schlecht findet. Ich habe den Eindruck, du konstruierst hier was, was gar nicht da ist, zumindest nicht so.
Also cooper ich finde deine Ansichten ganz ehrlich völlig weltfremd und diskriminierend und nichts anderes ist das was du hier von dir gibst. Du wirfst einfach mal ganz pauschal alle Männer und alle Frauen in ein Topf und alle haben deine Anschauung zu teilen.
Und nein es machen sich eben nicht alle Frauen hübsch, damit sie niemand darauf anspricht. Genauso wie man für eine tolle Leistung auf Arbeit gerne gelobt wird, hören es eben auch viele gerne, wenn da mal jemand sagt, dass sie gut aussehen, dass ihr Styling schön ist oder die neue Frisur gefällt. Und nein, dass steht eben nicht nur Frauen zu so etwas zu sagen und es ist eben nicht so, dass jeder Mann deswegen gleich mit einer Frau ins Bett will, weil er findet, dass jemand gut aussieht. Es gibt ja auch mehr als genug Freundschaften zwischen Männern und Frauen, wo man eben auch wie es sich unter guten Freunden gehört auch mal sagen kann, dass man da modisch völlig daneben gegriffen hat, genauso wie man sagen kann, dass da jemand einen Volltreffer gelandet hat.
Ich finde viel mehr, dass zum Sexismus oftmals eben auch zwei Seiten gehören. Nehmen demjenigen, der etwas sexistisch meinen soll, gehört dazu auch jemand der etwas als sexistisch empfindet. Und in meinem Bekanntenkreis würdest du an der Stelle als völlig überempfindlich gelten mit deinen Ansichten. Und deswegen macht hier trotzdem nicht jeder mit jedem rum.
Man sollte vielleicht auch mal eine gesunde Portion Selbstbewusstsein mitbringen um auch mal über der ein oder anderen Sache drüber zu stehen oder besser noch, viele Aussagen einfach als das aufnehmen, was sie sind. Nämlich oftmals wirklich einfach Komplimente. Ich kenne selber genug Menschen und bin da auch nicht anders, dass ich mit Komplimenten, wo mich andere Leute anders sehen als ich mich selber oft überfordert bin. Aber deswegen höre ich es trotzdem gerne. Und so geht es wohl vielen. Ich kenne eigentlich kaum jemanden, der nicht gerne etwas nettes hört und dem man dadurch den Tag etwas verbessern kann.
Also ganz ehrlich, wenn ich eine attraktive Frau sehe und sie dann erstmal ein halbes Jahr kennenlernen muss, damit ich ihr sagen darf, dass sie attraktiv ist, ist das doch völlig albern. Da sollte man die Kirche auch mal im Dorf lassen. Wenn ich auf der Straße jemand sehe, den ich sympathisch finde und dazu gehört eben auch ein wenig die Optik, wenn ich die Leute eben sonst nicht kennen, warum soll ich den oder diejenige nicht einfach ohne jegliche Hintergedanken anlächeln dürfen? Weil ich es tu, weil ich diejenige attraktiv gefunden habe und es sexistisch in deinen Augen ist? Das ist doch echt Unsinn.
Dein Beispiel mit dem Meeting finde ich da auch sehr übertrieben. Wenn man da zu Beginn sagt, dass eine Frau ein schönes Kleid an hat, ja warum denn nicht? Deswegen kann ich doch danach trotzdem auf Augenhöhe mit ihr sprechen und mich auch davon überzeugen, dass nicht nur die Optik gut ist. Gerade an den Beginn würde so ein Kompliment doch gehören. Sexistisch oder abwertend wäre es doch dagegen, wenn das nach einem Vortrag der Frau kommt und das wäre meine einzige Bemerkung dazu.
Es wäre gerade in dem Bereich vieles einfacher, wenn man manchmal auch einfach mal ein paar Sachen lockerer und vorurteilsfreier sehen würde. Und nur weil man so etwas sagt, heißt das noch lange nicht, dass man Sexismus verharmlost.
Ich bin überrascht über diese rege Diskussion mit den sehr stark auseinander driftenden Meinungen. Ich glaube, jetzt kann ich auch mehr verstehen, was bezüglich dieses konkreten Fernsehbeitrages alles an Kritik geäußert wurde. Bisher war ich eben vor allem der Meinung, dass die Reaktionen völlig überzogen waren.
cooper75 hat geschrieben:Außerdem ist die Threaderstellerin, wie viele Frauen, selbst sexistisch. Sie redet von makellos gestylten Frauen, die angeblich ihr Aussehen selbst in den Vordergrund stellen. Das sind aber ganz normale Fotos, männliche Politiker stellen sich ebenso gestylt dar. Natürlich zeigt sich Mensch von seiner attraktivsten Seite, wenn er Wähler gewinnen will. Und insbesondere Frauen wird vorgeworfen, wenn sie diese Formalitäten nicht einhalten.
Da bin ich jetzt wirklich überrascht. Wer mich kennt, weiß, dass ich eher das Gegenteil von sexistisch bin. Mich regt schon auf, wenn Eltern immer als Kompliment für ihre Kinder gesagt bekommen, dass der Junge ja ach so klug und das Mädchen hübsch sei, selbst wenn der Junge die letzte Dumpfbacke und das Mädchen superklug ist.
Und ich sehe diese Fotos eben nicht nur als normale Fotos, denn sie heben bestimmte Merkmale überdeutlich hervor. Zum Vergleich ein anderes offizielles Foto einer Frau, die im Bundestag saß. Dort sehe ich aber nicht, dass sie mit ihrer Figur kokettiert, ihre Oberweite hervorhebt durch die verschränkten Arme, einen tiefen Ausschnitt zeigt oder den Mund noch attraktiv geöffnet hat. Trotzdem finde ich, dass es ein sehr vorteilhaftes Foto ist. Und ich behaupte auch nicht, dass gewisse Männer nicht auf genau dieselbe Weise ihre körperlichen Merkmale zur Schau stellen.
cooper75 hat geschrieben:Ebenso viele Frauen finden Sexismus gegenüber Frauen in Ordnung wie Männer. Denn Frauen fördern in den seltensten Fällen Frauen und finden es oft total praktisch, sich auf Kosten ihrer Konkurrentinnen besser zu fühlen oder Karriere zu machen.
Kennen wir uns irgendwie näher? Habe ich Dich mal benachteiligt? Wie kommst Du dazu, mich in diese Schublade zu stecken? Ich finde Sexismus absolut nicht in Ordnung! Aber er fängt für mich eben nicht schon bei dem obigen Beispiel an. Ich mache eben einen Unterschied, ob ich von jemandem nur das Äußere wahrnehme(n kann) und das bewerte, oder ob ich schon mehr von ihm wahrgenommen habe und trotzdem nur sein Äußeres bewerte.
Insofern kommt es für mich auf den Kontext an. In dem obigen Fernsehausschnitt ging dem ganzen auch ein Interview mit Gregor Gysi voraus. Ich unterstelle diesem einfach mal, dass er beide Frauen schon bei der Arbeit wahrgenommen und reden gehört hat. Und zusammen mit seinem Grinsen und der Tatsache, dass er auf die Frage sofort ohne zu zögern antworten konnte, bringt mich das dazu, es bei ihm als eine sexistische Äußerung anzusehen, was Herr Puffpaff wohl auch bezweckt hat.
Herrn Puffpaff unterstelle ich mal, dass er beide Frauen vorher nicht kannte und sie auch noch nicht weiter wahrgenommen hat als eben auf den Fotos. Ich vermute, dass der zusammengeschnittene Beitrag über die rhetorischen Fähigkeiten von Frau Bauer nicht von ihm persönlich nach intensiver Recherche zusammengesucht wurde, sondern von jemandem aus seiner Redaktion. Er kann also nur die beiden Fotos bewerten. Und wenn ich ehrlich bin: Auf den Fotos sehen beide Frauen gut aus. Ich selbst würde sie nicht als scharfe Biene bezeichnen, was aber vor allem damit zu tun hat, dass das nicht mein Sprachgebrauch ist und ich eben eine Frau bin. Im Gegenzug kommt Herr Lindner in meinen privaten Äußerungen dagegen nicht sehr gut weg und wird von mir auf sein Äußeres reduziert, was aber weniger Sexismus als vielmehr Ausdruck meiner Abneigung ist.
Ich kann klehmchen in mehr oder weniger allem zustimmen, was er gesagt hat. Und wenn hier gesagt wird, dass Frauen sich so anziehen und zurechtmachen, weil sie sich selbst schön fühlen wollen, dann kann ich nur lachen. Diese ganzen Strapazen, die ganze Zeit, die ganzen Schmerzen, um so gut auszusehen, nimmt man nicht nur für sich selbst in Kauf, sondern es geht eigentlich immer darum, bewundernde Blicke auf sich zu ziehen. Erst die sind es, durch die das schöne Gefühl entsteht. Ansonsten würde man sich ja auch im eigenen Haus, in den eigenen vier Wänden so zurecht machen, selbst wenn man den ganzen Tag alleine ist und vielleicht gerade den Hausputz macht. Aber soweit ich weiß, trifft das nur auf einen sehr, sehr kleinen Prozentsatz zu und ist eher die Ausnahme.
Der Begriff "scharfe Biene" ist bei mir in Bezug auf Sexismus wirklich ein Grenzfall, wo es bei mir auf den Kontext ankommt. Bei mir sind es andere Begriffe wie "Torte" oder "Schnitte", die da eher eindeutig sind und wo der Kontext egal ist. Diese Begriffe finde ich persönlich immer abwertend, denn damit wird die Frau in meinem Verständnis nur noch als Objekt gesehen und eben nicht mehr als Mensch.
An dieser ganzen Diskussion stört mich eigentlich, dass sie nur oberflächlich geführt wird und es immer nur um Kleinigkeiten geht. Eifrige Verfechter gegen den Sexismus stören sich an diesen zwei kleinen Worten statt daran, dass Frauen immer noch weniger wert sein sollen als Männer, sie immer noch auf das Äußere reduziert werden. Das zeigt sich eben schon im Kindesalter, wenn der Junge für seine Klugheit und das Mädchen für seine Schönheit gelobt wird. Das zeigt sich in den Gehältern. Das zeigt sich etwa in diesem Foto von ca. 30 Teilnehmern eines Mittagessens von Topmanagern Mitte Februar 2022. Da ist keine einzige Frau drauf! Weil es kaum eine Frau in der Spitzenposition gibt!
Wenn es um "scharfe Biene" geht, regen sich alle auf und die Diskussion geht heiß her! Wenn dann aber die Tochter wieder für ihre Schönheit gelobt wird, ist das toll! Und wenn dann noch behauptet wird, dass sie da ganz nach der Mama kommt, strahlt Mama! Dass dabei außen vor gelassen wird, dass die Tochter Klassenbeste ist und die Mutter einen Doktortitel hat, fällt immer noch kaum jemandem auf.
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