In welchen Momenten fühlt ihr euch besonders verletzlich?

Ich fühle mich durchaus verletzlich, wenn ich anderen Menschen viel über mich verrate und viel von mir preisgebe. In gewisser Hinsicht mache ich mich damit ja angreifbar, da die andere Person dann meine Geheimnisse kennt und das über mich weiß, was mich belastet und was mich beschäftigt. Aber manchmal ist es ja notwendig, solche Gespräche zu führen und oft geht es einem dann ja auch besser.

In welchen Momenten fühlt ihr euch besonders verletzlich und weshalb? Versucht ihr ganz bewusst solche Situationen zu vermeiden oder muss es eurer Meinung nach einfach ab und zu sein, dass man solche Gespräche führt, damit einem eine Last von den Schultern fällt?

Ich glaube verletzlich fühlt man sich dann, wenn man einfach gerade eine schwache Phase hat. Wenn es einem selber nicht gut geht, dann ist man eher angreifbar und kann auch eher verletzt werden. Daher sollte man sich auch immer überlegen, was man wem verrät und sagt. Mit jedem Menschen würde ich nicht über meine Gedanken und Gefühle reden und denke auch, dass man selber bestimmt wie angreifbar man ist.

Ich verstehe total was du meinst. Ich hab vor kurzem einen Podcast gehört, in dem es um dieses Thema ging. Eine Frau hat ihre ganze Kindheit lang, bis zum Alter von 20 Jahren ein Trauma durchlebt und musste lernen wie sie damit umgeht und wem sie davon erzählt.

Ich glaube vertrauen ist etwas, das man lernen muss. Das Risiko, dass die Person es gegen einen verwendet ist immer da, aber es macht noch weniger Sinn immer alles für sich zu behalten. Wenn die andere Person dein Vertrauen schätzt, ist das doch etwas gutes. Aber wenn du merkst, dass dein Vertrauen missbraucht wird, solltest du dich von der Person schnellstens distanzieren. Dann ist es auch egal, was die Person über dich weiß.

Du musst einfach lernen mit wem du über welche Sachen sprechen kannst. Im Podcast hat die Frau gemeint, sie Filtert ihre Gespräche, je nachdem mit wem sie spricht. Wenn Menschen uns gegenüber offen sind und uns etwas anvertrauen, kann man oft davon ausgehen, dass wir dasselbe mit ihnen tun können. Und genauso hilft es anderen dabei sich uns gegenüber zu öffnen, wenn wir etwas von unserer Last mit ihnen teilen.

Wenn es mir körperlich nicht gut geht und ich nicht die Energie habe, meine Fassade aufrechtzuhalten, kann es schon passieren, dass ich mich "verletzlich" fühle. Ich habe doch einen ziemlichen Kontrollzwang und lege Wert darauf, mich so gut wie möglich "im Griff" zu haben.

Aber wenn ich krank bin, die Hormone verrückt spielen oder ich auch nur schlecht geschlafen habe, stresst es mich noch zusätzlich, mich "verletzlich" zu fühlen, wenn man so will. Wie jeder Mensch reagiere ich auch mal dünnhäutig, wenn mir der Schädel brummt oder die Grippe sich durch meinen Körper arbeitet, und ich es einfach nicht schaffe, mich unverwüstlich, beherrscht und rational zu geben.

Dann ziehe ich mich meistens von anderen Leuten zurück, damit niemand merkt, dass ich nur einen dummen Spruch davon entfernt bin, loszuheulen oder der Gang zum Briefkasten mir schon in die Knochen gefahren ist. Das ist natürlich reichlich neurotisch und nicht unbedingt einer meiner attraktivsten Charakterzüge, aber lieber gebe ich mich grantig und widerborstig als zuzugeben, dass ich Kopfweh habe und eigentlich zu meiner Mama will.

Ich bin ein Mensch, den man sehr leicht verletzen kann und das spiegelt sich bei mir im Alltag auch sehr wieder, dementsprechend bietet sich da schon die größte Angriffsfläche. Ich nehme mir Kritik immer sehr zu Herzen und das kann verschiedene Punkte betreffen und je nach Tagesverfassung belasten mich einige Punkte mehr und andere weniger. Dass ich immer sehr viel erzähle und auch eigentlich sehr offen bin über dies und das bringt natürlich mit sich, dass ich sehr schnell verletzt werden kann.

Vor allem dann, wenn es aber um Essen und mein Gewicht geht, lege ich leider manchmal jedes Wort auf die Goldwaage. Ich war eine Zeit lang sehr stark übergewichtig und habe meinen Kummer und Stress in mich reingefressen. Eine Magenverkleinerung hat bei mir zu einer starken Gewichtsabnahme geführt und ich habe es dadurch geschafft mein Leben zu verändern. Die Themen Gewicht und Essen sind aber auch heute noch sehr negativ belastet bei mir und ich bin sofort verletzt, wenn jemand meine Ernährung kritisiert oder mich fragt, ob ich ein wenig zugenommen habe.