In welchen Situationen fühlt ihr euch missachtet?

vom 22.03.2019, 09:00 Uhr

Ich habe gelesen, dass Muslime sich zunehmend missachtet fühlen, eben weil es ein paar schwarze Schafe gibt, die schlimme Dinge tun und viele Menschen dann leider alle Muslime in dieselbe Schublade stecken. In welchen Situationen und unter welchen Umständen fühlt ihr euch missachtet und warum? Kommt das häufiger vor oder empfindet ihr eher selten auf diese Weise?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe mich schon missachtet gefühlt, wenn ich etwas erzählt habe und mein Gegenüber plötzlich einfach nicht mehr zugehört hat oder mir jemand ins Wort gefallen ist. Bei einer Freundin hatte ich schon den Fall, dass ich ihr etwas mitgeteilt habe und sie nur auf ihr Smartphone geschaut hat, da habe ich mich auch missachtet gefühlt und hatte auch keine große Lust mehr noch etwas zu sagen.

Mir ist es auch schon mal passiert, dass ich an einer Bäckertheke stand, die recht voll war und dort missachtet wurde. Da ich nicht so groß bin, hat man mich dann wohl deswegen missachtet, übersehen oder wie auch immer.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Missachtung ist nicht das Gleiche wie Verachtung, aber das nur am Rande. Ich kenne es auch eher von Verkehrsregeln als von Menschen, dass sie "missachtet" werden, aber spielen wir das Spiel mal mit:

Ich bin von Natur aus kein auffälliger Mensch, weder von der Stimme noch vom Auftreten her, sondern eher ruhig bis phlegmatisch, gedeckt gekleidet und mein Ziel ist es auch, weder laut noch nervig zu sein, weil ich selber die Lauten und Nervigen so anstrengend finde. Aber der Preis, den es dafür zu zahlen gilt, ist oft genug, schlicht nicht wahrgenommen zu werden. Ich bin beispielsweise schon in Kassenschlangen einfach mit dem Hintern beiseite geräumt worden, und auf meinen Protest hin war man ganz überrascht, dass der Pappaufsteller sprechen kann. Glücklicherweise bin ich nicht schüchtern oder ängstlich.

Oder dass ich im Gespräch nicht zu Wort komme bzw. dass meine Meinung einfach ignoriert wird, kommt auch durchaus vor. Das ist schon nicht immer angenehm, wenn ich in der Runde etwas sage, dann herrscht eine Sekunde Schweigen, und dann wird das Thema gewechselt, als hätte ich gar nicht den Mund aufgemacht.

Ich versuche allerdings, die Tatsache, dass konventionell nicht sehr attraktive, mittelalte, kinderlose, langweilig angezogene Frauen gesellschaftlich unsichtbar sind, zu meinen Gunsten zu nutzen und eher als Potenzial zu sehen. Wenn keiner so richtig wahrnimmt, dass es dich überhaupt gibt, kannst du im Prinzip machen, was du willst, und das ist auch nicht immer verkehrt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Obwohl ich jetzt eine Weile darüber nachgedacht habe, fällt mir nur eine Situation ein, in der ich wirklich komplett missachtet wurde. Diese Erlebnisse haben sich eingeprägt, weil ich mich dabei wirklich schlecht gefühlt habe und das aus gleich mehreren Gründen. Wenn meine Schwester aus Amerika zu Besuch kommt, bin ich einfach Luft für meine Umwelt.

Meine Eltern nannten mich nicht mehr beim Namen, ich existierte in dieser Zeit immer als kleinere Ausgabe meiner Schwester, aber zumindest nahmen sie mich noch wahr. Waren wir jedoch irgendwie gesellschaftlich unterwegs und trafen auf Menschen, die uns beide kannten, war ich schlicht Luft. Ich sehe ja ein, dass lange vermisste Menschen freudig begrüßt werden, aber das ich komplett ignoriert wurde, schmerzte schon sehr.

Das ging so weit, dass ich komplett ausgeblendet wurde. Wurden Autofahrten geplant und Sitzplätze vergeben, war keiner für mich übrig. Ich wurde einfach übersehen, weil ja die Schwester da war. Wollten wir Essen gehen und es wurde eine Tischreservierung benötigt, fehlte mein Platz. Ich fand das schon beleidigend, da man doch die Anzahl im Geiste hinbekommen sollte.

Vor allem fand ich es sehr unangenehm, wenn ich darauf hinwies, wurde ich mit völlig verwirrten Blicken bedacht, wurde aber weiter ignoriert, es kam nie ein "Hallo" oder ein "entschuldige". Es kam eher der vorwurfsvolle Blick "ach du bist ja auch noch da und stell dich nicht in den Vordergrund, deine Schwester ist da". Irgendwann gab ich auf und man plante mich auch nicht mehr mit ein. Wenn meine Schwester jetzt zu Besuch kommt, geht sie allein ihrer Wege.

Daher schmerzt es auch heute noch, wenn sie kommt und ich nur wenig Zeit mit ihr verbringen kann. Zusätzlich fühlte ich mich immer schlecht, weil ich solche Gedanken hatte. Ich versuchte immer es herunter zu spielen und das Verhalten der Anderen zu entschuldigen, War ich zu sensibel? Sollte ich meiner Schwester die Aufmerksamkeit nicht gönnen? Aber es ist ein Unterschied zwischen wenig Aufmerksamkeit und Missachtung.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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