Muss man unbedingt etwas dazu beitragen, gesund zu werden?
Ich bin seit 4 Wochen krankgeschrieben, unter anderem wegen Schlafstörungen. Zuerst bekam ich die Krankschreibung nur für zwei Wochen, dann wurden nochmal zwei Wochen dran gehängt. Bei der Verlängerung der Krankschreibung moserte mein Arzt aber schon, ob ich auch etwas für mich tun würde. Da meinte ich, dass das Schlafmittel, was er mir mitgegeben hatte, ganz gut wäre und dass ich das zwar nicht jeden Tag, aber manchmal genommen habe und dass es gut half. Mehr habe ich nun nicht gemacht.
Das stellte ihn nicht ganz zufrieden. Ich weiß aber auch nicht, was er da nun hören wollte, als er mich fragte, was ich für mich tue. Nichts mache ich, ich lebe wie immer, nur mit weniger Arbeit. Die Idee, dass man etwas Spezifisches für sich machen muss, um gesund zu werden, finde ich daher auch komisch. Wenn ich stattdessen ein gebrochenes Bein hätte oder eine Bronchitis, da würde man doch auch nicht erwarten, dass ich was Spezifisches mache, um gesund zu werden, sondern da wäre es legitim, dass man einfach die Zeit absitzt, bis es von alleine besser wird.
Kennt ihr das auch von Ärzten, dass die von euch fordern, dass ihr irgendwie aktiv an der Genesung mitwirken müsst? Würdet ihr dann ehrlich sein, auch wenn ihr nichts dafür tut oder würdet ihr euch da eine Ausrede einfallen lassen?
Mich erinnert das an eine Anekdote, die meiner Freundin mal passierte, als sie noch recht jung war und als Arbeitgeberin mit einer saftigen Erkältung bei einer komischen neuen Ärztin im Ort war, um sich eine Krankmeldung abzuholen. Sie bekam sie nur für zwei magere Tage, was mit einem ausgewachsenen grippalen Infekt in dem Bereich, wo sie gearbeitet hat, schon mehr als optimistisch war. Ihr Arbeitsauftrag seitens der Ärztin war, dass sie viel Tee trinken sollte. Als sie nach zwei Tagen wieder krank dort ankam, weil eine Erkältung bekanntermaßen in ihrer Maximalausprägung in der Regel nicht nach 48 Stunden verschwindet, bekam sie die vorwurfsvolle Frage, ob sie denn ihren Tee nicht getrunken hätte.
Das nur am Rande. Als Arbeitnehmer hat man übrigens aber sehr wohl die Pflicht, seine Krankheit zu behandeln und auszukurieren. Keiner kann sich für Wochen krankschreiben lassen und sich ansonsten nicht darum kümmern und alles laufen lassen, man hat eine Mitwirkungspflicht an seiner Gesundung. Soweit das natürlich möglich ist, wenn es denn immer so einfach wäre. Aber Therapieangebote jedweder Art muss man schon versuchen und nutzen, gerade wenn man Arbeitnehmer ist.
Du hättest die Frage an den Arzt zurückgeben können, was er denn empfiehlt. Wahrscheinlich hätte er dir etwas wie Betthygiene, Sport, autogenes Training oder andere Entspannungstechniken vorgeschlagen. Das wäre aber meiner Meinung nach seine Sache gewesen, entsprechende Vorschläge zu machen. Sollte er nichts davon gemacht haben und seine einzige Idee war nur, dich mit Schlaftabletten wegzuschicken ist das etwas dürftig, aber vielleicht kam ja auch im Vorfeld doch irgendein Vorschlag.
Verbena hat geschrieben:Du hättest die Frage an den Arzt zurückgeben können, was er denn empfiehlt. Wahrscheinlich hätte er dir etwas wie Betthygiene, Sport, autogenes Training oder andere Entspannungstechniken vorgeschlagen. Das wäre aber meiner Meinung nach seine Sache gewesen, entsprechende Vorschläge zu machen. Sollte er nichts davon gemacht haben und seine einzige Idee war nur, dich mit Schlaftabletten wegzuschicken ist das etwas dürftig, aber vielleicht kam ja auch im Vorfeld doch irgendein Vorschlag.
Ich habe mich schon viel mit Schlafhygiene beschäftigt. Der Grundgedanke ist ja, dass man das Bett wirklich dem Schlafen vorbehält (und nicht lange wach im Bett herumliegt) und eine feste Struktur oder Regelmäßigkeit hat. Das habe ich nicht, das gelingt mir nicht, dafür bin ich nicht der Typ. Ich glaube, mein innerer Chrono-Rhythmus ist anders als bei anderen. Wenn ich nicht früh raus muss, habe ich eine ganz starke Tendenz, immer später ins Bett zu gehen, bis ich selbst früh um 6 noch nicht müde bin. Meistens muss ich ja doch zu einer definierten zeit irgendwo sein und daher hält sich das im Rahmen, aber zeitig schlafen gehen bekomme ich schlecht hin.
Das ist aber schon immer so und hat mir nie groß Schwierigkeiten bereitet. Wenn ich müde war, konnte ich auch einschlafen. Aber es ist seit ein paar Wochen so, dass ich trotz Müdigkeit nicht zur Ruhe komme. Ich fühle mich dann körperlich unruhig, obwohl ich Müdigkeit spüre. Und dann liege ich ewig wach herum. Im Laufe des Lebens habe ich mir schon einige Strategien angeeignet, um besser zu schlafen, etwa dass ich eine bestimmte Sendung als Einschlafhilfe anschaue oder ein Hörbuch höre, Gedankenspiele oder wenn mein Freund da ist, dann muss er mir den Arm kraulen, da schlafe ich auch schnell ein. Aber manchmal funktioniert es dennoch nicht. Ich glaube nicht, dass das mit meinem sonstigen Schlafrhythmus zu tun hat, der war ja schon immer so.
Rein rechtlich gesehen bist du als Arbeitnehmer zumindest verpflichtet, alles zu unterlassen, was den Heilungsprozess gefährdet und ärztlichen Anweisungen zu folgen, was deine Genesung angeht. Die "ärztlichen Anweisungen" sind zwar von wechselnder Qualität, da habe ich auch schon meine Erfahrungen gemacht. Stichwort Tee trinken.
Aber ich finde es eigentlich ganz einleuchtend, dass Arbeitgeber im Allgemeinen Wert darauf legen, die Arbeitsleistung auch zu bekommen, für die sie die Leute zahlen und dass niemandes Hintern Beifall klatscht, wenn jemand irgendwelche Zipperlein offensichtlich zu maximieren versucht, um nicht in die Arbeit zu müssen.
Davon abgesehen bin ich vielleicht seltsam, aber für mich ist der Zustand der "Gesundheit" aus unterschiedlichen Gründen attraktiver als "krank", und allein deswegen trage ich im Regelfall selbst dazu bei, gesund zu werden, wenn es mich mal wieder erwischt hat. Dazu gehören für mich ganz selbstverständlich, dass ich, wenn es sich nicht gerade um einen banalen Schnupfen außerhalb von Seuchenzeiten handelt, zum Arzt gehe, je nach Defekt mich schone oder meine Übungen mache oder auch weitere Erkundigungen einziehe, was man gegen den Ausschlag, die Schwellung oder die Blasenentzündung noch tun kann und sollte.
Und da Gesundheit für mich durchaus einen Wert darstellt, kann ich es mir für mich auch gar nicht vorstellen, daheim zu sitzen und zu denken: Geil! Bronchitis/Fußpilz/Sehnenscheidenentzündung/Gallensteine! Ich mache jetzt einfach weiter wie bisher und schaue, wie lange mir das Elend erhalten bleibt. Besser krank als gesund!
Als Arbeitgeber würde ich sehr wohl erwarten, dass ein kranker Mitarbeiter mit dazu beiträgt, dass er wieder arbeitsfähig wird, beziehungsweise alles unterlässt, was die Heilung hinauszögert. Er muss dich ja bezahlen, bis die Krankenkasse dann letztendlich einspringt. Aus eigenem Interesse würde ich schon alles dafür tun wieder gesund zu werden. Ich hasse es krank zu sein.
Man kann jetzt aus dem Post nicht herauslesen, was du für eine Krankheit hast, musst du ja auch nicht sagen. Mir kommt es so vor, als ob der Arzt mittlerweile an deiner Krankheit zweifelt. Dann sollte er dich aber zu einem Psychologen schicken, wenn es sich nur um Schlafstörungen handelt und er alles Organische ausgeschlossen hat. Der kann dann besser entscheiden, ob er eine Krankschreibung verantworten kann oder nicht. Übrigens kann Autogenes Training gegen Schlaflosigkeit helfen. Die Kurse werden meistens von den Krankenkassen bezuschusst.
blümchen hat geschrieben:Übrigens kann Autogenes Training gegen Schlaflosigkeit helfen. Die Kurse werden meistens von den Krankenkassen bezuschusst.
Ich bin aber selbst Kursleiter für autogenes Training und PMR und Stressmanagement. Ich habe selbst die Lizenzen, um solche Kurse anzubieten und abzurechnen. Ich finde AT ganz gut, aber in dem Fall hilft es mir nicht.
Ich glaube es ist schon immer ganz hilfreich, wenn man selber auch versucht etwas dafür zu machen, dass man wieder gesund wird. Das mag mal mehr und mal weniger gut klappen. Für den Arzt ist es aber sicherlich nicht angenehm immer gleich 2 Wochen krank schreiben zu müssen und daher spricht er dann eben solche Sätze aus. Natürlich kann man auch nur bedingt immer etwas machen und manchmal hilft es einfach auch nur ein bisschen weniger Stress von der Arbeit zu haben. Es ist dir also nicht wirklich etwas vorzuwerfen, wenn du nun einfach versuchst wieder in die Gänge zu kommen in dem du eben einfach nur weniger Stress hast.
Ich finde es eigentlich gar nicht schlecht wenn ein Arzt so eine Frage stellt und würde das überhaupt nicht als Kritik an meiner Person interpretieren sondern erst mal als Interesse. Es gibt schließlich genug gesundheitliche Probleme, bei denen man selber etwas dazu beitragen kann, dass man sich besser fühlt und oft muss man erst mal selber herausfinden, was das genau ist.
Ich fände es als Ärztin schon interessant zu hören, was die Patienten für sich herausgefunden haben, was funktioniert und was nicht. Vielleicht kann ich dann dem nächsten Patienten mit ähnlichen Problemen einen guten Tipp geben.
Aber was das "müssen" betrifft - man kann auf jeden Fall nicht einfach so Maßnahmen verweigern, die zur Wiederherstellung der Arbeitskraft dienen. Sprich, keine Physio damit man noch länger schlecht laufen kann und nicht arbeiten muss ist keine Option.
Ich glaube, mein innerer Chrono-Rhythmus ist anders als bei anderen. Wenn ich nicht früh raus muss, habe ich eine ganz starke Tendenz, immer später ins Bett zu gehen, bis ich selbst früh um 6 noch nicht müde bin.
Nennt sich "extreme Eule" und ist völlig normal. Die meisten Menschen sind zwar irgendwo zwischen extremer Lerche und extremer Eule, aber das Phänomen ist schon lange bekannt und nicht krankhaft. Ich gehöre auch zu der Sorte. Kreative Arbeit nach Mitternacht? Kein Problem. Konferenz Morgens um acht? Schon eher.
Eine Krankschreibung ist ja nur ein umgangssprachlicher Begriff. Offiziell ist eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, kurz AUB, bedeutet, dass man unfähig ist zu arbeiten. Wenn man dann einem Arzt, egal warum man den gelben Zettel hat, antwortet, dass man alles wie immer macht und nur weniger arbeitet, muss man sich über seine Unzufriedenheit nicht wundern.
Entweder bin ich krank oder ich muss einfach nur etwas kürzer treten. Das sind zwei verschiedene paar Schuhe. Ansonsten hast du als Patient alles zu unterlassen, was deine Genesung negativ beeinträchtigt. Jemand mit Gipsbein sollte also nicht unbedingt beim nächsten Ball auf der Tanzfläche rumspringen.
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