Warum werden Frauen im Schachsport so vernachlässigt?
Ich bin ein ziemlicher Schach-Fan. Ich verfolge gerne die Wettbewerbe und staune immer wieder über die wirklich herausragenden Fähigkeiten der Schachprofis. Eines, was mir leider immer wieder auffällt, ist, dass es kaum wirkliche bekannte Schachsportlerinnen gibt.
Der große Nachteil, den Frauen bei Sportarten haben, der mit dem biologischen Aufbau und den biologischen Unterschieden in der Physiologie der Körper von Frauen und Männern zu tun hat, entfällt doch gerade bei dieser Sportart. Wieso ist es dann nicht gerade eine Nische, in der zunehmend Frauen ihren Platz finden?
Die wohl bekannteste Schachspielerin ist wohl die Ungarin Judit Polgár. Doch mich würde ehrlich interessieren, wer von euch bereits von ihr gehört hat. Die aktuell beste weibliche Schachspielerin ist Platz 88 in der Weltrangliste, gemessen an ihrem Elo-Wert. Das ist schon ein ganz schöner Sprung. Woher denkt ihr, dass diese Leistungsunterschiede kommen? Ich habe nun schon häufiger von Männern gehört, dass sie denken, dass Frauen einfach die nötige "Logik" mangelt, aber so wirklich beweisen konnte das bisher keiner dieser Herren.
Warum werden weibliche Schachspielerinnen also so vernachlässigt, anstatt richtig gefördert zu werden? Wurde euch, falls ihr weiblich seid, jemals das Schachspiel näher gebracht?
Frauen werden im Schachsport meiner Meinung nach nicht vernachlässigt. Es hält noch niemand Mädchen davon ab Schach zu spielen. Es gibt halt nicht so viele Mädchen, die sich sehr stark dafür interessieren. Dafür könnte man verschiedene Gründe anführen und diskutieren. Schachspieler müssen viel Zeit investieren, um gut zu werden. Da bleibt wenig Platz für andere Lebensinhalte. Und wenn es viel mehr Männer als Frauen gibt, die sich wirklich voll und ganz dem Schachspiel gewidmet haben, dann ist doch klar, dass es auch wahrscheinlicher ist, dass sie die Spitzenplätze belegen, auch wenn Frauen genauso gut sind.
Ich habe als Kind gerne Schach gespielt, aber nur als Freizeitbeschäftigung mit meinen Geschwistern. In den Ferien waren wir oft den ganzen Tag damit beschäftigt, Schachturniere auszutragen oder Skat zu spielen. Auch heute noch spiele ich nur zum Vergnügen und nicht ernsthaft. Manchmal schaue ich mir Schachrätsel an. Auch ein Buch über die verschiedenen Eröffnungsvarianten habe ich mal durchgelesen, dann aber keine Lust mehr gehabt.
Auch meine Kinder können mehr oder weniger gut Schach spielen. Ich finde nicht, dass Schach den Ruf hat, eher für Jungen geeignet zu sein. Es gibt ja auch Schachclubs speziell für Mädchen, wobei man da auch unterschiedlicher Meinung sein kann, warum man seine Tochter nicht in einen gemischten Club schickt. Aber wahrscheinlich geht es bei kleineren Mädchen auch ums Soziale. Es gibt ja ein Alter, in dem sich Jungen und Mädchen manchmal ein bisschen trennen und Mädchen sich besser mit anderen Mädchen austauschen möchten.
Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, wieso auch Nicht-Fußballfans Manuel Neuer kennen und kaum jemand Ann-Katrin Berger. Es ist ja nicht so, dass Frauen physisch nicht in der Lage sind, guten Fußball zu spielen, auch wenn sie nicht so männlich rumspucken und sich gegenseitig in den Rasen rammen.
Oder warum sind Fußball und Tennis international bekannte Sportarten, bei denen es um eine Menge Geld geht, während kein Hahn nach Synchronschwimmen oder Curling kräht? In meinen Augen geht es letzten Endes wie immer um Geld, und um Geld zu verdienen, braucht es breite, allgemeine öffentliche Aufmerksamkeit. Und die kriegt man eher mit bolzenden Buben als mit Leuten, die auf ein Brett starren. Und solange es keine Liveübertragungen von Schachturnieren mit Zehntausenden Zuschauern gibt, bleibt es eben ein Nischen"Sport".
Entsprechend sitzen auch Kinder nicht zu Hunderten vor der Glotze und denken sich: Das möchte ich auch mal machen. Und von denen, die sich trotzdem dafür begeistern, sind wohl deswegen die meisten Buben, weil es immer noch oft genug heißt: Schach ist nichts für Mädchen. Und da hätte ich als Kind auch keine Lust gehabt, doch mal probehalber auf ein Brett zu starren, ob es mir nicht vielleicht doch liegen könnte.
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