Wie viel muss ein Protagonist mit euch gemeinsam haben?
Ich verschlinge unheimlich viele Bücher und aus unterschiedlichen Genres. Ich mag historische Romane, Fantasy-Bücher und vieles mehr. Genauso offen bin ich aber auch, was die Protagonisten angeht. Als Jugendliche war es mir damals wichtig, dass die Protagonisten nicht wirklich jünger als ich waren und natürlich auch nicht wesentlich älter und ähnlich tickten.
Das ist nun ganz anders bei mir. Mir ist es relativ egal, ob der Protagonist nun männlich oder weiblich oder verheiratet oder Single ist. Auch beim Alter bin ich offen. Mich stört es nicht, wenn dieser wesentlich jünger oder älter ist als ich, solange mich das Buch an sich anspricht. Wichtig ist mir nur eine gewisse Sympathie. Wie sieht es bei euch aus? Wie viel muss ein Protagonist eines Buches mit euch gemeinsam haben?
Mit mir muss der Protagonist eines Buches nichts gemeinsam haben. Im Gegenteil ich finde es gerade spannend andere Charaktere und Denkweisen kennen zu lernen und zu schauen ob ich trotzdem mitfühlen kann bzw. Verständnis dafür aufbringen. Aber grundsätzlich lese ich eh am Liebsten historische Romane von Ken Follet und Rebecca Gablé zum Beispiel. Da spielt die Handlung ja in einer ganz anderen Zeit und da geht es mir auch eher um das Zeitalter als um die Empathie zu den Protagonisten.
In meiner Kindheit bzw. Jugend war das auch bei mir ein bisschen anders. Da hab ich natürlich gerne "Mädchenromane" gelesen und da ging es zwangsläufig dann um gleichaltrige Mädchen. Mystery-Club zum Beispiel hab ich total gern gelesen.
Die Frage stelle ich mir eigentlich gar nicht. Für mich muss eine fiktionale Figur innerhalb der Story einfach "stimmen", was auch bei reiner Unterhaltungsliteratur ein Minimum an literarischem Talent voraussetzt. Ich muss mich in einer Figur also gar nicht wiederfinden oder mich mit ihr identifizieren, solange sie in sich überzeugend gestaltet ist und ihre Rolle innerhalb der Handlung sinnvoll erfüllt.
Dabei kann diese Rolle durchaus auch die des "ausgemachten Trottels, der die ganze Mission in Gefahr bringt" sein. Hauptsache, es ist ein literarisch halbwegs gelungener Trottel, der innerhalb seiner Möglichkeiten und seines fiktiven Charakters logisch und nachvollziehbar handelt. Welche Typen die Figuren dabei genau verkörpern, ist mir an sich egal - wenn die Hauptfigur interessant und stimmig ist, kann ich immer mit ihr mitfiebern.
Ich habe dagegen eher Probleme mit Hauptfiguren, die offensichtlich so sind, wie der/die Schreibende dahinter gerne wäre. Mich langweilt es immer, wenn Figuren allzu vollkommen sind, schön, beliebt, mit Führungsqualitäten und immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen, den die anderen Charaktere begeistert beklatschen. Wenn ich mir beim Lesen unwillkürlich denken muss: Wer auch immer das geschrieben hat, wurde wohl in der Schule gehänselt, vergeht mir schnell die Lust am Lesen von seichtem Zeug.
Über diese Frage habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Wenn ich darüber nachdenke, waren mir die Protagonisten in den Büchern, die ich in meinem Leben gerne gelesen habe, noch nie ähnlich. Weder vom Alter, noch von ihren Charaktereigenschaften.
Ich hatte nie das Bedürfnis, mich mit den Charakteren in den Büchern identifizieren zu wollen. Entsprechend habe ich auch nie Bücher nach ihnen ausgewählt. Wenn es doch mal eine Ähnlichkeit gegeben haben sollte, war dies ein reiner Zufall. Die Hauptcharaktere in meinem Lieblingsbüchern sind auch alle sehr unterschiedlich, wenn man sie miteinander vergleicht.
Ich habe mir noch nie über so etwas Gedanken gemacht. Wahrscheinlich ist es in jungen Jahren schon ganz angenehm Bücher mit Menschen zu lesen, die in ähnlichen Situationen sind und dementsprechend auch nicht alt sind, aber mit zunehmenden Alter, kann man dann die verschiedenen Altersstufen auch besser verstehen, weswegen das keine Rolle mehr spielen sollte. Mich hat das noch nie gestört, wenn das nicht gepasst hat und ein Protagonist jünger oder älter war oder gar ein Junge oder Mann. Ich finde es viel wichtiger, wie das Buch geschrieben ist, ob man sich in das Ganze generell gut hinein fühlen kann und so weiter.
Ich behaupte mal, ohne sehr tiefgehend darüber nachgedacht zu haben, dass es für mich überhaupt keine Rolle spielt, wie viel ein Protagonist mit mir gemeinsam hat. Ich lese sehr viel und sehr unterschiedliche Dinge, sehr gerne schwedische Krimis, besonders solche von Hakan Nesser, Agatha Christie, Biographien und Autobiografien, aber auch Klassiker, die ich als Pflichtlektüre in der Schule nie verstand und nie mochte.
Autobiografien und Biografien haben mit mir meistens überhaupt keine Gemeinsamkeiten. Auch mit Miss Marple oder Monsieur Poirot kann ich mich nicht identifizieren und auch die Gedanken von Massenmördern sind mir hoffentlich fremd. Aber vielleicht regen sich ja in meinem Unterbewusstsein solche Gedanken.
Auch das Alter und das Geschlecht spielen keine Rolle. "Kim Novak badete nie im See von Genezareth", ein Jugendroman von Hakan Nesser finde ich genauso interessant wie "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Jonas Jonasson.
Andererseits, wenn ich jetzt doch gründlicher darüber nachdenke, hat man mit jedem Menschen irgendwelche Gedankengänge oder Situationen, in der man sich befindet oder befunden hat oder sich vorstellen kann, sich irgendwann darin zu befinden, gemeinsam. Ich habe vor einigen Jahren den Faust zum ersten Mal richtig verstanden und festgestellt, dass es sehr viele Gemeinsamkeiten von mir mit einem theoretischen Gelehrten gibt, der nicht über seine Grenzen kommt und sich dazu entschließt, zu leben.
Ein Buch, das von einer Aliengesellschaft schreibt, die weder Kontakt zu den Menschen hat und haben wird noch irgendeine Gemeinsamkeit mit unserem vergangenen, jetzigen oder zukünftigen System, wäre wahrscheinlich völlig uninteressant.
Ich lese auch gerne Bücher aus den verschiedensten Genres und bin da überhaupt nicht festgelegt. So ist es dann auch schon automatisch so, dass die Protagonisten nicht unbedingt viel mit mir gemeinsam haben. Sicher ist es manchmal schön, wenn die Protagonisten einem ähneln, denn so kann man vielleicht auch noch etwas für das eigene Leben aus der Geschichte mitnehmen.
Aber zwingend ist es für mich nicht, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Protagonisten einer Geschichte und mir als Leserin gibt. Ich finde es auch schön, mal etwas über ganz andere Menschen zu lesen und dabei vielleicht auch noch besser abschalten zu können, als wenn ich mir noch Gedanken über Gemeinsamkeiten zwischen dem Protagonisten und mir mache.
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