Jemandem sagen, dass er genug von etwas besitzt?
Eine Freundin war nun sehr empört über ihre Schwester. Sie besitzt einige Fachbücher zu einem bestimmten Thema und interessiert sich eben sehr dafür. So ist sie immer offen, wenn es neue Bücher darüber auf dem Markt gibt und möchte diese dann auch lesen und kauft oder leiht diese eben.
Ihre Schwester muss wohl ihr gesagt haben, dass es doch überflüssig sei, so viele Bücher über ein und das selbe Thema zu besitzen. Sie hat ihr nun gesagt, dass sie mehr als genug Bücher hätte. Meine Freundin fühlt sich durch die Aussage wohl bevormundet und meint, dass es doch immerhin ihre Sache wäre, wenn sie sich da weitere Bücher anschaffen würde.
Könnt ihr nachvollziehen, dass man jemandem sagt, dass er genug von etwas besitzt? Würdet ihr euch da bevormundet fühlen? Meint ihr, dass es einen Unterschied macht, ob einem dies ein Familienmitglied oder eine Freundin sagt? Wie würdet ihr darauf reagieren, wenn euch jemand sagt, dass ihr genug von etwas besitzen würdet?
Sie ist sehr empört und fühlt sich bevormundet, das sind für mich, wenn ich nur das hier Geschriebene zugrunde lege, relative Überreaktionen auf so einen dahingesagten Spruch, den wir alle schon mal in der ein- oder anderen Art gesagt oder gehört haben. Mein Instinkt sagt mir, dass mehr dahintersteckt und es ein grundsätzliches Problem zwischen den Schwestern zu geben scheint. Möglicherweise fühlt sich die Freundin von der Schwester generell nicht ernst genommen, eventuell gibt es ein gefühltes oder tatsächliches Gefälle jedweder Art, vielleicht soll jemand an seinen Platz verwiesen werden oder der andere nimmt das zumindest an.
Wie man ja schon dem ersten Absatz entnehmen kann, finde ich den Spruch als solchen nämlich nicht sonderlich schlimm, aber bei so etwas kommt es natürlich immer auf den Ton und das Verhältnis zueinander an. Mein Freund lästert auch immer, dass ich zehnmal den farblich identischen Lippenstift besitze und ich schüttele den Kopf, wenn er sich die zwanzigste Uhr kauft. Aber trotzdem unterstützen wir den anderen in seiner jeweiligen Passion, wundern uns und verteufeln das nicht generell und wirklich.
Und bestimmt habe ich auch schon zu irgendjemandem, der sich das siebte Paar schwarzer Stiefel gekauft hat überrascht "Schon wieder?"" gesagt, ohne das irgendwie abfällig oder böse zu meinen. Außerdem kommt es ja auch darauf an, ob die Freundin sich jetzt das achte Buch zum Thema gekauft hat, die sie alle gelesen oder wenigstens angelesen hat oder ob dann Nachschlagewerk Nummer 37 im Regal Staub ansetzt. So oder so ist das natürlich ihre Entscheidung und geht niemanden etwas an.
Bevormundet? Reagierst du hier nicht ein bisschen über? Ich habe meine Bücher noch nie gezählte, dürften inzwischen aber über tausend sein. Natürlich gibt es Leute, die das nicht verstehen. Vor allem weil ich in vielen anderen Bereichen meines Lebens eher minimalistisch bin und weil der durchschnittliche Minimalist die meisten seiner Bücher nur noch in digitaler Form besitzt.
Natürlich bekomme ich manchmal einen Kommentar nach dem Motto "hast du nicht schon genug Bücher?" Aber es hat mich noch niemand davon abgehalten ein weiteres Buch zu kaufen oder mitzunehmen. Da könnte man dann vielleicht Bevormundung reden, wenn mich jemand vom Betreten eines Buchladens abhalten wollte, aber nur weil jemand mal einen Kommentar ablässt? Das ist echt albern.
Wenn, dann reagiert meine Freundin über. Sie hat mir das so erzählt und ich weiß nicht, ob da noch weitere Worte von der Schwester gefallen sind. Vielleicht ist es wirklich so, dass etwas anderes dahinter steckt. Aber sie erzählt ansonsten nicht viel von ihrer Schwester. Aber sie hat sich eben sehr über diesen Satz aufgeregt und empfand das wohl so, als hätte ihre Schwester ihr quasi verboten noch weitere Bücher zu kaufen.
Ich wäre wohl auch milde angepisst, wenn mir gerade jemand, der mich praktisch mein ganzes Leben lang kennt, auf einmal Vorschriften machen möchte, wofür ich mein Geld ausgebe. Ich wäre zwar nicht tödlich beleidigt, aber ich würde es ehrlich gesagt auch durchaus als Bevormundung empfinden. Das hängt aber wohl auch damit zusammen, dass ich das Gefühl hasse, mich rechtfertigen zu müssen.
Wenn ich nicht aufpasse, gerate ich nämlich schnell in die Falle, dass ich mich rechtfertige oder gar entschuldige, wenn jemand auch nur einen unüberlegten Kommentar ablässt. Und das, finde ich, ist ganz schlecht fürs Selbstwertgefühl, wenn man immer gleich darauf anspringt mit: "Du hast ja recht, aber ich mag Hobby xy eben so gern!" oder "Aber diese Ausgabe von Werk X ist mit schönen Illustrationen!", als ginge es denjenigen welchen tatsächlich etwas an.
Umgekehrt ist es auch bescheuert, gleich an die Decke zu gehen oder giftig zu werden, auch wenn das meine natürliche Reaktion wäre. "Ich frage dich ja auch nicht, was du mit 200 Fläschchen Nagellack vorhast!" ist keine beliebte Gegenreaktion und schaukelt die Situation eher auf. Deswegen ist es mir persönlich am liebsten, wenn die Leute ihre Urteile über meinen Lebenswandel im Großen wie im Kleinen bei sich behalten. Ich mache das ja auch.
Nelchen hat geschrieben:Sie besitzt einige Fachbücher zu einem bestimmten Thema und interessiert sich eben sehr dafür. So ist sie immer offen, wenn es neue Bücher darüber auf dem Markt gibt und möchte diese dann auch lesen und kauft oder leiht diese eben.
Ich zweifle ehrlich gesagt an, dass es sich um echte Fachbücher handelt. Vermutlich wird es sich eher um populärwissenschaftlich geschriebene Sachbücher handeln. Echte Fachbücher erscheinen nicht so oft und da gibt es auch nicht zig Bücher zum selben Thema. Die kann man auch nicht so einfach ausleihen. Meine Fachbücher, die ich besitze, gibt es in keiner deutschen Bibliothek zum Ausleihen. Ich habe sie weder in den Stadtbibliotheken noch in den örtlichen Unibibliotheken gefunden und musste es kaufen.
Echte Fachbücher werden nicht so oft veröffentlicht und meist gibt es weltweit nur sehr wenige Experten auf diesem Gebiet, weil sie von Experten stammen, die sich bestens mit dem Thema auskennen und auch lange darin geforscht haben. Eines meiner Fachbücher beispielsweise ist von einem Professor, der schon 37 Jahre auf diesem Gebiet forscht. Populärwissenschaftliche Literatur gibt es dagegen wie Sand am Meer, die kommen aber niemals an dieses Niveau und an diesen Wissensumfang heran.
Daher kann ich schon verstehen, dass die besagte Freundin genug von den "Fachbüchern" besitzt. Bei echten Fachbüchern besitzt man vielleicht eine Handvoll Bücher, weil da alles drin steht, was man wissen muss. Sachbücher dagegen werden ständig neu veröffentlicht und kommen von der Qualität und der Wissenstiefe doch nicht an echte Fachliteratur heran. Ein gutes Fachbuch ersetzt 1000 Sachbücher. Das scheint die Cousine verstanden zu haben, aber die Freundin nicht.
Ich würde so ein Kommentar nun nicht wirklich ernst nehmen, da eigentlich klar ist, dass hierbei niemand einem etwas verbieten will. Trotzdem wäre ich auch alles andere als begeistert, wenn mir jemand so etwas sagen würde. Immerhin kann ja jeder selbst entscheiden, wofür er sein Geld ausgibt. Nicht jeder muss ja damit einverstanden sein, was man sich so kauft - immerhin kann man ja auch selbst nicht immer nachvollziehen, weshalb andere für bestimmte Sachen Geld ausgeben.
Die Frage ist ja auch, wann etwas "genug" ist. Ich liebe Bücher auch über alles, lese extrem viel und kaufe mir daher jeden Monat neue Bücher, so dass ich auch schon unzählige Bücher besitze. Doch weshalb sollte das denn nun genug sein? Wenn ich diese alle gelesen habe und noch mehr lesen will, mir meine Bücher Freude bereiten und ich das notwendige Geld dafür habe, spricht ja nichts dagegen.
Ich würde niemandem so reinreden. Man muss eben nicht alles nachvollziehen können. Ich sage ja auch niemandem, der Briefmarken sammelt, dass er doch genug habe, nur weil ich dieses Hobby nicht nachvollziehen kann. Genauso sagt man doch keiner schwangeren Frau, dass sie schon genug Kinder habe, nur weil man selbst nichts mit Kindern anfangen kann. Jeder hat ja eine andere Sichtweise zu verschiedenen Dingen.
Es kommt sicherlich auch darauf an, wie man es sagt. Wenn jemand das eigene Hobby schlecht redet und einen damit irgendwie beleidigt, dann ist das nicht nett und dann kann man das auch böse auffassen. Wenn man allerdings nur normal sagt, dass jemand etwas viel von einer Sache besitzt, dann ist das eine Feststellung und da muss man sich auch nicht verletzt fühlen. Ich denke, dass man selber ja auch weiß, wenn man viel von etwas hat und man sich da auch nichts draus macht, sonst würde man da auch etwas aussortieren.
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