Bei Demonstrationen nur Thema wichtig oder auch die Leute?
Gerade jetzt während Corona finden viele Demonstrationen statt oder auch Spaziergänge, man kann das ja nennen wie man will. Demonstriert wird gegen die Coronamaßnahmen. Auf solchen Demos findet man aber nicht nur Querdenker und Verschwörungstheoretiker sondern auch rechtsradikale Menschen. Für mich würde es da immer den Grundsatz geben, dass man nie im Leben mit Nazis demonstrieren geht, egal um was es geht. Toleriert man diese Menschen ist man meiner Meinung nach nicht besser.
In Diskussionen mit anderen Menschen scheint das aber vielen Menschen egal zu sein und es geht eher um das Thema weswegen man demonstriert, also in dem Fall eben die Coronamaßnahmen. Wie seht ihr das? Findet ihr man muss zusammenhalten, egal mit wem man da demonstrieren geht?
Ich bin häufiger auf solchen Demos. Bislang konnte ich dort keine Rechtsradikale ausmachen, sondern sehe nur ganz normale Bürger. Ich bin dort nur auf normale, freundliche Menschen gestoßen und kann mir nicht vorstellen, dass da jemand so tickt. Allerdings muss ich einräumen, dass ich nicht in die Köpfe der Leute gucken kann und nicht weiß, wie man Rechtsradikale identifiziert, insofern sie nicht in Bomberjacke Reichskriegsflaggen schwenken oder so etwas.
Haben wohl ein paar Leute gemacht, wie bei dem komischen Reichstagssturm, das stimmt wohl. Wenn zigtausende Menschen da aufmarschieren, können sich solche Leute schon mal darunter mischen; da wo ich dabei bin, würde so etwas aber nicht geduldet werden. Erwünscht dürfte diese Klientel wohl auf keiner dieser Veranstaltungen sein. Man muss aber auch nicht jeden Quatsch glauben, den die Medien einem einimpfen wollen.
Mir sind die Leute wichtig, die die Anmelder von Demonstrationen sind. So würde ich zum Beispiel nie an einer Demo teilnehmen, die von "Der Dritte Weg" oder „Freie Sachsen“ organisiert wird. Die sogenanten Querdenker-Demos sind ja von sehr unterschiedlicher Motivation. Dazu ein interessanter Artikel.
Ich verfolge ab und zu solche Demos auf Livestreams in Dlive. Erschreckend finde ich manche Reden, die fast offen zum Umsturz auffordern und den Leuten einreden, sie hätten das Recht zum Widerstand, weil wir eine Diktatur hätten.
Man kann ja gewisse Maßnahmen kritisieren, aber was faseln die Leute da von "Frieden, Freiheit, keine Diktatur" und warum weigern sie sich, die Regeln, das heißt die Auflagen, einzuhalten? Mir ist nicht klar, was die Demonstranten eigentlich wollen. Die Pandemie laufen lassen? Viele der Teilnehmer leugnen sie sogar ganz, weil sie einfach nicht wahrhaben wollen, dass so eine Naturkatastrophe über uns hereingebrochen ist. Man riecht den Virus nicht, man sieht ihn nicht, die meisten bekommen gar nichts direkt davon mit, außer so Leute wie mein Bruder, der Arzt ist, und hautnah miterlebt hat, wie die Alten in den Pflegeeinrichtungen letztes Jahr dahingerafft wurden.
Ich verfolge mehr aus psychologischem Interesse, wie anscheinend vorher einigermaßen vernünftige und außerdem gebildete Leute langsam aber stetig in eine Wahnwelt abgedriftet sind. Erschreckend sind die Telegram-Chats ihrer Follower, die sich aus verzweifelten, aggressiven oder paranoiden Menschen oder alles zusammen zusammensetzt. Es ist gefährlich, wenn man so fest an eine Verschwörung glaubt, dass einem nichts anderes übrig bleibt als - ich möchte es gar nicht heraufbeschwören.
Die Protagonisten dieser merkwürdigen Bewegung setzen sich aus den unterschiedlichsten Typen zusammen. Da interagieren Machtbesessene und Geldgierige und religiös Verblendete und offensichtliche Psychoten und stacheln die Leute auf. Und die Jünger und Spendenwilligen sind zahlreich.
Man kann so viel schreiben zu manchen Leuten, die zu diesen Demos aufrufen. Es sind sehr wohl auch viele Leute dabei, die man durchaus als rechtsextrem bezeichnen kann. Es scheint aber regional sehr unterschiedlich zu sein.
Ich verstehe auch nicht, warum die Polizei in manchen Fällen nicht härter durchgreift. Danach würden manche Demonstrationen vielleicht friedlicher verlaufen. Neulich erst hat sich eine lange Reihe von Leuten auf einer verbotenen Demo in München untergehakt und Polizisten über den Haufen gerannt. Für mich ist das Landfriedensbruch, Widerstand gegen die Staatsgewalt und versuchte Körperverletzung, also durchaus eine Straftat. Passiert ist nichts.
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