Für Weihnachten Geschenke sammeln aber sonst nicht?
Sicherlich gibt es hier einige, die im Supermarkt arbeiten. Mir ist aufgefallen, dass es bei uns vor Weihnachten immer Boxen gibt, in die man gepackte Geschenke legen kann für die Kinder in den Heimen in der Region oder auch mal für arme Kinder irgendwo anders. Allerdings ist mir das außerhalb von Weihnachten noch nie begegnet. Ist mir das nur nicht aufgefallen? Warum wird denn nur an Weihnachten gesammelt?
Ich meine es gibt doch auch andere Feiertage und sicherlich würden sich die Kinder auch so über regelmäßige Spenden freuen und so eine Box nimmt ja nun auch nicht unendlich Platz weg und wenn man das regelmäßig abholen lässt kostet es den Supermarkt auch keinen Platz zum Lagern. Warum ist das also so und findet ihr das vielleicht sogar gut oder stört es euch?
Wahrscheinlich deswegen, weil die Menschen erfahrungsgemäß in der Weihnachtszeit spendabler sind. Wenn man immer sammeln würde, wäre der Verwaltungsaufwand wahrscheinlich zu hoch. Ich bin eh nicht so für Sachspenden. Geldspenden finde ich besser. Damit kann man nach Bedarf kaufen. Die Leute vor Ort wissen doch am besten, was Kinder brauchen oder worüber sie sich freuen. Das sind bei den "armen Kindern in Afrika" vielleicht andere Dinge als bei uns.
An Weihnachten geht es sentimentaler zu als sonst im Jahr, das ist doch schon immer so gewesen. Ich bin mir sicher, wenn das Waisenhaus zu Dickens Zeiten eine Sonderration Kohle bekommen hat, war das damals schon an Weihnachten. Und bei mir auf dem Dorfe durfte wahrscheinlich das Gesinde auch nur an Weihnachten und Ostern mit der Bauersfamilie am Tisch sitzen. Und was früher das Gesinde, die Dienstboten, Bettler, Alten, Gebrechlichen und Waisen waren, sind eben heute irgendwelche "armen Kinder".
Ich spende rund ums Jahr monatlich einen gewissen Beitrag für eine in meinen Augen sinnvolle Hilfsorganisation und halte absolut nichts von Sachspenden und auch nicht viel von der Jahresend-Sentimentalität. Ich finde es entwürdigend, wenn gerade die großen Spendenaktionen ums Jahresende herum die "traurigen Kinderaugen" auspacken. Wenn sich Familien hierzulande kein Weihnachtsfest leisten können und auf die herablassende Wohltätigkeit von Dritten angewiesen sind, ist das keine Sozialromantik, sondern Systemversagen.
Und es wird auch niemand sonst daran gehindert, sich unter dem Jahr an Wohltätigkeitsaktionen zu beteiligen und zu spenden. Ich habe nur den Eindruck, dass das wohlige Gefühl, ein guter Mensch deswegen zu sein, vor allem an Weihnachten und Kinder gekoppelt ist und viele Leute einfach keinen Bock haben, statt dessen im Sommer Wasserflaschen und Sonnenschutz an Obdachlose zu verteilen. Da will man ja schließlich in den Urlaub fliegen und Spaß haben und hat keine Lust, sich mit den alltäglichen Sorgen der weniger Privilegierten auseinanderzusetzen.
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