Jagdtrophäen im Haus dekorativ oder gruselig?
Ich war mal bei einem Jäger in seinem Wohnhaus und dieses war in allen Räumen und Fluren voll mit Jagdtrophäen bespickt und im ersten Moment wusste ich auch nicht, was ich davon halten sollte. Im Nachhinein und mit etwas Abstand muss ich aber sagen, dass mich dieser Anblick eher gegruselt hat.
Denn da waren sehr viele präparierte Köpfe von Hirschen, Wildschweinen und unzählige Geweihe an die Wand genagelt. Gefallen euch derartige Jagdtrophäen, auch wenn ihr selbst gar nichts mit der Jagd zu tun habt? Findet ihr solche Trophäen dekorativ oder würde es euch bei jedem Anblick auch eher gruseln?
Ich kenne selbst nur wenige Leute, die so was im Haus stehen haben. Meist sind es dann auch Leute, die doch schon eher der älteren Generation angehören und in deren Häusern habe ich in der Regel nicht so viel verloren. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich also ein Haus betrete, in dem solche Jagdtrophäen hängen, ist also schon im Vorfeld gering.
Davon ab, würde es mich zwar nicht großartig stören, wenn Leute meinen, dass sie damit ihre Wände dekorieren müssen, aber ein wenig befremdlich finde ich es dann doch. Ich bin zwar kein Veganer und esse auch Fleisch, aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen ausgestopfte Teile meiner Nahrung (zum Beispiel einen Hühnerkopf) an die Wand zu hängen. Ich finde es nicht eklig, aber es hat für mich einfach keine Ästhetik.
Ich finde das weder dekorativ noch gruselig. Ich empfinde das eher als so ein Macho Ding, das überhaupt nicht mehr in die heutige Zeit passt. Ich kenne mehrere Jäger und von denen würde niemand auf die Idee kommen sich ein geschossenes Tier an die Wand zu nageln. Ich glaube auch nicht, dass die es als "Trophäe" oder etwas in der Art betrachten wenn sie ein Wildschwein erlegt haben.
Schon möglich, dass man in internen Kreisen seine Jagderfolge kommuniziert und vergleicht und vielleicht auch ein bisschen angibt, aber nach außen hin wird das halt überhaupt nicht kommuniziert. Weder verbal noch mit ausgestopften Tieren als Dekoration.
Ich selber würde das jetzt auch nicht so toll finden. Erst recht nicht, wenn da scheinbar jede freie Stelle mit einem Kopf oder Hörner voll genagelt ist. Aber auf der anderen Seite sind das halt Jäger. Das ist ihr Beruf oder zumindest ihre Leidenschaft. Und so wie Sportler eben ihre Pokale stehen haben um jedem voller Stolz zeigen zu können, was sie geleistet haben, machen das die Jäger eben mit ihren Trophäen.
Aber wie gesagt für mich selber wäre das nichts und ich finde das jetzt auch nicht so sonderlich dekorativ. Gruseln würde ich mich aber auch nicht davor. Ich würde mich halt nur schon hin und wieder fragen, ob das Tier jetzt nur dafür geschossen wurde, damit sein Kopf als Trophäe an die Wand kann oder ob es da doch einen richtigen Grund für gab oder das halt jetzt nicht gemacht wurde, weil jemand soviel Lust auf das Jagen an sich hat, sondern dann wenigstens auch das erlegte Tier richtig verarbeitet wurde, damit es einen Sinn hatte.
In meiner Kindheit hatten wir einen Nachbarn, der nicht nur irgendwelche Köpfe an den Wänden hängen und kleine ausgestopfte Tiere herumstehen hatte, sondern auch ein ausgestopftes, ausgewachsenes Wildschwein im Wohnzimmer. Ich fand es als Kind schon ziemlich gruselig und abstoßend.
Heute würde ich jemanden, der seine Hütte mit Leichen dekoriert, wohl nur noch als Psychopathen betiteln und mich schnellstens vom Acker machen. Man mag die Jagd ja teilweise noch rechtfertigen können, aber wie man sich dann noch daran erfreuen und Trophäen aufstellen kann, ist mir völlig unverständlich und solche Leute sind mir suspekt.
Mich würde es nicht stören, wenn ich irgendwo zu Besuch wäre und dort Jagdtrophäen hingen. In manchen Wirtshäusern finde ich das sogar dekorativ und gemütlich. Ich selber hänge mir sowas nicht auf, weil ich kein Jäger bin.
Für die Bewohner solcher Häuser sind solche Trophäen oft Erinnerungsstücke. Manche haben sie vielleicht auch von ihren Vorfahren geerbt und bewahren sie als Sammlerstücke auf. Wahrscheinlich sind sie je nach Größe, Erhaltungszustand und Enden Anzahl des Geweihs sogar wertvoll.
Gruselig finde ich das nicht. Wenn es sich um ganze Tiere oder Köpfe handelt, weiß ich ja, dass sie ausgestopft sind, dass also nur noch das Fell da ist und keine Eingeweide oder echte Augen.
In einem privaten Haushalt finde ich Jagdtrophäen eher unattraktiv, zumal ich von der Jagd als Freizeitvergnügen nicht viel halte. In früheren Jahrzehnten oder Jahrhunderten schien es den Jagdgesellschaften überwiegend um den Erfolg in einer Art Wettbewerbssituation zu gehen, und zum Zeichen des Erfolgs wurden die größten Trophäen an die Wand gehängt. Da missfällt mir eigentlich das ganze Konzept. Professionelle Jäger, die zum Zwecke der Bereinigung des Wildbestandes jagen, hängen sich wahrscheinlich nur selten Trophäen ins Wohnzimmer, vermute ich.
Etwas anders nehme ich diese Dinger wahr, wenn es sich um ein altes Jagdschloss handelt. Da gehören sie eben zur historischen Inneneinrichtung und spiegeln die damalige Gesellschaft und Kultur wider. Das finde ich dann halbwegs interessant.
Eher deplatziert wirkt es auf mich. Einmal war ich bei einem Arzt, dessen Praxis in seinem Privathaus war, wobei die privaten Räumlichkeiten oben waren und die Untersuchungsräume unten. Das Haus an sich war sehr schön, aber völlig irritierend waren diese gefühlt mehr als Hundert Jagdtrophäen, die überall an der Wand des Treppenaufgangs hingen.
Während ich auf die Anmeldung wartete, konnte ich mir Trophäen inklusive diverser Fotos und Bilder einige Zeit ansehen und kam zu dem Schluss, dass der Herr wohl früher gerne zum Jagen in den Osten Europas bis in die ehemaligen Gebiete der Sowjetunion gefahren war. Mein Ding war das alles überhaupt nicht und sympathisch war es mir auch nicht.
Wir hatten früher in der Wohnung eine ganze Menge ausgestopfter Tiere. Vor allem im Wohnzimmer. Dort gab es eine Gruppe von Enten, dekorativ auf einem verwachsenen Stück Holz angeordnet. Und über dem Sofa thronte ein Fasan. Ein männliches Exemplar. Gegenüber, neben dem Fernseher, waren weitere Enten, ein Mauswiesel und zwei Marder. Damit bin ich aufgewachsen und ich fand nie etwas schlimmes daran. In meiner Jugend habe ich mir auf einem Flohmarkt einmal ein Eichhörnchen gekauft, dem nach dem Präparieren ein Auge abhanden gekommen war.
Was mit aber nicht gut gefällt sind die klassischen Trophäen des deutschen Jägers, bei dem man abgekochte Schädel auf einem Holzbrett sieht. Diese Gehörne finde ich nicht ansehnlich und ich kann mich auch nicht so recht damit anfreunden, dass dafür der Schädelknochen zerteilt wurde. Gruselig finde ich aber beides nicht. Wahrscheinlich eben, weil ich es seit Kindesalter an gewöhnt bin.
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