Zu wenig Unterstützung von den Lehrern beim Homeschooling
Wie sieht das bei euch denn so im Homeschooling aus, kommt ihr gut zurecht, oder hapert es bei Euch auch ein wenig mit der Motivation der Kids zum Beispiel?
Meine Kinder gehen in die 6. und 7. Klasse einer Realschule und wir bekommen die Hausaufgaben von Anfang an auf der Homepage bereitgestellt. Allerdings wollte kein Lehrer sie jemals sehen, außer der Mathelehrer meines Sohnes. Ich habe also versucht mich möglichst gut in die Aufgaben einzuarbeiten um ihnen zu helfen, allerdings auch nicht immer einfach, dank YouTube allerdings leichter als früher.
In Englisch bin ich allerdings eine Pflaume und kann keinen Satz in 10 Zeiten umschreiben. Ich habe mich dann schon gefragt, warum gibt es nicht einfach einen Zettel für die Eltern mit den Lösungen.
Seit drei Wochen haben wir jetzt wieder einmal die Woche Unterricht, ob das so viel mehr bringt, weiß ich allerdings auch nicht. Laut unseren Lehrern darf man nicht so einfach Unterricht übers Internet machen, da gibt es wohl strenge Vorlagen und nicht jedes Kind hat die Möglichkeiten, diesen Unterricht so zu nutzen. Meine Tochter hat beispielsweise eine Freundin, sie hat vier Geschwister, da bräuchte man ja schon fünf PC's. Allerdings kenne ich andere Familien, da läuft dieser Unterricht. Mich interessiert einfach mal wie das bei euren Kindern so läuft?
Bei meinen Neffen läuft das auch eher so, dass die Eltern keine Lösungen bekommen und dann eben nur die Aufgaben und Seiten kommuniziert werden, die man abarbeiten soll. Wobei es da wohl Lehrer gibt, die an ihre Klasse Videos schicken um ein bisschen etwas zu erklären, was unklar ist. Man steht also schon in Kommunikation über Mail mit dem Lehrer, aber das läuft auch so, wenn die Schule offen ist, die Lehrer sind wohl immer auch über Mail zu erreichen.
Mein Bruder und seine Frau kommen damit auch super klar, sie waren selber Einserschüler und haben ihre Abschlüsse mit Bestnoten gemacht, da fällt einem so etwas auch leichter, außerdem decken sie sowohl die Sprachen durch die Frau, als auch das Wissenschaftliche durch meinen Bruder ab. Die offene Kommunikation mit den Lehrern ist dann aber zusätzlich noch sehr gut. Ich denke viele sind einfach überfordert gerade, weil es für den Lehrer ja auch eine sehr große Umstellung ist und man jedem Kind gerecht werden muss.
Da wir ja mit Kindern in den sozialen Einrichtungen sehr viel zu tun hatten, konnten wir auch immer mit bekommen, wie wenig die Lehrer mancher Schulen aktiv waren. Auffällig war gerade eine Hauptschule, welche bei mir auch um die Ecke ist. Sie gilt zwar als Problemschule, aber wenn man einen Bildungsauftrag mit gutem Gehalt bei der hiesigen Stadt teils im Beamtenstatus hat, dann sollte man auch seinem Auftrag nachkommen.
Ich meine, bitte versteht mich nicht falsch. Normalerweise habe ich ein ganz anderes Arbeitsgebiet und bin nur durch Corona intern „verschifft“ worden beziehungsweise teils verschifft worden, aber mir bleiben am Ende die Kids und Jugendlichen vor Augen, die uns „bildungslos“ aufgedrückt werden nach dem Motto:“Frisst und stirbt“. Das klingt sehr dramatisch, aber darunter sind schwierige Kinder, die aus schwierigen Verhältnissen kommen. Also sind es eher die Verhältnisse, die schwierig sind und dann muss man die Hausaufgaben nicht erklären usw.?
So kam es uns bei sehr vielen vor. Tatsache ist, das mache ich auch deutlich, dass ich persönlich die Schulleitungen kontaktiert habe sowie die Stadt! Dies auch im Wissen meiner Chefin, die mit gemacht hat. Denn wir arbeiten alle für einen gewissen Auftrag und wenn ich dort Jugendliche sitzen habe, die sagen:“Meinen Eltern bin ich egal, den Lehrern und wieso sollte aus mir jemals was werden“, dann ärgert es mich selbst maßlos.
Auch in meiner Familie waren viele Kinder vollkommen hilflos dem Homeschooling ausgesetzt, welches nicht oder nur sehr schwierig funktionierte. Ich möchte auch keine Grunddebatte darüber, ob das an den Schulen lag, aber auffällig war eben, dass Sonder- und Hauptschulen die Lehrer wenig bis gar nichts kontrolliert haben sowie den Kontakt zu den Schülern gesucht haben. Das werde ich auch echt nicht vergessen, weil mich das so aufgeregt hat.
Achtung, Lehrer an der Tastatur! Vielleicht mal kurz aus meiner Sicht.
Das Homeschooling war für mich als Lehrer enorm anstrengend. Es war überhaupt nicht mehr die Arbeit, für die ich ausgebildet wurde und die ich gerne ausführe. An unserer Schule haben wir einen Server für Onlineangebote, der auch schon vor der Pandemie genutzt wurde. Natürlich nicht so intensiv und nicht von allen Kollegen. Da wir tablet-Klassen haben, waren diese Schüler natürlich schon damit vertraut.
In den tablet-Klassen konnte man relativ guten Distanzunterricht machen, da jeder Schüler ein mobiles Endgerät zur Verfügung hatte. Wir konnten über einen sicheren Server auch Videokonferenzen beziehungsweise Videounterricht durchführen. Aber was nützt das, wenn die Internetverbindungen der Teilnehmer nicht stabil genug sind? Es war der pure Frust. Ständig bin ich als Moderator der Konferenz aus selbiger geflogen, weil meine Internetverbindung im Außenbereich zu schlecht war oder der Server überlastet. Die Schüler beschwerten sich über schlechte Bild- und Tonqualität. Da half auch das teuer gekaufte Mikrofon nicht.
Zu Distanzlernzeiten hatte ich acht verschiedene Lerngruppen, jeweils mit 25 bis 30 Schülern. Der Landkreis hat sichergestellt, dass jeder Schüler ein mobiles Endgerät zur Verfügung gestellt bekam. Das war aber ein Prozess, der einige Wochen gedauert hat. Dann aber habe ich von jedem Schüler erwartet, dass er seine Aufgaben erledigt und hochlädt, damit ich sie einsehen und eine Rückmeldung geben konnte.
Jede einzelne Rückmeldung hat mich mindestens 20 Minuten gekostet, denn ich musste zunächst die Aufgaben komplett sichten, Vorzüge und Mängel erkennen und daraus eine hilfreiche Rückmeldung formulieren. Meistens habe ich eher pro Schüler zwischen 30 und 40 Minuten pro Abgabe gebraucht. Ich nahm diese Aufgabe aber auch wirklich sehr ernst.
Morgens habe ich um 8 Uhr mit der Arbeit begonnen und habe oft abends erst gegen 22 Uhr aufgehört. Klar, mit Pausen. Aber Freizeit hatte ich kaum noch und auch so schaffte ich es nicht, immer zeitnah eine Rückmeldung zu geben. Eltern hatten dafür nicht immer Verständnis.
Ich bin es nicht gewöhnt, den ganzen Tag vor einem Bildschirm zu sitzen. Nicht nur mein Laptop hat den Dienst quittiert, sondern auch mein Körper. Ich habe starke Migräneschübe bekommen und nach einer Weile war es so schlimm, dass ich nicht länger als etwa eine halbe Stunde am Stück vor dem Monitor sitzen konnte. Da musste ich meine Rückmeldungen umstrukturieren und habe sie nicht mehr so ausführlich gemacht wie zuvor.
Frustrierend war auch, dass ich mir wirklich große Mühe mit den Rückmeldungen gegeben habe, viele Schüler oder Eltern sie aber gar nicht gelesen und beachtet haben. Das kam auch immer wieder bei den Telefonaten heraus. Ich habe versucht, jeden Schüler spätestens alle 14 Tage einmal telefonisch zu erreichen. Außerdem habe ich mich über Kollegen geärgert, die entweder keine Aufgaben gestellt haben oder als Rückmeldung einfach nur „Toll gemacht!“ geschrieben haben. Manchmal reicht das bestimmt aus, aber das kann in meinen Augen nicht der Anspruch sein.
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