Diabetes haben aber nichts ändern wollen
In meinem Umfeld gibt es Personen, die Diabetes haben. Festgestellt wurde das jeweils im Alter, also keine Form, die man schon in jungen Jahren hatte. Nun ist mir aufgefallen, dass es schon recht viele Personen gibt, die sich einfach nicht daran halten, wie sie sich ernähren müssten. Wenn man dann diesen Personen sehr nahe steht, macht man sich natürlich Sorgen. Wie sollte man darauf aber nun reagieren? Mit der Diagnose bekommt man ja durchaus Beratungen, damit der Patient weiß was nun zu tun ist und wie er sich ernähren soll. Sollte man da als nahestehender Menschen noch mal das Gespräch suchen und auf die Person versuchen gut einzureden oder würdet ihr das lassen?
Ich habe dies anfangs gemacht, war dann aber irgendwann frustriert davon und habe es sein lassen. Natürlich möchte man auch nicht, dass es einer nahestehenden Person schlecht geht, aber es ist ja auch deren Leben und man selber kann es dann im Fall der Fälle anders machen. Wie seht ihr das? Was habt ihr diesbezüglich schon erlebt?
Meine Schwägerin ist sehr übergewichtig und hat nach einer Rücken-OP noch weniger Lust sich zu bewegen. Wenn sie spazieren geht, sucht sie sich immer Strecken aus, wo alle hundert Meter eine Bank steht. Mehr als 500 Meter sind für sie schon zu viel. Natürlich weiß sie, was sie ändern müsste. Aber ich würde sie nie bedrängen. Das macht keinen Sinn, sie weiß es ja.
Auch ein Raucher weiß, dass er vielleicht Lungenkrebs bekommen könnte, aber es steht mir nicht zu ihn bekehren zu wollen. Er weiß um die Folgen seines Tuns. Er muss halt zum Rauchen auf den Balkon, wenn er bei mir ist. Es kommt auch darauf an, wie nah man der Person steht. Wenn mein Mann aus irgendwelchen Gründen Alkoholiker würde, dann würde ich schon auf ihn einwirken und ihn dann letztendlich vor die Alternative stellen, etwas zu ändern, zumindest den guten Willen zu zeigen, oder ihn zu verlassen.
Aber ob meine Schwägerin oder meine Freundin nun ungesund lebt oder nicht, ist ihr Problem, wenn sie aufgeklärt ist. Das ändert nichts an der Beziehung, die ja nicht nur darauf basiert. Allerdings erwähne ich meiner Schwägerin gegenüber manchmal so nebenher, dass ich zum Beispiel gerade meinen Morgensport gemacht habe und dass ich meinen Fitnesskurs gar nicht mehr vermisse, seit ich gute YouTube-Videos gefunden habe. Vielleicht ist das gemein, weil es sozusagen hintenherum ist, aber dauernd auf sie einreden, fände ich übergriffig.
"Gut zureden" hat noch nie etwas bewirkt, außer dass sich die guten Zuredner auch als gute Menschen fühlen können, weil sie sich um die armen Trottel ja schließlich "kümmern". In meinen Augen gibt es im Regelfall zwei Alternativen, wenn Menschen - ganz allgemein - nicht tun, was für sie am besten ist: Sie wissen es schlicht nicht besser, oder sie können es nicht. Und in beiden Fällen ist "gutes Zureden" nichts weiter als sinnlose Wichtigtuerei.
Auch wenn es schwer vorstellbar ist, haben mich die eigenen Erfahrungen doch gelehrt, dass manche Leute lieber dahinsiechen und früher sterben, als ihre Lebensumstände radikal zu verändern. Und ja, Abnehmen oder das Rauchen aufgeben können durchaus "radikale" Schritte sein. Die Gründe sind vielfältig, und ich maße mir nicht an, jemandem hier "gute Ratschläge" zu geben, was Ernährung, Bewegung oder Genussmittel angeht. Viele Leute haben auch schlicht genügend andere Sorgen, sind psychisch angeschlagen oder kennen es einfach nicht anders, als ihre Gesundheit und ihre Bedürfnisse zu vernachlässigen, weil ständig jemand an ihnen zerrt.
Und wenn die Person sonst einen geistig halbwegs "normalen" Eindruck macht, gehe ich auch nicht davon aus, dass sie schlicht nicht weiß, was sie gesundheitlich alles falsch macht, was sie eventuell in die Bredouille gebracht hat und dass es besser für sie wäre, täglich Sport zu machen und nur noch Salat zu essen. Stark vereinfacht. Da fühle ich mich auch nicht berufen, den Leuten mein Halbwissen um die Ohren zu hauen, was zum Beispiel "gesunde" Ernährung angeht.
Ich habe jahrelang geraucht und ich würde mal behaupten, dass es in der heutigen Zeit überhaupt nicht mehr möglich ist NICHT zu wissen, was man sich damit potentiell antut.
Ich glaube nicht, dass ich qualifiziert bin oder das Recht dazu haben anderen voll zurechnungsfähigen, erwachsenen Menschen in ihre Ernährungsgewohnheiten rein zu reden. Ich habe es schließlich in einem anderen Bereich jahrelang nicht geschafft von meinem bevorzugten Suchtmittel los zu kommen. Und davon abgesehen bin ich auch nicht der Meinung, dass das mein Job ist oder sein sollte.
Und ja, ich kenne auch Fälle, da denke ich, dass die einfach mal anfangen müssten eine einzige Gewohnheit zu ändern, dann wäre sie schon auf dem richtigen Weg und der Rest würde sich nach und nach ergeben. Aber ich bin nicht deren Motivationscoach, der sie immer wieder an Treppe statt Aufzug oder Tee statt Cola erinnert.
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