Essen in Filmen
Meine Tante (sie ist jetzt schon viele Jahre tot) stellte Ende der 80er Jahre schon einmal fest, dass "die Leute in Filmen immer Spaghetti essen." Das klang ein wenig allgemein- aber mit der Zeit ist mir aufgefallen, dass nach meiner Schätzung, zumindest in Film- und Serienprodukten, zu 75% tatsächlich lange Nudeln verköstigt werden, gern auch immer wieder mit Tomatensauce. Wie kommt das? Welchen filmproduktionstechnischen oder psychologischen Grund gibt es dafür?
Jetzt habe ich doch tatsächlich gerade auf YouTube einen Film gesehen, in dem die Darsteller Spaghetti essen, nämlich in "Der Alte, Kein gutes Ende", Folge 124 von 1988, Minute 27. Ist ja lustig . Ich hätte nämlich behauptet, dass Spaghetti eher selten vorkommt. Im Kölner Tatort wird immer Fastfood an der Frittenbude gegessen, Kommissar Rex ist für die Wurstsemmeln berühmt und aus anderen Filmen kenne ich eher Essen in guten Restaurants oder Würstchen in der Kantine.
In Mord mit Aussicht wird auch öfters mal gegessen, aber eher selten Spaghetti, meistens kocht Heike Gulasch, Rehbraten, Sauerbraten, Frikadellen oder bringt belegte Brote in die Wache. In alten Filmen wird öfters mal Suppe aus Suppenterrinen serviert und in neueren Filmen kommt ab und zu Pizza oder Döner vor. Ich könnte jetzt nicht sagen, dass ein bestimmtes Essen typisch für Filmessen ist.
Und dann gibt es in Krankenhausserien öfters mal Burger. Habt ihr euch mal das Frühstück in Familienserien angeschaut. Das Kind kommt zu spät aus dem Zimmer und setzt sich an den reichlich gedeckten Frühstückstisch mit Pancakes, Bacon und Rührei und möglichst viel an anderem Zeug. Was macht das Kind? Trinkt nur ein Glas Orangensaft.
Ich würde mal sagen, dass man einfach mit manchen Speisen das Familienleben darstellen möchte, wie zum Beispiel mit dem Frühstück oder mit Spaghetti Bolognese oder dass man gegebenenfalls Geselligkeit vermitteln will, wie mit den Sandwiches oder den Mitbringseln auf die Wache. Der Burger ist halt klassisches Fastfood, geht schnell und kann man sich zwischendurch zwischen die Kiemen schieben, wahrscheinlich soll der Burger darstellen, dass man als Ärzte viel zu tun hat und eher selten was Richtiges in den Magen bekommt.
Ich schaue auch recht viel Fernsehen, aber ich kann nicht unbedingt bestätigen, dass überall Spaghetti gegessen werden. In vielen amerikanischen Produktionen war es eine Zeitlang Hähnchen Cacciatore (Ich glaube, dass es so geschrieben wird.). Ich habe mal versucht, das Rezept zu finden, aber irgendwie bin ich nicht fündig geworden. Zumindest damals fand ich nicht heraus, um was es sich dabei handelte.
In der Serie "McLeod's Töchter" ist der Running Gag das Aprikosen-Hühnchen von Meg. Relativ spät erklärt sie dann mal, dass sie einfach nichts anderes kochen kann. In "Die Braut, die sich nicht traut" sind es die verschiedenen Eierzubereitungen, die für mich ein kleines Highlight des Films sind, weil sie eine psychologische Bedeutung haben: Eier Benedict, Rührei ausschließlich aus Eiweiß, hartgekochte Eier, Spiegeleier usw.
Ich denke, dass viele Filmemacher einfach Spaghetti genommen haben, weil das ein Gericht ist, das jeder kennt und viele recht gern mögen, wissen wie es schmeckt. Da sticht das Essen nicht so aus dem Kontext heraus, es ist nur eine Nebensächlichkeit, es dient allein der Nahrungsaufnahme und nicht irgendwelchen kulinarischen Freuden, die extra erwähnenswert sind.
Ich habe jetzt länger darüber nachgedacht und mir fällt eigentlich lediglich der Film „Susi und Strolch“ ein, wenn ich an Szenen mit Spaghetti und Tomatensoße denke. Dass mir dieses Gericht schon in anderen Werken begegnet ist, kann ich mir zwar durchaus vorstellen, aber es ist mir einfach nicht in Erinnerung geblieben.
Fakt ist, dass dieses Essen doch sehr basal und weit verbreitet bekannt und beliebt ist und vielleicht damit der Effekt angestrebt werden soll, dass der Zuschauer Appetit oder Interesse bekommt, wenn er es sieht. Möglicherweise ist es auch schlichtweg günstig und behält selbst bei längerem Stehen seine Form, sodass es sich damit als Prop für einen Film auch bei aufwändigeren Szenen eignet. Immerhin glaube ich, dass der Großteil des Essens in Filmen entweder sowieso künstlich ist oder aber später weggeworfen wird, und das wäre bei einem Gala-Gänsedinner dann doch irgendwann eine erhebliche Summe.
Trotzdem finde ich viele andere Speisen in Filmen wesentlich markanter als die benannten Spaghetti. In der Serie „Big Bang Theory“ wird traditionell Chinese Takeaway verzehrt, und bei „How I Met Your Mother“ ist ein mehrschichtiger Partysalat die erste essbare Assoziation. Es kommt also auch einfach auf den Kontext und die Serie an.
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