Sollten Kinder bei Einschulung technische Erfahrungen haben?

vom 28.11.2021, 20:34 Uhr

Aus der heutigen Zeit ist die Technik ja nicht mehr wegzudenken. Es gibt viele Kinder, die schon früh am Tablet spielen, Videos ansehen und auch lernen. Bisher haben meine Kinder ab und zu mal ein Video über mein Tablet gesehen, mehr aber auch nicht.

Schon bald wird man in der Grundschule aber mit der ganzen Technik konfrontiert und arbeitet dann wahrscheinlich auch in der 4. Klasse schon am Computer. Macht es daher Sinn einem Kind schon erste technische Erfahrungen bei der Einschulung mitzugeben oder ist das zu früh? Ich selber finde es noch reichlich früh und finde auch, dass man Kinder sinnvoller beschäftigen kann. Was meint ihr dazu?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Man braucht bei der Einschulung keine technischen Erfahrungen. Ich weiß jetzt nicht genau, was du unter technischen Erfahrungen verstehst. Man muss nicht wissen, wie ein Computer genau aufgebaut ist, wie ein Betriebssystem funktioniert oder wie man sein Tablet auseinander baut. Man muss auch als Erwachsener nicht wissen, wie ein Computer genau aufgebaut ist, genauso wenig, wie man wissen muss, dass in einer Mikrowelle unter anderem ein Kondensator ist.

Vielleicht meinst du nicht die Technik, sondern die Anwendung einer Technik. Die Anwendungen sind ja sehr unterschiedlich und es gibt immer wieder neue. Da nützt es gar nichts, wenn man vorher schon mit einem bestimmten Lernprogramm etwas gemacht hat. Wenn man in der Grundschule irgendetwas mit dem Computer machen muss, dann wird es einem erklärt. Ein Kind hat keinen Nachteil, wenn es vor der Einschulung noch keine Erfahrungen mit einem Computer hat. Kinder lernen schnell.

Kinder müssen gar nichts können, bevor sie in die Schule kommen. Sie sollten nur altersgemäße motorische und soziale Skills haben. Sie sind ja in der Schule, um zu lernen und nicht um zu zeigen, was sie alles schon können.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 01.12.2021, 00:24, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Als ich über 18 war, führte man mir im Chemieunterricht mal vor, wie Magnesium unter Wasser brennt. Tat es aber nicht. Ein Physiklehrer wollte mit uns eine kleine Schaltung bauen, die sollte einen Radioempfänger darstellen. Funktionierte aber nicht. Jemand anders gab mir (stark verdünnte) Salzsäure zu trinken. Die schmeckte aber noch nicht einmal salzig. Letztlich ging es dann wie immer nur um eines: wie sehen Deine Bewertungen aus? Mathematik, die ganze Welt besteht daraus, und wenn es zu sehr realistisch wurde, dann lieber wieder Mathematik, da funktionierte wenigstens alles, theoretisch.

Meine eigenen, technischen Erfahrungen haben in der Schule nie interessiert. Ich habe die dann sozusagen privat genutzt. Was interessierte, waren die Erklärungsmodelle der Lehrer. Zwar ging es da noch nicht um Hardware und Software, aber immer auch um Realitäten und eine Entsprechung in der Theorie, wie sie eben von vielen Computern abgebildet und verwaltet wird. Mal besser und mal eben schnell der Formhalber dann eben manipulativ. So ein Gerät will nicht immer ein treues Werkzeug sein. Oft ist es von vornherein so, dass Du Dich entsprechend seiner Programmierung damit beschäftigen sollst, das Gerät quasi einen menschlichen Umgang von Dir fordert, weil es sonst eben nicht in Deinem Sinne agiert. Das sind Maschinen, die Befehle ausführen und keine Sozialpartner.

Natürlich sehen Kinder überall, dass Leute sich mit digitalen Technologien beschäftigen. Aber will man Ihnen auch selbst die Grundlagen en Detail vermitteln? Viele Erwachsene können Vorgänge in einem Computer doch eher selbst nur mit Begriffen aus der Alchemie oder Zauberei umschreiben. Willst Du versuchen, den Bogen von einem Abakus zu einem modernen PC zu spannen? Wo willst Du da anfangen, bei einem 11-12-jährigen Kind?

Schnell bleibt es dann bei einigen Kniffen und Tricks hier downloaden, da registrieren, da wischen und das senden. Den Rest kann man mit MS Excel bedienen. Das kann man auch im Rahmen einer Berufsausbildung ab 16 lernen.

Und dann geht es nur noch um Quantitäten. Kreativität am PC auszuleben, welches Kind da irgendwann hinkommt und Spaß daran hat, möglicherweise noch eingebunden in das heutige, öffentliche Schulsystem, das Kind möchte ich erleben, die Schule möchte ich sehen. Computer wurden erfunden, um Effizienz beim Kaufen und Verkaufen zu erhöhen, in der Logistik, der Sicherheit und Engineering. Sehr selten läuft da keine Uhr im Hintergrund. Und die läuft meistens schneller als gestern, das ist ja auch der Sinn der Sache.

Richtig übel wird es dann, wenn es angeblich darum geht, Lebensqualität in sozialen Beziehungen mittels Computer zu steigern. Dazu braucht es dann einen hochempfindlichen Kreiselsensor aus der Wehrtechnik, GPS und Hochleistungsakku. Am besten alles so klein wie eine Schachtel Streichhölzer und ständig bimmelnd.

Diese Technologie hat gravierende Auswirkungen auf die Entwicklung Deines Kindes. Dessen Gehirn ist noch im Aufbau für Jahre. Es gibt Wissenschaftler, die den regelmäßigen Umgang mit Smartphones bei Kindern und Jugendlichen einer bestimmten Altersgruppe auf das gleiche Niveau stellen, wie den Konsum von Cannabis in diesem Alter. Es verändert die Wahrnehmung, die Sozialisation, die Sprache und das Denken: zum schlechten.

Wenn Du der Ansicht bist, Deine Kinder müssten die Grundlagen für den Aufbau einer solchen Technologie in dem Alter kennen, dann solltest Du auch die Muße haben, ihnen das irgendwie näher zu bringen, dass der Umgang mit dieser Technik sie verändert, als menschliches Wesen abwertend und als seelenlosen Funktionsträger ohne linke Hirnhälfte aufwertend. Das lernen sie im Beruf dann aber auch schnell selbst, dass diese Maschinen nicht in erster Linie dazu da sind, Spaß zu haben oder ein komfortableres Leben, sondern dazu, mehr und schneller Geld zu verdienen.

» Rehbock » Beiträge: 42 » Talkpoints: 20,02 »



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