Wann Komplimente und Lob als peinlich empfinden?

vom 21.05.2018, 07:19 Uhr

Ich las kürzlich ein Interview mit Ryan Reynolds, der ja 2010 mal zum Sexiest Man Alive gekürt worden ist. Dieser meinte dann, dass ihm dieser "Titel" total peinlich gewesen wäre und er so gar nichts damit anfangen konnte. Habt ihr als Privatperson schon mal Situationen gehabt, in denen ihr ein Kompliment oder ein Lob als peinlich empfunden habt? Woran liegt das eigentlich? Wie reagiert ihr dann in solchen Situationen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Direkt peinlich finde ich ein bisschen zu viel, aber Komplimente können auch als unangenehm empfunden werden. So ist es mir unangenehm, wenn ich etwas als ganz normal empfinde und dann dafür gelobt werde. So habe ich es neulich beispielsweise auf einer Feier erlebt, dass ich dafür gelobt wurde, wie ruhig ich mit meinen Kindern rede. Das empfinde ich als normal, ich muss ja kein Kind anbrüllen, wenn es sich normal verhält und selbst wenn nicht, dann brülle ich auch nicht, sondern setze mich verbal durch Veränderung der Tonlage durch.

Nachvollziehbare Komplimente sind mir auch nicht unangenehm, aber wenn ich damit nichts anfangen kann, weil ich es normal finde, habe ich so ein unangenehmes Gefühl und weiß dann auch nicht was ich sagen soll.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde, dass gerade bei "Lob" von Erwachsenen untereinander gerne eine gewisse Herablassung mitschwingt, und das finde ich weniger peinlich für mich als für die Person, die glaubt, mich "loben" zu müssen. Das kommt glücklicherweise nur selten vor, aber beispielsweise im Job gibt es eine selbsternannte "Mutter der Kompanie", die den Rest der Belegschaft, obwohl alles erwachsene, normal entwickelte, kompetente Menschen, gerne "unter ihre Fittiche nimmt".

Und das nervt unendlich, wenn ich dafür gelobt werde, dass ich die versiffte Kaffeemaschine grundgereinigt habe, weil Madame sich daran die Finger nicht dreckig macht. Ich bin körperlich und geistig durchaus für derlei einfache Tätigkeiten geeignet und mache sie, weil es offensichtlich nötig ist, weil der Kaffee nach Teer schmeckt. Dafür bitte kein "Lob", sondern das nächste Mal selber Hand anlegen, danke!

Ähnlich verhält es sich mit "Komplimenten". Ich finde es auch eher peinlich, wenn es heißt: Oh, Frau Gerbera, waren Sie beim Friseur? Sieht toll aus! Was soll ich darauf antworten außer dem standardmäßigen Danke? Ich habe selber hingefunden, der Friseur hat seine Arbeit gemacht und dafür sein Geld bekommen. Komplimente möchte ich eigentlich nur von Leuten hören, die mir nahestehen und auch beurteilen können, ob ich eine Leistung vollbracht habe und mich nicht nur mit sinnlosen Worthülsen zuschütten, weil sie selber gemocht werden wollen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Im Büro habe ich es immer als sehr angenehm empfunden, gelobt zu werden. In 16 Jahren zweimal. Das kuriose war jedoch, das ich es beide Male nicht verstanden habe, weil es da zum ersten einfach um meine Aufgabe ging, die ich sowieso immer gemacht habe und das andere mal, weil ich gegen irgendeine Vorschrift verstoßen und nicht in meinem Fachbereich gearbeitet habe, da mich jemand um Hilfe gebeten hatte (ohne beim Chef vorher darum gebeten zu haben, meine sonstigen Aufgaben vernachlässigen zu dürfen, die zu dem Zeitpunkt gerade nicht besonders aufwändig). Im zweiten Fall hätte mich mein Chef der Form halber nicht loben dürfen, tat es aber trotzdem. Kompetenzen, et cetera. Albern oder eben peinlich (immerhin), dass habe ich nie vergessen.

Wenn man für das, was man kann oder für das man einfach nur bezahlt wird, ab und zu mal gelobt wird, finde ich das sehr erquickend. Wenn es denn ernst gemeint ist. Leider ist es jedoch oft genug so, wie von meinen Vorrednern beschrieben.

» Rehbock » Beiträge: 42 » Talkpoints: 20,02 »



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