Wann Entscheidungen lieber anderen überlassen?

Ich hatte früher große Probleme, mich entscheiden zu können, wobei es mittlerweile schon viel besser geworden ist, so dass ich nun auch leichter selbst Entscheidungen treffen kann. Dennoch ist es schon manchmal so, dass ich lieber anderen die Entscheidung überlasse. Das kommt aber eher dann vor, wenn mir eine Sache wirklich völlig egal ist, weil mir beide Optionen zusagen.

Beispielsweise hatte ich mit einer Freundin kürzlich überlegt, ob wir Sushi oder doch lieber Pizza bestellen sollen, wobei ich ihr die Entscheidung überlassen habe, da ich auf beides gleich große Lust hatte und dachte, dass sie vielleicht etwas lieber wollen würde, was dann auch so war. Wann überlasst ihr Entscheidungen lieber anderen?

Hängt das nicht ganz stark davon ab, in welchem Kontext die Entscheidung gefällt werden müssen? Ich bin zum Beispiel auf Arbeit in verschiedene Projekte eingebunden, während die meisten Kollegen nur auf ein einziges Projekt beschränkt sind. Dementsprechend orientiere ich mich an der Projektleiterin, was ich als nächstes zu tun habe. Wenn sie sagt, dass Projekt A wegen einer Deadline höhere Priorität hat, dann wird das eben gemacht, es kommt aber auch vor, dass ich eben an Projekt B oder C oder sogar D mitarbeite.

Das hängt eben von den Umständen ab und was sie als höhere Priorität einordnet. Auf Arbeit hat man ja nicht immer Entscheidungsfreiheit, wann man was machen sollte und da mir die Arbeit Spaß macht, ist mir das egal, in welcher Reihenfolge ich die Aufgaben abarbeiten muss. Wichtig ist nur, dass man dafür bezahlt wird.

Im Privatleben kommt es auch immer darauf an, wie die eigenen Prioritäten sind. Wenn eine Freundin unbedingt Film XY sehen möchte und mir der Film nicht so wichtig ist, solange man eben Zeit zusammen verbringen und sich austauschen kann, dann ist das eben so. Aber wenn mir etwas schon wichtig ist, dann möchte ich schon mit entscheiden und dann wird demokratisch bzw. diplomatisch entschieden.

Ich finde, dass Entscheidungen zu treffen irgendwann auch in Arbeit ausartet und achte mittlerweile verstärkt darauf, trotz eines gewissen Kontrollzwangs ("Wenn man nicht alles selber macht...") nicht jede Entscheidung selber fällen zu müssen. Ich habe mir sagen lassen, dass es gerade in Familien mit Kindern oft zu einem Ungleichgewicht kommt, bei dem ein Elternteil einen Großteil der Entscheidungen trifft, und der andere Part mit einem freundlichen "Mach du ruhig, Schatz, ich richte mich einfach nach dir!" sich zurücklehnen und im Kielwasser hinterhersegeln kann.

Auch bei Paaren und im Freundeskreis ist es mir schon aufgefallen, und ich empfinde es durchaus als anstrengend, wenn eine Partei die Entscheidungen treffen muss und der Rest nickt und lächelt mild. Auch wenn es um Banalitäten geht, es ist doch immer Hirnschmalz gefordert, und da finde ich es nur fair, wenn man sich etwa in einer Partnerschaft halbwegs abwechselt oder es unter Freunden mal heißt: Cornelia, du nickst und lächelst immer nur, entscheide doch auch mal mit, welches Ferienhaus schöner ist!

Ich denke auch, dass es absolut auf die Rahmenbedingungen ankommt. Man kann nicht sagen, dass man Entscheidungen generell lieber anderen Leuten überlässt. Je nachdem, ob die Entscheidung einen selbst betrifft oder einen eben nicht betrifft, kann man daran interessiert sein die Entscheidung selbst zu treffen oder eben nicht. Hier kann man kaum eine allgemein gültige Aussage geben, da es immer wieder von Situation zu Situation individuell entschieden werden muss.

Ich überlasse die Entscheidung auch lieber anderen Leuten, wenn mir prinzipiell beide Optionen zusagen und es mir mehr oder weniger “egal” ist, welche von den Optionen es am Ende wird. Da ich nicht weiß, ob es bei der anderen Person auch so ist oder es bei ihr eine Option gibt, die sie der anderen oder den anderen Optionen vorzieht, würde ich es ihr anbieten, dass sie entscheiden kann. Vielleicht macht es ja für sie einen Unterschied. Wenn es ihr aber ebenfalls egal ist, dann kann man entweder ganz objektiv die jeweiligen Vorteile und Nachteile abwiegen oder es dem Zufall überlassen. Grade dann, wenn es um Entscheidungen wie Essen geht, trifft diese Beschreibung zu, da ich fast alles esse und da nicht sonderlich wählerisch bin.

Ansonsten gibt es aber auch Entscheidungen, die ich definitiv keiner anderen Person überlassen würde. Grade dann, wenn es Sachen sind die mich und meine Zukunft betreffen, würde ich mich davor hüten, dass ich andere Leute für mich entscheiden lasse, weil ich es am Ende bin, die mit den Konsequenzen leben muss. Wenn ich mir dabei unsicher bin, dann würde ich auch andere Leute um ihre Meinung bitten und schauen, ob sich dann ein paar neue Blickwinkel ergeben, aber ich würde mich nicht vollständig auf die Meinung von anderen Menschen verlassen wollen.

Das Gleiche gilt aber auch umgekehrt. Ich würde keine wichtige Entscheidung für andere Leute treffen wollen, die ihre komplette Zukunft sowohl positiv als auch negativ beeinflussen kann. Denn nur weil eine Option in meinen Augen die beste Möglichkeit ist, heißt es nicht, dass es das für die andere Person auch ist. Gerne stehe ich hier beratend zur Seite und schildere meine Sichtweise, aber würde der anderen Person auch gleich sagen, dass sie die Entscheidung am Ende selbst treffen muss und dass es nur meine subjektive Sichtweise auf die Dinge ist.