Wieso können Justizvollzugsanstalten Drogenprobleme haben?

vom 09.11.2021, 14:01 Uhr

Laut einem Bericht müssen sich die Justizvollzugsanstalten in Niedersachsen mit immer größer werdenden Drogenproblemen auseinandersetzen und ich vermute mal, dass es in anderen Bundesländern auch nicht viel besser aussieht. Nun versucht man mit Personalaufstockung ab dem nächsten Jahr, dieses Problem etwas besser in den Griff zu bekommen. Ich frage mich nur immer wieder, wie es sein kann, dass mehr oder weniger große Mengen an Drogen in die Haftanstalten eingeschleust werden können. Ist es denn nicht möglich die Justizvollzugsanstalten Drogenfrei zu bekommen und woran hapert es da?

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» Lupenleser » Beiträge: 1130 » Talkpoints: 851,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die Überwachung kann man ja gar nicht unbedingt in der Form bewerkstelligen, dass da nichts reinkommt und vor allem wird man sicherlich auch nicht daran interessiert sein, dass die Leute sich nicht beruhigen oder herunterfahren und auf Entzug gehen. Ich meine das wird man so nicht zugeben, aber Leute, die auf Entzug gehen und vorher abhängig waren sind teilweise ja wirklich aggressiv und das will man nicht.

Es wird ja schon gefilzt, aber sicherlich herrscht auch in diesem Bereich Personalmangel. Man hat sicherlich einfach nicht immer die Leute dafür und die Insassen haben viel Zeit über passende Mittel und Wege nachzudenken, wie sie das Ganze schmuggeln können.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ramones, werde doch bitte mal erwachsen. In Haftanstalten werden nicht Drogen geduldet, damit die Insassen bloß nicht entziehen. Im Knast sind Drogen und verbotene Handys extrem teuer. Da sind ständig Häftlinge auf Entzug, weil ihnen die Drogen fehlen. Und es liegt auch nicht nur am Personalmangel, die Mitarbeiter gehören zum Problem. Denn wer unerlaubte Substanzen und Telefone in den Knast einschmuggelt, verdient ordentlich was steuerfrei dazu. Da sagen immer mal Mitarbeiter nicht Nein.

Und weil die Preise so hoch sind, weil die Lieferketten in den Knast halt ordentlich was kosten, lassen sich Abhängige mit wenig Geld leicht einspannen, um Wäre zu transportieren und aufzubewahren. Die haben ja keine Wahl. Denn Suchtberatung ist im Gefängnis eine Seltenheit und Substitutionstherapie oder Hilfe beim Entzug ist in den meisten Anstalten nicht vorgesehen.

» cooper75 » Beiträge: 13372 » Talkpoints: 508,32 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das wirklich kontrollieren kann. Dazu gibt es viel zu viele Schnittstellen nach draußen. Außerdem sind Drogen so klein, dass man sie gut weitergeben kann. Ich habe keine Ahnung, wie viele Besucher, Wärter, Angestellte in den Gefängnisshops, Lieferanten, Gefangene, die Ausgang haben, vielleicht sogar Rechtsanwälte oder Polizisten anteilmäßig involviert sind, aber ich stelle es mir sehr leicht vor, etwas in ein Gefängnis einzuschmuggeln, wenn man die kriminelle Energie dazu hat. Meine Phantasie reicht da sehr weit.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke auch, dass es einfach nicht möglich ist alles zu kontrollieren. Ein gewisser Zugang zu den Häftlingen muss ja für beispielsweise Angehörige und Anwälte möglich sein. Diese kann man aber natürlich nicht derart kontrollieren als seien sie selbst verurteilte Straftäter. Da aber der erschwerte Zugang zu Drogen im Knast für die Preise dafür wiederum extrem hochtreibt ist die Motivation etwas reinzuschmuggeln natürlich umso größer...

» Regi » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,09 »


Ich denke auch, dass es hier verschiedene Probleme gibt und dass diese Probleme nicht nur Niedersachsen betreffen werden, sondern dass es sie bundesweit und auch weltweit geben gibt, mal mehr und mal weniger. Ich glaube, dass es keine Justizvollzugsanstalt gibt, in der man sagen kann, dass dort wirklich absolut nichts eingeschleust wird - sicher ist die Menge geringer, aber sie ist dennoch vorhanden.

Ich denke, dass cooper es hier schon ganz gut auf den Punkt gebracht hat. Es liegt sicher nicht daran, dass die Angestellten in der Justizvollzugsanstalt „keinen Bock“ haben zu verhindern, dass Drogen und andere Sachen ins Gefängnis eingeschleust werden oder dass sie verhindern wollen, dass die Insassen aggressiv werden, weil man sie unfreiwillig auf Entzug setzt - sicher sind Leute im Entzug teilweise unberechenbar und aggressiv, aber ich denke mal, dass man ziemlich sicher sagen kann, dass das auch auf viele Abhängige zutrifft, die noch in der Lage und Situation sind, dass sie aktiv ihrer Sucht nachgehen können. Ich glaube kaum, dass Alkoholiker immer friedlich sind, wenn sie betrunken sind - ich habe das jedenfalls bisher anders erlebt. :lol:

Außerdem spielt hier das Finanzielle eine große Rolle. Auf der einen Seite ist es verboten Handys und andere verbotene Substanzen in die Justizvollzugsanstalt einzubringen. Dementsprechend hängt da nicht nur ein großes Risiko dran, sondern auch sehr viel Arbeitsaufwand. Zusätzlich muss man noch Angebot und Nachfrage berücksichtigen, was dazu führt, dass diese Sachen eine Menge Geld kosten. Das führt dann dazu, dass Angestellt sich mit diesem Geld bezahlen lassen und dann entweder aktiv selbst Sachen einschleusen oder dann einfach mal wegsehen, weil genug von dem Geld in ihre eigene Taschen wandert. Insassen, die nicht clean werden wollen und / oder kein Geld haben, wirken dann ebenfalls beim einschleusen und verkaufen mit, da sie sonst trocken gelegt werden oder sich den Konsum anders nicht leisten können - die Sucht überwiegt hier im Vergleich zu der Angst vor möglichen Konsequenzen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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