Macht Glühweinverbot einen Weihnachtsmarkt unattraktiv?

So wie ich das mitbekommen habe, herrscht auf einigen Weihnachtsmärkten, so sie denn stattfinden, ein striktes Alkoholverbot und demnach darf kein Glühwein verkauft werden. Seitens der Gewerbeverbände regt sich da schon Widerstand und man drängt auf eine Aufhebung des Alkoholverbotes.

Wie empfindet ihr denn ein Glühweinverbot auf dem Weihnachtsmarkt? Findet ihr auch, dass ein Glühwein einfach zu einem Weihnachtsmarktbesuch mit dazu gehört und dass ein solches Verbot, einen Weihnachtsmarkt irgendwie unattraktiv macht?

Ich trinke nie Glühwein, wenn ich auf den Weihnachtsmarkt gehe. Daher macht ein Verbot den Markt für mich nicht unattraktiv. Mir fehlt auch der saure Geruch nach billigem Rudel nicht. Aber da dürfte ich eher die Ausnahme sein. Und verstehe auch, wenn das Beisammensein mit heißem Wein zum Ritual gehört und fehlt.

Es geht da ja wohl nicht um die Frage, was dazu gehört und was nicht, sondern schlicht und einfach ums Geld. Ich habe bisher noch keinen durchschnittlich vollen Weihnachtsmarkt erlebt, bei dem es vor dem Glühweinbuden keine Schlangen gab. Und wenn man sich die Preise für das Zeug anschaut und weiß, wie billig schon beim ganz normalen Discounter eine Flasche Glühwein ist, kann man sich ausrechnen wie hoch der Gewinn ausfällt.

Ist ein Weihnachtsmarkt ohne Glühwein also unattraktiv? Für diejenigen, die an den Weihnachtsmärkten verdienen mit Sicherheit. Ich glaube nicht, dass man mit alternativen Getränkeangeboten auch nur annähernd so viel Gewinn machen kann. Aber für mich persönlich hängt die Attraktivität nicht von der Art des Getränkes ab, das ich auf dem Weihnachtsmarkt trinke.

Wenn ich Auto fahre, trinke ich generell eh überhaupt keinen Alkohol, was in den letzten Jahren immer bedeutet hat, dass ich irgendwann auf irgendeinem Weihnachtsmarkt mit Kakao oder Kinderpunsch stand, weil ich halt mit fahren dran war. Hat mir bisher nie die Laune verdorben.

Ich habe immer gerne auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein getrunken. Ich weiß, billiger Fusel zum völlig überhöhten Preis, aber ich kann dieses Geiz-Genöle schon lange nicht mehr hören. Es ist ja auf allen Veranstaltungen so, und mit Essen und Getränken machen die Standbetreiber eben den größten Gewinn. Wer damit ein Problem hat, muss eben daheim bleiben und sich viel besseren und tolleren Glühwein selber liebevoll anrühren, aber bitte die Klappe halten.

Wenn es keinen Glühwein gibt, würde ich auch klaglos Kinderpunsch trinken. Aber es geht hier nun mal nicht um mein spießiges "Ich kann auch ohne Alkohol genießen"-Seelenleben, sondern um das Ein- und Auskommen der Marktbetreiber, und die leben von den Trauben um den Ständen und den BesucherInnen, die nicht nur ein Tässchen pro Jahr nippen.

Schon in meiner Jugend hieß es bei vielen gar nicht mehr "Weihnachtsmarkt", sondern schlicht "Glühmarkt", woraus ich schließe, dass zumindest ein für den Gesamtumsatz relevanter Teil der Besucher sein Geld nicht für nostalgisches Kunsthandwerk und gebrannte Mandeln dort lässt, sondern gezielt dem Zauber des heißen Alkohols hinterherrennt. Und wenn der Teil wegfällt, wird es auch für die anderen Betreiber schwieriger.

Wenn ich auf einen Weihnachtsmarkt gehe, dann gehört eine Bratwurst und Glühwein für mich dazu. Dass der Glühwein nun fehlt, ist für mich aber kein Grund, dieses Jahr nicht auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Der Grund, dass das dieses Jahr für mich ausfällt, sind die hohen Inzidenzen. Ich gehe nur unter viele Leute, von denen ich nicht weiß, ob sie geimpft, genesen und zusätzlich getestet sind, wenn es aus irgendwelchen Gründen unbedingt sein muss.