Wie weit mit technischer Kinder-Überwachung gehen?
Wie ich vor kurzem erfahren habe, hat LG das neue Kizon-Armband vorgestellt. Dieses spezielle Armband soll mit UMTS und GPS ausgestattet sein und den so genannten Helikopter-Eltern die Überwachung ihres Nachwuchs erleichtern. Dieses Gerät besitzt nicht nur die Ortungstechnik, sondern auch eine Mobilfunkanbindung, sodass der Nachwuchs jederzeit erreicht werden kann.
Mit Hilfe dieses Armbands lässt sich nur eine einzige Telefonnummer anrufen sofern sie auch eingespeichert wurde. Die Eltern selbst können aber auch den Nachwuchs über dieses Armband erreichen. Der Anruf der Eltern wird innerhalb von 10 Sekunden automatisch abgenommen, egal ob das Kind darauf reagiert oder nicht. Auf diese Weise kann man die Eltern auch nicht abwimmeln, wenn man mal ungestört sein möchte. Die Akkulaufzeit beträgt etwa 36 Stunden und die Eltern bekommen sogar eine Nachricht, wenn der Akku zum Ende neigt. Via App können die Eltern auch permanent die genaue Position des Nachwuchses überprüfen.
Als Zielgruppe werden Eltern von Kindern im Kindergarten- bzw. Grundschulalter genannt. Das Armband soll wasser- und schmutzabweisend sein und soll in Europa im Laufe des Tages vorgestellt werden. Ein genauer Preis wurde nicht bekannt gegeben.
Ich finde diese neue Art von Technik zwar bemerkenswert von der Leistung, aber total übertrieben und ich würde so etwas weder kaufen noch irgendwie nutzen wollen. Ich bezweifle ehrlich gesagt den Sinn solcher Gerätschaften. Natürlich können die Eltern ihre Kinder besser überwachen und müssen dann nicht immer mit zu Spielplätzen etc. aber genau genommen kann diese Technik doch auch von Kindesentführern angezapft und benutzt werden. Das wäre alles andere als sicher für das Kind und da wäre es meiner Meinung nach schon sinnvoller, wenn die Eltern ihr eigenes Kind selbst beaufsichtigen, gerade wenn es noch so jung ist. Kritische Stimmen halten es auch für möglich, dass das "Zielobjekt" in diesem Fall das Kind irgendwann durch dieses Armband sogar mit Google Earth vernetzt wird und man es auf diese Weise auch durch diesen Internetdienst zusätzlich überwachen kann. Andere behaupten, dass es bei Kindern allein nicht bleiben wird und irgendwann auch Ehefrauen damit überwacht würden oder die Mitarbeiter von größeren Betrieben. Einige gehen sogar davon aus, dass in absehbarer Zeit jeder so ein Armband wird am Körper tragen müssen.
Irgendwo finde ich diese Technik auch sinnvoll, gerade wenn es beispielsweise darum geht, Personen ohne jede Form von Orientierung wiederzufinden oder bei Kindern mit Behinderung. Allerdings überwiegen für mich persönlich eher die Nachteile und ich würde so ein Gerät deswegen auch nicht benutzen. Ich finde es sowieso total bescheuert, wenn manche Eltern einfach zu faul sind, mit ihrem Kind am Spielplatz Zeit zu verbringen und sich mit diesem Gerät eine willkommene Ausrede einfallen lassen, ihr Kind nicht beaufsichtigen zu müssen. Eltern haften trotzdem für ihre Kinder, auch wenn sie nicht permanent anwesend sind.
Wie seht ihr das ganze? Würdet ihr so ein Gerät für euer Kind benutzen wollen? Überwiegen für euch die Vorteile oder die Nachteile eines solchen Gerätes?
Olly173 hat geschrieben:und müssen dann nicht immer mit zu Spielplätzen etc.
Und genau das ist es doch, was die Technik hier ausmacht bzw. aus meiner Sicht geheuchelt ist. Es geht ja gar nicht um "Sicherheit", sondern die Möglichkeit der einfachen und anstrengungslosen Überwachung. Hier soll Eltern die Möglichkeit gegeben werden, die Erziehung "bequem" zu machen. Was für einen Grund soll es geben, dass man mit seinem Kind nicht zu einem Spielplatz geht? Wieso sollte man tatsächlich darauf achten, gerade in dem Alter der "Zielgruppe", nicht die Beziehung zum Kind auch allein durch Präsenz (sogar im Hintergrund ist diese Präsenz wichtig!) aufzubauen bzw. zu stärken?
Wer tatsächlich glaubt, sein Kindergartenkind nicht begleiten zu müssen, weil das Kind geortet werden kann, muss sich auch ausmalen, dass das im Zweifel (und da rührt die "gespielte Angst" ja her) so auch im schlimmsten Fall einfach zur Leiche des Kindes geführt werden zu können. Dabei ist es egal, ob das Kind einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist oder nur - weil vielleicht die Eltern gerade über das Gerät gerufen haben - unaufmerksam war und Opfer eines Verkehrsunfalls wurde.
Ich finde ja, wenn man ein Kind in der Altersgruppe hat, dann kann man ruhig gemeinsam mit dem Kind unterwegs sein oder sich bei einem Schulkind zumindest gut absprechen und Dinge ausmachen. Ich meine ich war in der Grundschule auch alleine unterwegs, teilweise den ganzen Nachmittag, aber es ging gut. Das hat mir als Kind auch Spaß gemacht.
Ich würde meine Kinder weder derart überwachen wollen noch meine Kinder stundenlang alleine in der Gegend umher laufen lassen. Heute hätte ich da einfach mehr Bedenken als meine Eltern damals, wobei meine beiden ja auch noch in den Kindergarten gehen. Die beiden haben auch noch nicht einen Anruf eigenständig abgesetzt, das wäre also dann auch nicht hilfreich. Solche Technik verleitet Eltern meiner Meinung nach nur ihre Verantwortung aus der Hand zu geben, das ist aber nicht richtig.
Ich frage mich, welchen Sinn es macht, ein Kind auf dem Spielplatz zu überwachen. Übrigens verletzt man seine Aufsichtspflicht, wenn man ein Kindergartenkind zu lange alleine auf einem Spielplatz spielen lässt. Man muss eh circa alle zwanzig Minuten durch Augenschein kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Mit einem Kontrollgerät sieht man zum Beispiel nicht, ob das Kind sich mit einem fremden Mann in einem näheren Kennenlernen befindet, das der Mann so nach und nach in ein gefährliches Vertrauensverhältnis verwandelt.
Außerdem kann es in meinen Augen durchaus zu Unfällen führen, wenn zum Beispiel beim Klettern oder beim Schaukeln dieses Gerät klingelt und das Kind sich erschrickt. Auch wird jeder Flow unterbrochen, wenn das Kind selbstvergessen im Sand spielt und es alle paar Minuten piepst oder klingelt. Und wie soll ein Spiel oder eine Unterhaltung mit mehreren Kindern ablaufen, wenn jedes Kind so ein Gerät trägt und alle paar Minuten eines von ihnen piepst.
Wenn wirklich etwas passiert, dann vergeht viel Zeit, bis die Eltern dann eintreffen, beziehungsweise bei einem schweren Unfall mit Ohnmacht oder wenn das Kind in ein nahe gelegenes Gewässer fällt, kann es das Gerät gar nicht mehr betätigen. Ich würde bei Spielplatzbesuchen im Kindergartenalter und in den ersten Grundschuljahren immer dabei sein. Eine persönliche Aufsicht ist immer besser und wird nicht so stark als Kontrolle empfunden. Man unterhält sich halt mit anderen Müttern oder liest was.
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