Warum beschäftigt ausgerechnet Tod von Gabby Petito so?
Vor einigen Wochen ging eine Vermisstenmeldung durch die internationale westliche Presse, in welcher ein junges Mädchen namens Gabby Petito gesucht wurde, die von einem gemeinsamen Urlaub mit ihrem Verlobten nicht mehr zurückkehrte. Auffällig geworden war der Fall vor allem dadurch, dass die beiden circa zwei bis drei Wochen zuvor von einer Polizeistreife wegen eines aus dem Ruder gelaufenen Streites im Cockpit ihres Vans heraus gewunken und kontrolliert wurden. Die Aufnahmen der polizeilichen Bodycams gingen viral.
Wie man es sich hätte denken können, wurde Gabby Petito leider kurze Zeit später nur noch tot in einem Nationalpark in der Nähe ihres Camperstandortes geborgen, die Todesursache war Strangulation. Ihr Verlobter war schon kurz nach dem Zeitpunkt ihres Verschwindens abgetaucht und wurde letzte Woche ebenfalls tot in Floridas Sumpfgebieten aufgefunden. Insgesamt ein tragischer Fall eines noch sehr jungen Paares, welches vermutlich durch häusliche Gewalt in die Tragödie rutschte.
Überall im Netz wurde und wird immer noch heiß über das Verbrechen an Gabby diskutiert. Zynische Stimmen gaben zu bedenken, dass, wäre Gabby eine Latina oder Afroamerikanerin gewesen, vermutlich außerhalb ihres Umfeldes kein Hahn nach ihr gekräht hätte. Der Logik kann man sich wahrscheinlich schlecht verschließen.
Liegt es an ihrem Status als blondes, gutaussehendes und junges All american girl, was die Identifikation für viele erhöht? Oder ist die gefühlte Nähe, die durch die Bodycamaufnahmen und ihren auch nachträglich verfolgbaren Instagram-Account verantwortlich für die Anteilnahme?
Ich glaube schon, dass es daran liegt, dass sie eine weiße junge und hübsche Frau war. Das mag zunächst total schlimm klingen, aber ist leider auch statistisch nachweisbar. Während nach weißen Frauen mit aller Kraft gesucht wird und sie eine Medienpräsenz von länger Dauer bekommen, ist das bei schwarzen Frauen oder auch Männern eben nicht der Fall. Das ist leider so.
Ich habe das Ganze auch verfolgt und natürlich war es spannend zu sehen, wie sich das Ganze verhalten hat. Die Bilder von der Bodycam, das Verhalten von Brian Laundrie und letztendlich weiß man ja auch immer noch nicht wie es ablief. Dies kann nun aber auch nicht mehr richtig aufgeklärt werden, wenn da nichts hinterlassen wurde. Gabby hatte ja aber auch eine Internetpräsenz und daher kann es auch sein, dass sie einfach auch aktiv genug war um eine gewisse Bekanntheit inne zu haben und dann sind solche Sachen eben schnell geteilt.
Wenn es nur zynisch wäre. Aber es entspricht ja nun mal der Realität, dass ein bestimmter Opfertyp wesentlich mehr Aufmerksamkeit generiert als der Durchschnitt. Und das ist nicht erst der Fall seit irgendwelche Gabys im Internet das perfekte Leben vorspielen.
"True Crime" ist ja ein ziemlich populäres Format in diversen Medien. Und selbst wenn man das wie ich nur am Rande verfolgt, weil zum Beispiel gerade nichts besseres im Fernsehen läuft als "Medical Detectives", fällt auf, dass sehr viele Opfer weiße Mittelschicht sind. Wahrscheinlich weil das einfach das Zielpublikum ist und weil man sich eben eher mit den Menschen identifiziert, die man als ähnlich empfindet.
Vielleicht liegt es auch daran, dass es vor ihrem Tod einige Videoblogs von den beiden gegeben hat, sodass man sich den toten Personen näher fühlen konnte, weil man zuvor an ihrer Reise Anteil nehmen konnte? Das ist eben doch etwas anderes, als wenn man von einem Todesfall hört oder liest, ohne über die Leute vorher etwas gehört zu haben.
Was mich selbst betrifft, habe ich mich nur kurz mit dem Fall beschäftigt, aber ich bin nicht unbedingt so stark daran interessiert, mich allzu ausgiebig mit Kriminal- und Todesfällen auseinanderzusetzen, sofern ich keinen persönlichen Bezug dazu habe.
Kenne jemanden, der jetzt seit insgesamt 16 Jahren sogenannten "behördlichen Beschränkungsmaßnahmen" durch Behörden und von Privat ausgesetzt ist. Seit 2018 trägt der eine Bodycam aber die Maßnahmen laufen weiter. Er stand nie vor Gericht. Wurde nie angeklagt. Ein direktes Vorsprechen bei der Behörde blieb wirkungslos.
Sein Anwalt meint, das die Vorkommnisse, die er da für jedermann nachvollziehbar dokumentieren würde, eben trotzdem keine justiziablen Beweise darstellen würden. Er riet dem Mann sogar davon ab, die Bilder online zu stellen, weil die Wirkung dann für ihn sicherlich "von erheblicher Wirkung" wären und er für die "juristischen Folgen" allein verantwortlich. Gutachterkosten und Prozesse würden auf vielerlei Ebene "zermürbend."
Was ihr da über das Video schreibt, stimmt alles, aber die Wirkung, die die Bilder dieser Frau haben, lassen sich in erster Linie durch den Kontext erklären, auf technischer Ebene und in Wechselwirkung, eben durch das was Leute in die Bilder projizieren. Ist das nicht auch im Voraus berechenbar?
Ist das nicht gegeben, können die Videos noch so krass sein, wenn sie "nicht viral" gehen, lösen sie keinerlei Wellenbewegung aus.
Menschen brauchen einfache Geschichten und kurze Gedanken. Vor allem gute über Polizisten, damit sie etwas gutes haben, an das sie glauben können. Aber denen geht es auch nur um Kostenersparnis und Manipulation bis an die absolute Grenze dessen, was überhaupt (technisch/ juristisch) möglich ist.
Populäre Medien machen dabei natürlich gerne mit ,auch hierzulande. Berichte, wie über das böse Wort mit K oder warum irgendeine Kollegin von einer Laubeneinbrecherin erschossen wird (im Giftschrank ab 23 Uhr oder in der Mediathek nicht mehr verfügbar). Was ist mit dem Video von dem wegrennendem Schwarzen, der gar nicht erst mehr festgenommen wird, sondern gleich mit dem Streifenwagen über gemangelt? Wie oft wurde das angeklickt?
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