Grünenmitglied sein und Steingarten haben, Widerspruch?

vom 30.10.2021, 09:15 Uhr

Meine Schwester und ihr Mann sind Mitglied bei den Grünen. Neben anderen Widersprüchen in ihrem Verhalten finde ich es auch nicht gut, dass sie ihren Vorgarten als Steingarten angelegt haben. Sie sehen ihn als Kunstwerk. Dort wächst überhaupt nichts. Gerade in der Stadt kann man doch etwas für die Artenvielfalt tun.

In meinem Haus ist mein Balkon einer der wenigen, die grün sind und wo sich viele Insekten aufhalten, die zum Beispiel als Vogelfutter dienen. Auch unterschiedliche Bienenarten kommen im Sommer. Ich kann es bei den Nachbarn hier nachvollziehen, dass sie keine Zeit dafür haben, weil sie berufsmäßig viel unterwegs ist, wie viele hier im Haus, oder nur ein paar Monate hier wohnen.

Aber dass man also politisch Grüner, der zudem noch Zeit hat, einen Steingarten anlegt, empfinde ich als Widerspruch. Wie seht ihr das? Stellt ihr, was ökologisches Verhalten angeht, höhere Ansprüche an Grüne als an andere Menschen?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wenn in dem Garten nichts wächst und Steine, Schotter und Kies das gestaltende Element darstellt, handelt es sich um einen Schottergarten. Ein Steingarten bildet die Pflanzenwelt im Gebirge nach. Die Steine dienen dabei als Substrat, damit diese Pflanzen überhaupt im Garten wachsen können.

So, genug klug geschissen. :D Nur weil jemand grün wählt oder Mitglied ist, jeden Sonntag in die Kirche rennt oder bei Fridays for Future steht, heißt das doch lange nicht, dass alle Grundsätze selbst umgesetzt werden. Zumal Umweltschutz oder Klimaschutz ja auch gar nicht das Hauptanliegen von Schwester und Schwager sind. Vielleicht interessieren die sich mehr für Bürgerrechte, Atomausstieg und Soziales?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich kenne keinen Menschen, grün, schwarz oder rosa, der ein zu Hundert Prozent widerspruchsfreies Leben führt, gerade was Werte, Ideale und Grundsätze angeht. Von daher finde ich es auch heuchlerisch und billig, jemandem vorzuwerfen, dass er oder sie nicht top ökologisch oder ernährungsmäßig gesund oder von mir aus nach den moralischen Vorschriften irgendeiner Religionsgemeinschaft lebt und handelt. So sind wir Menschen nun mal nicht gebaut, und hier finde ich ausnahmsweise tatsächlich, dass jeder vor seiner eigenen Tür kehren sollte, wie es so schön heißt.

Schottergärten finde ich aus unterschiedlichen Gründen auch grottenhässlich und komplett aus der Zeit gefallen. Und ich gefalle mir selber auch in der Vorstellung, Umweltschutz und Artenvielfalt hochzuhalten. Aber in Wirklichkeit habe ich ein Insektenhotel, trenne Müll und wenn ich die Wahl zwischen regionalem Obst und Äpfeln aus Argentinien habe, kaufe ich das vom Bauernhof zwei Käffer weiter. Und derlei Kleinkram mehr.

Aber Perfektion werde ich auch mit BioÄpfeln von der Schwäbischen Alb und ohne Schottergarten nicht erreichen. Unser Plastikverbrauch ist beispielsweise eher nicht vorbildlich, Wäsche wandert in den energiefressenden Trockner, die Ananas in der Obstschale wurde um die halbe Welt gekarrt, und meine Schuhe sind bestimmt auch Made in India, von Frauen und Kindern zum kleinen Tarif. Und so geht es allen Leuten, die ich kenne. Widerspruch? Klar. Aber finde mal jemanden, bei dem das nicht der Fall ist.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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