Trägt Alec Baldwin beim tödlichen Unfall eine Mitschuld?
Über den tödlichen Drehunfall, wo Alec Baldwin irrtümlich eine Kamerafrau am Set erschossen hat, wurde in den letzten Tagen ja schon ausgiebig berichtet. Nach letzten Meldungen droht nun Alec Baldwin auch eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Das finde ich schon etwas hart, was hätte Baldwin denn tun sollen?
Ist es wirklich fahrlässig, wenn man sich als Schauspieler, nicht von der einwandfreien Funktion aller Requisiten überzeugt? Findet ihr den Alec Baldwin auch mitschuldig und würdet ihr ihn auch auf die Anklagebank verbannen?
Ich finde er trägt keine Schuld. Er kann ja nicht jedes Mal einen Probeschuss abgeben um zu sehen, ob die Leute auch ihren Job gemacht haben. Da sind ja durchaus Leute für zuständig und da sollte man als Schauspieler auch vertrauen können. Es wäre etwas anderes, wenn das Teil seiner Aufgabe gewesen wäre, aber das war es ja nicht. So eine Szene wird ja auch nicht nur ein Mal aufgenommen und da finde ich schon, dass der Schauspieler nicht noch mal extra nachsehen muss. Ich finde es eher befremdlich, dass es auch richtige Munition am Set gibt. Da müsste man ja eigentlich nur Fakemunition haben.
Ich würde es als eine Frechheit empfinden, wenn man ihm nun die alleinige Schuld zuschiebt und ihn wegen was auch immer vor Gericht bringt. Er hat dafür meiner Meinung nach keine Strafe verdient, denn die seelische Strafe dürfte für ihn deutlich höher sein, als es ein Gericht jemals beschließen kann und das obwohl er noch nicht mal etwas dafür kann.
Mittlerweile gibt es andere Zeugenaussagen, aus denen hervorgeht, dass der Umgang mit Schusswaffen am dortigen Set sehr lax gehandhabt wurde. Auch vor dem Dreh wurde spaßeshalber auf die Kamera gezielt. So die neuesten Veröffentlichungen.
Was ich immer gelernt habe beim Umgang mit Schusswaffen, auch aufgrund der Ausbildung als Wehrpflichtiger: "Betrachte eine Waffe stets als geladen, ziele nie direkt auf einen Menschen." An diesem tragischen Unfall sieht man einmal wieder, was geschieht, wenn dieser Grundsatz nicht tief genug eingebläut wurde. Und was hätte am Film denn anders ausgesehen, was wäre an Spannung verlorengegangen, wenn bewusst ein wenig daneben gezielt worden wäre. Denn am Schneidetisch kann man diese Szene dann so bearbeiten, dass das Danebenzielen überhaupt nicht auffällt. Also, ich habe kein Mitleid mit dem Regisseur und Filmemacher. Heute kann man alles Mögliche an Stunts so hinterher aufbereiten, dass beim Dreh selbst die Gefahr minimiert ist. Dort hat man wohl noch nie von der Trickkiste der digitalen Nachbearbeitungen gehört. Aber man möchte alles billigst produzieren und achtet nicht darauf, wie mordsgefährlich das sein kann.
Die Amerikaner haben ja offensichtlich zu Waffen ein brutaleres Verhältnis nach Wild-West-Manier. Und die Verherrlichung der Gewalt scheint ja immer noch genügend Stoff für filmische Neuschöpfungen zu bieten. Sonst hätte ja niemand ein Interesse an derartigen Neuauflagen von Western-Verschnitt-Machwerken. Und die Waffenlobby beeinflusst die Politik. Vielleicht ist dieser Vorfall ganz nebenbei einmal ein deutlicher Anstoß, die Waffengesetze in den USA zu novellieren.
Apropos, die Polizei hat bei einem Actionfilm in Deutschland die dabei verwendeten Schusswaffen konfisziert, und der Regisseur hat strafrechtliche Konsequenzen zu tragen.
Ich habe keine Ahnung, wie die rechtliche Lage in den jeweiligen Ländern ist. Aber rein intuitiv würde ich sagen, dass ein Schauspieler eine Pistole, außer wenn sie offensichtlich eine Kinderwasserpistole oder so was ist, vor dem Gebrauch prüfen sollte. Auch mit einem Messer würde ich in einem Theaterstück nicht mit aller Kraft auf jemanden einstechen, ohne vorher zu prüfen, ob es nicht ein echtes Messer ist. Moralisch trägt Alec Baldwin in meinen Augen eine Mitschuld an dem Unfall, genauso wie derjenige, der für die Requisiten zuständig ist.
Der Punkt ist, wieso richtet er die Waffe denn überhaupt aus Spaß auf die Kamerafrau?! Ich finde durchaus, dass hier eine erhebliche Fahrlässigkeit vorliegt. Dass man das nicht tun sollte, sagt einem ja der gesunde Menschenverstand.
Aber die Hauptlast der strafrechtlichen Konsequenzen wird sicher den verantwortlichen Personen gelten. Für die zuständige Waffenmeisterin war es zum Beispiel erst der zweite Filmdreh und hinzukommt, dass ein Double bereits zuvor versehentlich eine Waffe mit scharfer Munition ausgehändigt wurde.
Mich erinnert das an den Tod von Brandon Lee während des Drehs zu The Crow. Aus Spaß hielt er sich eine Requisitenpistole an den Kopf und drückte ab. Auch hier hieß es zuerst, die Waffe wäre mit scharfer Munition geladen gewesen. Aber es stellte sich heraus, dass die zuvor verwendeten Platzpatronen nicht ordnungsgemäß gewechselt wurden und ein Ring oder so etwas in der Waffe verblieb, der dann abgefeuert wurde.
Für so etwas braucht man nicht nur speziell geschultes und erfahrenes Personal. Es gibt sogar spezielle Werkzeuge, um die verfeuerte Munition wieder korrekt zu entfernen. Für Waffen am Filmset verantwortlich zu sein, ist ein sehr ernster Job.
Aber es war ein B-Movie und zum Beispiel befand sich die Hälfte der Crew wegen ausstehender Gehälter im Streik. Da kann man sich ausrechnen, dass man nicht das Budget für einen Vollprofi ausgeben wollte oder konnte. Aber wenn wie gesagt bereits zuvor eine Waffe versehentlich scharf geladen wurde, dann wäre ich doch skeptisch und fuchtel nicht zum Spaß damit herum.
Dann wiederum verstehe ich überhaupt nicht, warum man für einen Filmdreh überhaupt Waffen verwendet, die technisch scharfe Munition abfeuern können. So etwas ist für mich kein Requisit. Da muss es doch auch in den USA ein Äquivalent zu reinen Schreckschusspistolen geben, mit denen so etwas überhaupt nicht vorkommen kann. Über eine entsprechende Gesetzesänderung/verschärfung würde ich mich im weiteren Verlauf nicht wundern.
Ich hatte erst mal mit allen Beteiligten Mitleid, aber wenn ich jetzt lese, dass die Filmwaffen benutzt wurden um in den Pausen auf Dosen zu schießen fällt mir nichts mehr ein.
Das ist von allen Beteiligten einfach nur fahrlässig. Angefangen bei denen, die Dosenschießen für eine gute Idee hielten bis hin zu denen, die wussten, dass die Waffen mit echter Munition benutzt worden sind und nicht bedacht haben, dass deshalb von ihnen eine potentielle Gefahr ausgeht.
Ich hatte mal einen Filmjob, da mussten wir in so einem Schießstand der Polizei im Hintergrund der eigentlichen Szene auf Scheiben schießen. Ich erinnere mich noch an eine lange Sicherheitseinweisung und ich glaube wenn man da irgendwas mit seiner Waffe gemacht hätte, außer sie nach der Szene in den Koffer zurück zu legen, hätte man direkt seinen Kram packen können.
Dass Dosenschießen im öffentlichen Raum in Amerika möglich ist, zeigt einmal wieder mehr, wie es um das Sicherheitsdenken dort bestellt ist. Aber auch in Deutschland braucht niemand auf den Test seiner Geschicklichkeit herben Verzicht zu üben. Es gibt einmal die Möglichkeit, sich einem Schützenverein anzuschließen, zum anderen bieten diese Vereine auch häufig von sich aus "Schießen für Gäste" an.
Zu bestimmten Zeiten darf man dann in deren Räumlichkeiten schießen. Weil ich neugierig war, habe ich am Gästeschießtag einmal mitgemacht. Zuerst kommt man in eine Art Gaststätte, wo ordentlich Unterhaltung stattfindet. So wird schnell klar, wie die Leute gerade so drauf sind. Dann gibt es eine Einweisung. Dann wird man in Gruppen zu drei bis fünf Leuten aufgerufen, die Personalien aufgenommen, diese mit Reisepass oder Personalausweis überprüft, die Daten in ein Computerprogramm eingegeben. Und kommt dann in den abgetrennten Schießstand.
Das Kleinkalibergewehr ist schon am Platz, die 10 Stück KK Munition bekommt man da auch. Dann gibt der Wart die Anlage frei. Jetzt muss man erst einmal wissen, wie man richtig lädt. Das ist gar nicht so einfach. Aber genug der technischen Details. Hinterher bekommt man das Ergebnis grafisch ausgedruckt. Es ist die Software WM-Shot. Da steht dann Name Datum und eine Schießscheibe abgebildet. Dann Ringe ohne 1/10 und bester Teiler.
Na ja, nach drei Halbe Pils ist man froh, überhaupt die Scheibe getroffen zu haben. In zwei Durchgängen 150 Ringe, ist dafür gar nicht einmal so schlecht. Allemal zivilisierter als auf öffentlichem Raum mit scharfer großkalibriger Munition auf Coladosen zu schießen. Und dann noch mit Pistole. Bei der Bundeswehr hatte ich da nur Fahrkarten. Kein einziger Treffer. Weil der Rückstoß völlig anders ist als beim Gewehr.
Fazit: Gerade Pistolenschießen ist noch eine Kategorie gefährlicher als Schießen mit Kleinkalibergewehr. Insofern wiegt die Gefahreneinschätzung umso mehr. Und wer sich darüber hinwegsetzt, hat im Falle des Falles die bitteren Konsequenzen zu tragen.
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