Habt ihr euren Lebenslauf aufgehübscht?
Ich stieß neulich zufällig in Xing über die Stationen des beruflichen Lebens eines ehemaligen Arbeitskollegen. Ich erkannte das kaum wieder. So war er Projektleiter, obwohl er nur kurzzeitig meine Vertretung übernommen hatte. Auch hatte er jede Kleinigkeit, bei der er mitgearbeitet hatte, aufgezählt. Das hörte sich natürlich ganz toll an.
Mein Lebenslauf war immer relativ kurz. Er passte auf eine Seite. Bei meiner ersten Bewerbung habe ich auch nicht beschönigt, dass ich mich nach meinem Studium erst einmal ein Jahr lang nicht beruflich weiter entwickelt hatte, sondern auf Weltreise gegangen war. Man hätte ja auch, ohne zu lügen, etwas anderes schreiben können, wie etwa Sprachkenntnisse verbessern oder so etwas.
Trotzdem hatte ich nie Probleme, eingestellt zu werden. Mich als Arbeitgeber würde es misstrauisch machen, wenn jemand im Lebenslauf alle kleineren Zuarbeiten in Praktika und alle Kurse aufzählen würde. Es reicht doch die Angabe "Praktikum in der Zeit von - bis bei folgendem Unternehmen". Wenn ich bei einem früheren Unternehmen einen eintägigen unsinnigen Kurs in Teambildung oder Kurse, die rein der Einarbeitung in die spezielle Tätigkeit mitgemacht hatte, schrieb ich das nicht in meinen Lebenslauf. Mein Lebenslauf passte anfangs auf eine Seite, später auf zwei Seiten.
Habt ihr euren Lebenslauf aufgehübscht? Erwähnt ihr auch Tätigkeiten, die nur einige Tage gedauert haben? Würdet ihr euch als Projektleiter darstellen, auch wenn ihr jemanden nur für zwei Wochen vertreten habt, aber ansonsten nur mitgearbeitet habt? Wie fein schlüsselt ihr eure Tätigkeiten auf?
Ich denke, dass es auf die jeweilige Situation ankommt, wo man sich bewirbt. Allgemein lässt sich sagen, dass man eben nichts in den Lebenslauf schreiben sollte, was am Ende gar nicht stimmt. Wenn man, wie du aufgezählt hast, auf Weltreise war und das als “Sprachkenntnisse verbessern” ausgibt, dann würde mich das als Arbeitgeber doch mehr als stutzig machen.
Ich würde dann auch nachfragen, wie genau diese denn verbessert wurden und wenn man dann nicht ansatzweise auf Niveau der Muttersprache spricht, dann hat es meiner Meinung nach nicht sehr viel gebracht und der Arbeitgeber wird sich dann wahrscheinlich auch denken, dass man so einen “Erfolgt” beziehungsweise nur eine geringe Verbesserung dann auch in der Abendschule hätte erzielen können. Wenn man dort nebenbei gearbeitet hat, dann mag es noch anders aussehen, aber wenn man wirklich nur unterwegs war, dann sollte man nicht etwas Anderes behaupten.
Was das Aufzählen von Kleinigkeiten angeht, muss ich aber sagen, dass ich das auch so mache. Ich bin allerdings auch bei einer Zeitarbeitsfirma tätig. Meine Schullaufbahn habe ich kurz und knackig so aufgeschrieben wie sie war, ebenso meine Ausbildung. Während meiner Arbeitszeit in der Zeitarbeitsfirma, wo ich ständig wechselnde Einsätze hatte, habe ich die Fachbereiche auch in chronologischer Reihenfolge aufgezählt und immer dazu geschrieben, wie lange ich dort eingesetzt war. So kann die Zeitarbeitsfirma sehen, auf welchen Stationen ich bereits Erfahrung gesammelt habe und dort dementsprechend besser zurecht kommen könnte und eventuell keine so lange Einarbeitungszeit benötige.
Ich habe eigentlich mal gelernt, dass man sich da eher kurz halten soll und durchaus mal "ausmisten" soll. Am Anfang hatte ich da auch alle möglichen kleinen Praktika und Studentenjobs drin, weil ich sonst außer dem Studium halt wenig zu bieten hatte. Aber das habe ich nach und nach alles entfernt als ich richtige Arbeitserfahrung vorzuweisen hatte.
Ich glaube die "Projektleitung" (in meinem Fall eine Teamleitung im Theater, die aber mehr als ein Jahr gedauert hat) habe ich irgendwann wieder mit rein genommen als ich mich zum ersten Mal auf eine leitende Stelle beworben habe. Die hatte mit Theater rein gar nichts zu tun, aber ich dachte mir das zeigt meine Führungsqualitäten weil ich da sonst halt noch nichts anderes anbieten konnte.
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