Ab wann Kinder auf Notfälle vorbereiten? Wie am besten?
Als Kind bekam ich irgendwann ganz genau beigebracht, wie ich einen Anruf bei einer Notfallnummer machen muss. Da war ich noch in der Grundschule. Grund dafür war, dass ich gerne bei meiner Ur Oma war und diese einfach alt war, immer mal wieder umgefallen ist und ich dann hätte Hilfe holen müssen.
Das wurde mir da auch so erklärt und dementsprechend wusste ich Bescheid. Damals haben meine Eltern, aber auch mein großer Bruder mit mir richtig durchgespielt wie so ein Anruf ablaufen soll. Das hat mir natürlich irgendwo Sicherheit gegeben, aber mir auch Angst gemacht, was mit meiner Oma passieren könnte.
Meine Kinder sind 5 und 3 und haben nun eine Oma, die auch krank ist. Deswegen mache ich mir da auch schon Gedanken, wie ich das den Kindern gut vermitteln kann. Der Große weiß, was das für Nummern sind und was da so ungefähr gefragt wird. Genau durchgesprochen haben wir das aber noch nicht und durchgespielt auch noch nicht. Würdet ihr das beiden Kindern jetzt schon vermitteln? Wie würdet ihr das machen? Die Kinder wissen durchaus was die Oma hat, wir haben es abgemildert beschrieben.
Die Dreijährige ist vielleicht noch ein bisschen zu klein, je nachdem, ob sie gerade drei geworden ist oder bald vier wird, und wie gut sie sich Sachen merken kann. Aber der Fünfjährige sollte durchaus wissen, wie er wichtige Familienmitglieder erreicht und wie er die 112 oder 110 wählt. Und ich würde ihm auch beibringen, wie bestimmte Adressen lauten. Was er bei der 110 und 112 sagen muss, ist nicht so wichtig. Die merken ja, dass er ein Kind ist und fragen ihn dementsprechend. Wichtig ist es, Vertrauen zur Polizei aufzubauen und ihnen klar zu machen, dass diese ihnen immer hilft, egal bei was. Manche Kinder haben ja Angst vor der Polizei.
Am besten ist es natürlich, wenn er weiß, dass er zu einem Nachbarn laufen kann, wenn was ist. Das ist vielleicht als erste Reaktion am besten. Andererseits muss er dann auch daran denken, die Türe nicht zuzumachen beziehungsweise einen Schlüssel mitzunehmen, damit er wieder hineinkommt.
Ich weiß allerdings gar nicht mehr, wie und wann ich das meinen Kindern beigebracht habe. Das ist schon zu lange her. Sie waren auch nie in der Situation, dass sie alleine bei jemandem waren, der alleine war. Omas und Opas waren nicht in der Nähe. Aber ich glaube, dass sie auf jeden Fall im Kindergartenalter die 110 kannten und mit der Drehscheibe am Telefon wählen konnten. Zumindest unsere Adresse kannten sie schon früh. Andere nicht, aber wie gesagt, sie waren nie alleine bei Oma oder Opa.
Blümchen, Adressen müssen die Kinder für Notrufe nicht kennen. Die ist zusammen mit dem vollen Namen natürlich sinnvoll, falls so ein Zwerg mal verloren geht. Aber aus dem Festnetz angerufen erkennen die Leitstellen von Polizei und Feuerwehr die Adresse sofort. Beim Mobiltelefon werden dagegen automatisch die Standortdienste aktiviert, wenn der Notruf gewählt wird. Über ein Notfallsystem gehen die Standortdaten sowohl bei Android und Google als auch seit einiger Zeit bei Apple direkt an die Leitstelle. Es reicht also, wenn Kinder anrufen können.
Ich würde nie anfangen, solche Dinge bei Kindern im Kindergartenalter am konkreten Beispiel zu üben. So manches Kind bekommt dann Angst und guckt Oma oder Opa wie eine tickende Zeitbombe an. Das baut man doch über Jahre schrittweise auf. Wimmelbilder, Bildergeschichten, der Blick in die Einsatzwagen von Polizei und Feuerwehr, wenn die gerade rumstehen, das Philosophieren darüber, wo es wohl mit Blaulicht hingeht und das Zuschauen bei unproblematischen Einsätzen (Baum nach Sturm entfernen, Unfall mit Blechschaden, Katze auf Baum etc.) bauen das Wissen und das Vertrauen doch immer weiter aus. Da kommt man doch automatisch auch immer wieder auf den Notruf.
Ich würde mit Kindern auch nie einen Notfall oder auch nur den Anruf ganz durchspielen, auch mit älteren Kindern nicht. Ich denke, dass da zu viele Bilder frei gesetzt würden, die die Kinder zu sehr ängstigen und ihnen wohl auch schlechte Träume bescheren.
Ich denke, da sollte man viel spielerischer dran gehen und vielleicht mehr den Aspekt des Helfens in den Vordergrund stellen und nicht so sehr den Notfall. Und selbst die ganz Kleinen können schon Hilfe holen! Man meint vielleicht immer, es seien ja nur Kinder und sie bekämen nichts mit oder können noch nichts. Aber auch die Kleinen können überraschend viel.
Es gibt eine Menge Geschichten, wo sogar schon die kleinsten Kinder Erwachsenen, meist den Eltern, in einem Notfall geholfen haben. Eine Dreijährige konnte etwa nach Hause laufen und Hilfe holen, als ihre Mutter bei einem Spaziergang mit einem Schlaganfall zusammen brach. Oder eine Fünfjährige entsperrte das Handy und holte Hilfe, als die Mutter einen epileptischen Anfall erlitt. Keiner dachte, dass die Dreijährige den Heimweg kannte. Und niemand wusste vorher, dass die Fünfjährige den Code für das Handy kannte und es auch bedienen konnte.
Ich habe selbst keine Kinder, aber immer wieder mit welchen zu tun gehabt. Und wenn man sich als Außenstehender mit ihnen beschäftigt und wirklich zuhört, erfährt man so einiges, was die Knirpse schon längst wissen oder zumindest ahnen. Und wenn sich die Gelegenheit bietet, würde ich ihnen einfach mal zeigen, wie etwa das Handy oder das Telefon im Notfall bedient wird. Oder dass sie zu den Nachbarn laufen sollen.
Ich würde einfach anfangen, mit dem Kind darüber zu reden und es dann auch Fragen stellen lassen. Damit habe ich immer die besten Erfahrungen bei Kindern gemacht. Dadurch kann man sehen, was sie wirklich beschäftigt und vielleicht ein bisschen gegensteuern, damit sie keine Angst bekommen. Auf keinen Fall würde ich eine große Sache draus machen, denn das verängstigt eher.
Von der "Oma kann jederzeit umfallen und es ist deine Verantwortung, dass sie überlebt"-Nummer würde ich in jedem Fall absehen. So hat man mir schon in vergleichsweise zartem Alter Angst gemacht, als meine Oma damals ständig gejammert hat, dass sie dem Sensenmann schon ins Auge blickt. Und die gute Frau wurde 90!
Natürlich ist es wichtig zu wissen, wie man im Notfall Hilfe holen kann, aber ich denke mir, dass man diese Fähigkeiten auch etwas lockerer vermitteln kann. Es fallen ja nicht nur Omas tot um, sondern es gibt auch weniger dramatische Notfälle, die auch blühenden Erwachsenen und sogar Kindern passieren können. Und die diversen Helfer und Retterinnen sind für alle möglichen Probleme zuständig. Von daher würde ich es auch weniger von Lebensgefahr und Drama her aufziehen, sondern eher darauf hinweisen, wie toll es doch ist, dass es Leute gibt, die bei gesundheitlichen Problemen sofort angesaust kommen und helfen, damit es den Leuten ganz schnell wieder besser geht.
Und generell halte ich es für sinnvoll, Kindern auch von klein auf überhaupt das Selbstbewusstsein und die "Traute", wie es so schön heißt, mitzugeben, dass sie in Notfall- und Gefahrensituationen sich überhaupt trauen, Erwachsene zu alarmieren oder auch mal Lärm zu machen oder sich sonst etwas einfallen zu lassen. Meine Erziehung damals lief eher darauf hinaus, keine Wellen zu machen, Kinder haben sowieso nie recht und wenn man Hilfe braucht, ist man selber schuld. Da wäre Oma wohl eher auf dem Küchenboden eingegangen, weil Klein Gerbera sich nicht getraut hätte, bei den Nachbarn zu klopfen, weil man ja keine fremden Menschen belästigen darf.
Gerbera hat geschrieben:Und generell halte ich es für sinnvoll, Kindern auch von klein auf überhaupt das Selbstbewusstsein und die "Traute", wie es so schön heißt, mitzugeben, dass sie in Notfall- und Gefahrensituationen sich überhaupt trauen, Erwachsene zu alarmieren oder auch mal Lärm zu machen oder sich sonst etwas einfallen zu lassen. Meine Erziehung damals lief eher darauf hinaus, keine Wellen zu machen, Kinder haben sowieso nie recht und wenn man Hilfe braucht, ist man selber schuld. Da wäre Oma wohl eher auf dem Küchenboden eingegangen, weil Klein Gerbera sich nicht getraut hätte, bei den Nachbarn zu klopfen, weil man ja keine fremden Menschen belästigen darf.
So habe ich es selbst auch erlebt. Unsere Eltern haben uns zwar die Nummern des Notrufs eingebläut, gleichzeitig aber auch, dass wir die Nummern nicht zum "Spaß" anrufen dürften, sondern nur im Notfall! Das hört sich theoretisch gut an, aber im Endeffekt wurde uns vor den Nummern so viel Angst gemacht und dass wir uns strafbar machen würden, wenn es kein Notfall sei, dass wir den Notruf nie unter keinen Umständen angerufen hätten.
Es ist kaum zu glauben, aber mein Bruder (43), der mit meiner Mutter im gemeinsamen Haus lebt, hat immer noch so viel Angst, den Notruf zu wählen, dass er es nicht einmal getan hat, als meine Mutter nach einer kurz vorher erfolgten Operation am Gehirn plötzlich komisch reagierte, nicht reagierte, abwesend war! Ich mache ihm keinen Vorwurf, dass er den epileptischen Anfall nicht erkannt hat. Aber die uns damals eingebläute Angst wirkt bei ihm tatsächlich immer noch nach. Und so hätten wir dann eben auch als Kinder reagiert, nämlich gar nicht, weil man uns mehr Angst gemacht hat als alles andere.
Meiner Mutter geht es übrigens wieder gut. Mein Bruder ist dann immerhin zu den Nachbarn gegangen. Aber das ist ja an sich nicht der Sinn dieser elterlichen Vorbereitung auf Notfälle!
Ich denke, dass es prinzipiell nie zu früh ist um den Kindern ein solches Wissen zu vermitteln. Früher oder später wird auf jeden Fall der Zeitpunkt im Leben kommen, an dem sie darauf angewiesen sind und je länger sie es wissen und eben schon darüber informiert sind, desto besser wird es dann klappen, wenn sie es wirklich brauchen. Ich würde also auch im Alter von 3 Jahren schon immer mal wieder auf eine spielerische Art und Weise dem Kind erklären, was es da machen kann und muss und wie zum Beispiel die Adresse lautet. Dass es das dann nicht (komplett) umsetzen kann ist klar, aber so fängt es vielleicht auch schon mal an im Gedächtnis zu bleiben.
An sich finde ich es auch richtig, dass man es den Kindern so früh wie möglich beibringt. Auch mit den eigenen Eltern, die eigentlich gesund sind, können sie immer mal wieder in eine Situation kommen, in der sie den Notruf betätigen müssen und dann darauf angewiesen sind, dass alles klappt. Grade dann, wenn man solche Situationen mit ihnen auch schon durchgespielt hat, denke ich, dass sie dann um einiges sicherer sind, als wenn es ohne Vorbereitung das erste Mal passiert. Außerdem merken die Leute in der Leitstelle auch, dass sie es mit einem kleinen Kind zu tun hat und passen die Fragen dann entsprechend an um bestmöglich zu handeln.
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