Versorgungsmangel durch Corona zu Weihnachten realistisch?
Ich habe gerade beim Einloggen in mein Mailpostfach gelesen, dass es einen Lieferengpass und einen Fachkräftemangel geben soll, weswegen es zu Weihnachten zu leeren Regalen kommen kann. Haltet ihr das wirklich für realistisch und was heißt das nun für euch? Was ändert sich dadurch vielleicht in diesem Jahr bei euch oder denkt ihr, dass man das dieses Jahr schon noch alles bekommen wird und das nur Panikmache ist?
Es ist Realität, dass gewisse Produkte im Moment knapp sind. In wiefern sich Corona auf die Probleme mit den Lieferketten auswirkt kann ich nicht sagen, aber ich kenne diverse Handwerker, die aktuell über längere Lieferzeiten klagen und Leute, die in der Automobilindustrie arbeiten und bei denen es teilweise in der Produktion Kurzarbeit wegen Chipmangel gab.
Ein Mangel an MDF Platten für den Trockenbau dürfte für die wenigsten Weihnachtseinkäufer ein Problem sein, aber was ist mit den Chips? Die stecken nicht nur in Autos sondern auch in fast jedem Stück Unterhaltungselektronik. Und was wird zu Weihnachten viel gewünscht und gekauft? Genau.
Ich muss zum Glück niemanden beschenken, passiert alles rein freiwillig, und muss mich deshalb nicht mit dem Gedanken befassen was passieren würde, wenn Leon-Maximilian dieses Jahr keine Playstation unter dem Weihnachtsbaum liegen hat. Erwachsene bekommen zur Not halt eine Flasche Wein, einen Gutschein und eine unterhaltsame Geschichte warum die Playstation erst im nächsten Jahr lieferbar ist.
Du hast aber schon mitbekommen, dass wir eine Pandemie haben, oder? Die Lockdowns in Asien haben zu großen Produktionsausfällen geführt. Das gilt für Schuhe ebenso wie für Halbleiter. Dass Autowerke die Produktion bis zum Jahresende aussetzen, ist aber schon bei dir angekommen?
Außerdem sind ziemlich viele Menschen weltweit nicht mehr bereit, im Transportwesen zu arbeiten. Wer teilweise über ein Jahr nicht vom Containerschiff und nach Hause gekommen ist, hat verständlicherweise die Schnauze voll.
Dazu kommt, dass sich in vielen Ländern die Wirtschaft erholt und die Nachfrage steigt, während gleichzeitig die Lieferketten und die Produktion stocken. Das führt ebenfalls zu einer Verknappung. Das sind jetzt a er nicht die wahnsinnigen Neuigkeiten, das zeichnet sich doch lange ab. Und dass in gewissen Bereichen Fachkräfte Mangelware sind, ist auch nicht neu. Schon vor Corona fehlten Pflegekräfte und Lkw-Fahrer.
Das halte ich nicht für "realistisch", sondern für Realität. Schockt mich aber ehrlich gesagt nicht groß, weil sich diese Entwicklung, wie vor mir schon eloquent dargestellt, schon während der ganzen Pandemie, ja sogar schon vorher abgezeichnet hat. Wie schon erwähnt steigt die Nachfrage wieder, die globalen Lieferketten hinken aber noch hinterher.
Und dass die Jobs von Langstrecken-Kraftfahrerin bis hin zur Paketbotin, die dafür sorgen, dass es bei uns immer "alles" in millionenfacher Ausführung im Handel gibt, während Corona weder geiler noch besser bezahlt wurden, ist auch offensichtlich. Und all dies beeinflusst unsere Überflussgesellschaft. Unser vom Munde abgesparter neuer Kleinwagen hat auch wegen Chipmangels ewig bis zur Lieferung gebraucht. Andere Leute bauen gerade, da hakt es auch. Wieso sollte dann ausgerechnet die Elektronikbranche, die bekanntlich einen Großteil der Weihnachtsgeschenke ausmacht, weitertuckern, als wäre nichts?
Für mich speziell ändert sich gar nichts. "Alles bekommen" habe ich sowieso nie, da ich nicht unbegrenzt viel Geld habe und auf den ganzen materialistischen Kram sowieso pfeife. Und auch wenn selbst das Papier teurer geworden ist, wird es für ein paar Bücher als Geschenke hoffentlich noch reichen. Ich habe jedenfalls keine Angst, dass ein Mangelwinter bevorsteht, nur weil die Wirtschaft mit der Produktion von Spielkonsolen gerade nicht nachkommt.
Na ja, den Fachkräftemangel haben wir gefühlt schon seit mindestens zehn Jahren. Der wird also akut wohl keine Auswirkungen haben, denn das ist eher ein Dauerzustand. Allerdings kommen einige Dinge zusammen, wodurch ich gewisse Lieferengpässe für durchaus realistisch halte bzw. schon zu spüren bekomme.
Da gab es etwa auch ein gewisses Hochwasser in diesem Jahr. Das hat auch vor den Discountern, ihren Lagern und vor allem ihren LKWs und den Straßen auch keinen Halt gemacht. Ich lebe zum Glück nur am Rand des betroffenen Gebietes, hier hat die Talsperre noch gehalten, ist nur ein bisschen übergelaufen. Aber auch wir hatten schon die Ankündigung, dass wir eventuell evakuiert worden wären, wenn es sich verschlimmert hätte.
Aus das führt dazu, dass unsere Discounter im Dorf einfach nicht mehr so gut gefüllt sind wie vorher. Es ist nicht so, dass wir hungern müssten, oder dass man nun alle Geschäfte abklappern müsste, um eine bestimmte Sache zu bekommen. Aber es fällt immer mal wieder auf, wenn wir unsere gewohnten Produkte haben wollen, dass sie immer mal wieder nicht erhältlich sind.
Wegen Corona und auch, weil wir seit Dezember kein Auto mehr haben, bestellen wir noch mehr als vorher online. Da fällt uns auf, dass Klopapier immer noch Mangelware zu sein scheint. Ich würde mich nicht als Hamsterkäuferin bezeichnen, aber vor Corona habe ich bei den Bestellungen im Drogerie-Discounter immer etwas mehr Klopapier bestellt, weil ich ohnehin einen bestimmten Warenwert brauchte, damit es versandkostenfrei ist, und ich Klopapier einfach umständlich zu transportieren finde, wenn man zu Fuß unterwegs ist.
Und Klopapier ist online immer noch entweder gar nicht erhältlich oder nur eine einzelne Packung. Gerade dort ist mir aufgefallen, dass auch andere Produkte immer noch nicht wieder normal verfügbar sind. Selbst Taschentücher habe ich letztens online nicht bekommen - eine ganz einfache Packung Taschentücher! Dass sich das immer noch nicht wieder normalisiert hat, gibt mir zu denken und zeigt meiner Meinung nach, dass wir noch weit weg von der Normalität sind.
Auch bei Amazon sehen wir, dass vieles nicht erhältlich ist, mehr als vor Beginn der Pandemie. Aber zum Glück betrifft es dort kaum Artikel, die uns interessieren. Und zu Weihnachten gibt es bei uns eh kaum etwas Besonderes, wo wir uns Gedanken machen müssten. Ich bin allerdings heilfroh, dass wir hier in Deutschland sind und nicht in Großbritannien. Die haben ja noch ganz andere, hausgemachte Probleme und wohl kein so schönes Weihnachtsfest.
Für mich persönlich sind Lieferengpässe zu Weihnachten kein Problem, weil wir uns in der Familie schon seit längerer Zeit nichts mehr schenken. Selber bin ich zur Zeit mit elektronischen Artikeln hinreichend ausgerüstet. Vielleicht wäre es früher, als die Kinder noch nicht erwachsen waren, bemerkbarer gewesen, wenn diese zu Weihnachten ihren Gameboy oder irgendwelche neuen Computerspiele nicht bekommen hätten.
Ich weiß von Bekannten, dass es zu Verzögerungen bei ihren Bau- und Umbauproblemen kommt. Für einen ist das wirklich mittlerweile ein Problem, weil die Familie aus der Wohnung raus muss. Trotz großem Puffer, den sie sich gegeben haben, klappt die Fertigstellung ihres Hauses wahrscheinlich nicht. Zur Zeit kaufen die Amerikaner und Chinesen in diesem Bereich nach Aussagen meines Nachbarn, der als Heizungselektroniker immer auf Montage ist, alles auf, weil deren Wirtschaft boomt.
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