Spaltet die Coronakrise die Gesellschaft?
Auch wenn uns in den Medien immer wieder ein „Wir halten zusammen“-gefühl vermittelt wird, sprechen die nackten Zahlen jedoch eine etwas andere Sprache. Laut aktuellen Umfragen sind rund drei Viertel aller Befragten der Meinung, dass die gegenwärtige Krise, die Gesellschaft spaltet oder polarisiert. Was habt ihr denn persönlich für einen Eindruck? Seht ihr einen großen Zusammenhalt oder meint ihr auch, dass dieser so langsam bröckelt und sich die Gesellschaft in verschiedene Lager aufspaltet?
Die üblichen Verdächtigen, die gerne eine gespaltene Gesellschaft haben, nutzen die Krise auf jeden Fall für ihre eigenen Zwecke, um sich zu profilieren, ihre Propaganda zu vertreiben oder auch schlicht um Geld zu machen.
Ich sehe aber nicht, dass diese Krise irgendwas neues hervorbringt, oder wie auch immer man das ausdrücken will. Die Klugen und Kreativen suchen nach Lösungen und neuen Möglichkeiten und die Dummen suchen nach Schuldigen. Die Leute, die es vorher schon schwer hatten haben es auch weiterhin schwer und der Rest kommt auch weiterhin ganz gut klar.
Ich habe jedenfalls keinen einzigen Menschen gesehen, der früher nett, hilfsbereit und rational war und sich jetzt in einen egoistischen Aluhutträger verwandelt hat.
Ich glaube schon, dass das alles die Gesellschaft gespaltet hat. So glauben es manche ja immer noch nicht, lassen sich auch nicht impfen und der Rest der alles mitgetragen hat muss nun immer noch bangen. Man könnte nun ewig diskutieren, aber gefühlt gibt da ja keiner nach und kann man ja auch nicht, da man es entweder akzeptiert dass es so ist oder es als Unsinn abtut und nicht an Corona glaubt. Zudem finde ich auch, dass es wirtschaftlich einen großen Cut gegeben hat und viele kleine Unternehmen es nicht geschafft haben, auch da gab es eine Spaltung.
Das ist eine schwierige Frage. Also grundsätzlich sehe ich unsere Gesellschaft schon sehr gespalten. Und auf Corona übertragen gibt es da zwei große vielleicht aber zumindest zwei laute Lager, die sich gegenüberstehen. Zum einen die Skeptiker und Leugner und zum anderen die Coronajünger. Natürlich gibt es auch viele Menschen dazwischen. Aber die wenden sich zumindest nach meinem Erleben nach immer mehr von solchen Diskussionen ab, weil es oftmals nur noch um das blanke Missionieren geht koste es was es wolle.
Ich denke aber, dass das nicht unbedingt neu ist, aber viele Menschen jetzt ihre Tendenzen unter dem Einfluss der Pandemie und Diskussion dazu nur noch deutlicher herauslassen. Und sicherlich spielt es dabei auch eine Rolle, dass viele Menschen bedingt durch die Pandemie einen kleinen Koller zu Hause bekommen haben und ihre Emotionen irgendwo heraus lassen müssen. Das was früher am Stammtisch passierte oder bei Hobbys. Das hat die Stimmung leider oft aufgeheizt und durch ihre Emotionen werden viele Menschen dann eben leider gegen Argumente völlig resistent.
Von daher denke ich, dass Corona zumindest dazu beigetragen eine latente Spaltung der Gesellschaft die vorher schon da war, jetzt ganz offensichtlich ans Licht kommen zu lassen. Und leider eben an vielen Stellen auch so, dass es kaum noch möglich ist sich wieder irgendwo in der Mitte zu treffen.
Ich bin der Meinung, ja, die Coronakrise spaltet die Gesellschaft. Dies fängt schon im Kindergarten an. Die einen Kinder dürfen in den Kindergarten, lernen dort wichtige Dinge wie den Umgang mit anderen Kindern, das Verhalten in einer Gruppe und können sich auf eine Art ausleben, die sie vielleicht daheim nicht dürfen, die anderen Kinder dürfen nicht in den Kindergarten und müssen daheim bleiben. Für einige Kinder mag das die bessere Variante sein, für andere Kinder ist es jedoch deutlich schlechter für die Entwicklung.
In der Grundschule geht es weiter. Meiner Meinung nach werden vor allem die Kinder aus sozial schwächeren Schichten nachhaltig darunter leiden, über ein Jahr lang keinen normalen Unterricht gehabt zu haben. Denn auch wenn es gute Lehrkräfte gibt, die ihr Herzblut in die neue Unterrichtsweise gesteckt haben, gibt es doch auch andere Lehrkräfte, die einfach nur ein paar Arbeitsblätter austeilen. Sofern die Eltern da nicht tatkräftig eingreifen können, werden die Kinder den Rückstand wohl sehr lange nicht aufholen können.
Auch in der weiterführenden Schule geht es weiter. Da haben die Schüler immerhin oftmals selbst in der Hand, ob sie daran bleiben oder nicht, doch auch hier fehlt wohl vielen Kindern die Unterstützung der Lehrkräfte. Hier fällt es Eltern erst recht schwer, die Kinder zu unterstützen, vor allem, wenn sie beispielsweise nicht die selbe Schulform besucht haben.
Aber auch bei Erwachsenen ist meiner Meinung nach die Spaltung groß. Es gibt einerseits beispielsweise die Angestellten im Einzelhandel oder im Tourismusbereich, die haben extrem unter der Coronakrise gelitten (die Selbstständigen und Unternehmer aber vermutlich auch), wohingegen vor allem die Leute, die im Büro arbeiten, vor allem in der IT, weiter machen konnten wie bisher oder wo sich die Lage deutlich gebessert hat.
Twilight-Girlie hat geschrieben:Die einen Kinder dürfen in den Kindergarten, lernen dort wichtige Dinge wie den Umgang mit anderen Kindern, das Verhalten in einer Gruppe und können sich auf eine Art ausleben, die sie vielleicht daheim nicht dürfen, die anderen Kinder dürfen nicht in den Kindergarten und müssen daheim bleiben.
Und was ist an dieser Situation jetzt neu? Es gab schon immer genug Kinder, die keine KITA und keinen Kindergarten besuchen konnten. Zum einen ist der Besuch oft nicht kostenlos, zum anderen gibt es nicht genug Plätze oder man bekommt keinen in Wohnortnähe wenn man sich nicht extrem bemüht.
Was glaubst du, was für Kinder in die Kindergärten mit den tollen pädagogischen Konzepten kommen? Kinder von Eltern, die das Kind schon auf die Warteliste gesetzt haben als der Schwangerschaftstest positiv war. Kinder von Eltern, die Zeit haben um im Montessori Trägerverein des Kindergartens mitzuarbeiten. Kinder von Eltern, die ein Auto haben mit dem das Kind täglich in den Waldkindergarten am Stadtrand gebracht werden kann.
Die Corona Krise spaltet in jedem Fall die Gesellschaft und das hat sie auch eindrucksvoll bewiesen. Dass diese Pandemie eine politische Landschaft nochmals prägen wird, war natürlich zu erwarten. Da gibt es dann eben die großen Parteien gegen die ständigen Widersacher der AFD und ähnliches, aber das war im Grunde zu erwarten.
Doch der Reißaus innerhalb der Gesellschaft war auch deutlich zu spüren. Gerade diese „Querdenker“ und „Verschwörungstheoretiker“ sind deutlich in ihrer Anzahl gestiegen oder es ist ein subjektiver Eindruck, weil sie es jetzt einfach öffentlich heraus posaunen. Sie erhalten aber auch viel Zulauf in ihrer meist sogar noch braunen Sülze, was es erschwerend macht. Selbst Stars ruinieren sich einen teils tadellosen Ruf, da sie mit gewisser Klientel abhängen.
Corona hat allerdings auch dafür gesorgt, so empfinde ich es, dass man wieder viel mehr in stressige Situationen gerät. So viel Theater wie vor den Supermärkten aktuell noch vorhanden ist, habe ich selten erkannt. Auch der Theater untereinander ist wirklich immens geworden. Denn einige sind einfach total beratungsresistent, andere dafür zu übertrieben und andere einfach rücksichtslos.
Es fällt also wirklich auf, dass wir eine Spaltung beobachten können. Die kommt dann natürlich nicht bei jedem gleichermaßen schlimm an, aber sie ist in jedem Fall da. Ob es gegen die Gegner aller Maßnahmen ist, all jene, die sich nicht impfen lassen wollen und mehr. Irgendwie habe ich in meinem Umfeld nur noch Idioten jeglicher Couleur, die sich durch Corona ganz unterschiedlich dumm verhalten und nur auf Theater aus sind. Allerdings auch alles verdammt besser wissen, was auch nicht wirklich hilfreich ist.
Nein, die Pandemie spaltet nichts und niemanden. Die macht nur sichtbar, welche Probleme die Gesellschaft hat. Ein Empfänger von Arbeitslosengeld 2 hat ein um 84 Prozent höheres Risiko, mit einem schweren Verlauf auf der Intensivstation zu landen. Aber dass Hartz nicht für ein tolles, gesundheitsbewusstes Leben gedacht ist und Langzeitarbeitslose häufig chronisch krank sind, ist keine Neuigkeit.
Dass Elternpaare besser dran sind als Alleinerziehende und Menschen mit Jobs, die ins Homeoffice verlagert werden können, meist einen höheren Lebensstandard genießen als Kassiererinnen oder Busfahrer, ist auch nicht neu. Die Verwerfungen werden nur sichtbarer, da waren die aber schon vorher.
Ich denke auch, dass die Pandemie weniger neue "Spaltungen" aufwirft als vielmehr bestehende in den Vordergrund rückt oder vertieft. Es stimmt zwar schon, dass die Coronaleugner/Impfgegner in der Form logischerweise erst durch die Seuche und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung wirklich aufgefallen sind und lauter und wohl auch mehr geworden sind, aber es gab auch vorher schon eine Minderheit, die sich esoterischen Alternativ-Realitäten hingegeben hat und auch stolz darauf war.
Nur ist es ohne das Risiko, sich mit einer potenziell tödlichen Krankheit zu infizieren, erheblich leichter, "Globolis"-Anhänger als Spinner abzutun oder schlichtweg zu ignorieren. Genauso fällt im guten, alten Frontal- und Präsenzunterricht weniger auf, unter welchen Bedingungen viele Kinder versuchen, halbwegs passable Leistungen zu liefern. Oder wie schwer es ist, manche Bevölkerungsgruppen zu erreichen, die unter miesen Bedingungen fernab der Mitte der Gesellschaft versuchen zurechtzukommen. Wenn man die nicht impfen möchte, ist es erheblich einfacher, so zu tun als gäbe es sie nicht. Aber da waren diese und vergleichbare Probleme schon lange vor Corona.
Gerbera hat geschrieben:Es stimmt zwar schon, dass die Coronaleugner/Impfgegner in der Form logischerweise erst durch die Seuche und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung wirklich aufgefallen sind und lauter und wohl auch mehr geworden sind, aber es gab auch vorher schon eine Minderheit, die sich esoterischen Alternativ-Realitäten hingegeben hat und auch stolz darauf war.
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Ich glaube eigentlich gar nicht so sehr, dass diese Leugner, Querdenker oder wie auch immer man sie nennt mehr geworden sind. Immerhin haben sich doch mittlerweile gut 80 Prozent der Erwachsenen in Deutschland impfen lassen. Damit sind sie natürlich nicht automatisch "Coronajünger". Aber zumindest muss ja dann soviel Überzeugung dagewesen sein, dass man trotz aller Unkenrufen der Skeptiker sich hat impfen lassen und wenn es am Ende nur die Abwägung ist, dass einem Für oder Wider egal ist und man nur keine Lust mehr auf einen Test vor dem Restaurantbesuch hat.
Somit bleibt doch für die Skeptiker, Querdenker und Leugner nur noch ein maximaler Anteil von 20 Prozent über. Und selbst da gibt es genug Leute, die sich einfach nicht impfen lassen durften, die einfach nur für sich selbst Risiko/Nutzen abschätzen oder sonst einen Grund für ihre Ablehnung haben, der jenseits der Querdenkerszene liegt.
Wir reden also über welchen Anteil genau? 10 oder vielleicht 15 Prozent der Erwachsenen? Wenn denn überhaupt. Also von einer Mehrheit ist man da meilenweit entfernt. Und wenn man sich anschaut was die letzten Jahre immer so gewählt wurde, dann landen doch seit Jahren 5-10 Prozent der Stimmen bei Bundestagswahlen bei extremen Parteien bzw. je nach dem wie man die Linke bewertet kann man auch 10-15 Prozent sagen. Und dabei fehlt ja oft noch 1/3 der Erwachsenen, die gar nicht erst wählen.
Also kann man da wirklich sagen, dass da irgendein Zuwachs da ist? Kann da wirklich sagen, dass eine Spaltung zugenommen hat? Ich denke eher, dass sich da einfach mit Corona ein Thema gefunden hat, wo sich die extremen Strömungen auf einen einzigen Feind einschießen konnte und damit lauter werden konnte, weil sie zusammen dagegen wettern konnten.
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