Was haltet ihr von Kindergartenprojekten als Elternteil?
Bei uns gibt es im Kindergarten immer wieder Projekte, die mal mehr und mal weniger sinnvoll sind. Teilweise finde ich schon wirklich traurig, dass das überhaupt nötig ist. Richtig erschreckend fand ich aber auch eine Projektwoche zum Thema Plastik. Da hat man dann die Brotdosen durchforstet, alles ausgespült und das Plastik dann auf dem Boden im Foyer verteilt, das war wirklich viel. Sicherlich war das eher ein gutes Projekt, weil die Kinder dann auch ein Gefühl dafür bekommen haben, wie viel das doch ist und was man anders machen kann.
Dann gab es noch das Thema Wald. Da wurde dann draußen nach Dingen gesucht, die es eben so gibt, mit den Vorschulkindern. Da fand ich es wirklich erschreckend, wie wenig da so manche Kinder zu wissen scheinen und wie wenig die scheinbar noch draußen sind. Es ging ja nicht um wirklich schwierige Sachen, sondern wirklich Dinge, die man wissen kann. Es wurde beispielsweise nach Moos gesucht, nach Kastanien und so weiter. Was haltet ihr von den Projekten bei euch im Kindergarten? Machen die immer Sinn oder ist es manchmal auch für euch als Eltern nervig?
Besonders nervt mich aktuell das Thema gesunde Ernährung. Da wird dann jeden Donnerstag ein Frühstück und Essen im Kindergarten angeboten und da soll man dann nichts mitgeben. Schwierig bei meinem Sohn, der zwar gesund isst, aber noch lange nicht alles und sich da mit solchen Sachen sehr schwer tut. Für mich wird das dann also eher anstrengend. Zumal er ja jeden Tag gesunde Sachen mit hat. Ich sehe aber durchaus die Dringlichkeit des Themas, wenn mir mein Sohn so berichtet, was andere Kinder da mitbringen.
Wenn ich bedenke, dass die heutigen Kindergartenkinder in ein paar Jahrzehnten diesen heruntergewirtschafteten Laden übernehmen müssen, wenn meine Generation nicht mehr kann, halte ich es durchaus für sinnvoll, sie im Kindergarten nicht nur "aufzubewahren", damit sie nicht stören, sondern ihnen allmählich die unterschiedlichsten Dinge nahe- und beizubringen.
Und dass man da nicht mit den Primzahlen und der Atommüll-Endlagerung anfängt, sondern mit Obst und Gemüse, der Natur und dem Alltagsleben in der Gesellschaft, erscheint mir durchaus sinnvoll. Das gab es schon zu meiner Zeit in den Achtzigern. Und ehrlich gesagt verstehe ich nicht wirklich, was daran "nervt", dass Kinder wachsen, Erfahrungen machen und lernen. Das ist doch quasi ihr Job, und der Job der Eltern ist es, sie dabei zu begleiten und ihnen zu helfen.
Ich kenne natürlich auch den Running Gag, dass Klein-Gerhard immer sonntagabends um halb acht einfällt, dass er für das nächste "Projekt" in Kindergarten oder Grundschule sechs Laubblätter braucht (unterschiedliche!) oder 10 Federn oder ein Bambusrohr und einen Spreizdübel, und dass Eltern nicht immer Luftsprünge machen, ist mir auch klar. Und es gibt eben auch die Kinder, über die du die Nase rümpfst, weil deren Eltern nicht die Zeit, das Geld oder die Ressourcen haben, ihnen privat beizubringen, was Moos ist oder dass Karotten gesund sind.
Und jetzt findest du es einerseits "wirklich erschreckend", dass nicht jede Familie den perfekten Ponyhof leben kann, andererseits "nervig", wenn im Kindergarten versucht wird, da gegenzusteuern und auch diesen Kindern die Chance gegeben wird, wichtige Alltagsdinge wie Umweltschutz und Karies schon in jungen Jahren kennenzulernen. Für diese Einstellung habe ich wenig Geduld übrig.
Kannst du dich mal entscheiden, Ramones? Du kannst dich nicht einerseits deine Empörung, wie wenig vorbildlich andere Familien vermeintlich sind, wie eine Monstranz vor dir hertragen und dich mit wohligem Kribbeln im Nacken für was besseres halten, weil du, wie das Essverhalten deines Sohnes zeigt, Zeit zum Helikoptern hast, und auf der anderen Seite "Projekte" nur dann erträglich finden , wenn sie deine Familie nicht betreffen. Bei dem Charakter, den du regelmäßig und auch hier zeigst, ist es echt ein Segen, dass der Kindergarten auch auf die kindliche Entwicklung Einfluss nimmt.
Allein dieser Satz, dass der heilige Sohni gesund (wichtig für jede Instagram -/Prenzelbergmutti) aber nicht alles isst! Glaubst du wirklich, dein toller Stammhalter nimmt Schaden oder erleidet gar Mangelerscheinungen, wenn er an einem Morgen pro Woche im Kindergarten nur eine Apfelspalte knabbert oder gar nichts isst? Lass den armen Kerl doch mal los, der kommt schon zurecht. Kein gesundes Kind verhungert vor einem vollen Teller bei regelmäßigen Mahlzeiten. Aber so bist du als Mutti halt besonders cool und wichtig und opferst dich voll auf, um Klein-Hubert gesunde Mahlzeiten extra zu schnitzen, die er toleriert. Ich habe schlechte Nachrichten: Überbehütung ist auch eine Form der Vernachlässigung. Reihe dich mal hübsch bei den Eltern ein, deren Kinder kein Moos kennen.
Ich glaube, meine Kinder haben im Kindergarten auch nicht gewusst, was Moos ist . Ich finde solche Projekte grundsätzlich gut. Ich muss aber zugeben, dass ich manche Sachen durchaus kritisch gesehen habe. Zum Kindergeburtstag gab es statt Schokokuchen Karottenstangen und Apfelschnitze, während die Eltern wahrscheinlich ihren Geburtstag zu Hause bei einem Grillabend mit Bier und Nackensteaks gefeiert haben.
Ich sehe ja ein, dass bei vielen Kindern in der Kindergartengruppe dauernd jemand Geburtstag hat, aber man kann das ja über einen Monat sammeln und einmal im Monat mit einem Schokoladenkuchen "sündigen". Den Kleinkindern und Grundschulkindern bürdet man schon die ganze Last ihrer Zukunft auf, indem man ihnen schreckliche Filme von Plastik in Meeren und gequälten Hühnern zeigt. Dabei sind sie doch machtlos und können gar nichts dagegen tun. Irgendwann merken sie die Heuchelei der Erwachsen, die sich dann wundern, dass sie sich in ihrer Jugend zum Beispiel Extinction Rebellion anschließen.
Aber gegen Waldspaziergänge und das Kennenlernen verschiedener Lebensmittel ist doch wirklich nichts einzuwenden. Aber ich kenne es auch und es nervte mich sehr, dass mein Sohn am Vorabend eines Projekts, von dem ich nichts ahnte, meinte, dass er noch ein Eichenblatt, ein Kastanienblatt und ein Lindenblatt bräuchte, oder dass er am nächsten Tag eine Paprika mitbringen müsste.
Nachtrag: Ich weiß jetzt nicht, was an Plastikbrotdosen schlimm ist. Die sind doch besser als Plastikfolien und Brotzeittüten. Ich habe immer noch die Plastikbrotzeitdosen von meinen jetzt erwachsenen Kindern und benutze sie zum Beispiel auf Zugfahrten.
blümchen hat geschrieben:Aber ich kenne es auch und es nervte mich sehr, dass mein Sohn am Vorabend eines Projekts, von dem ich nichts ahnte, meinte, dass er noch ein Eichenblatt, ein Kastanienblatt und ein Lindenblatt bräuchte, oder dass er am nächsten Tag eine Paprika mitbringen müsste.
Kann ich mir vorstellen, aber daran ist ja nicht "das Projekt" schuld, und natürlich auch nicht die Kinder, die schon altersbedingt nicht die wandelnden Terminkalender sind und genauso wenig immer an alles denken wie die Erwachsenen. Ich sehe hier durchaus die "Erwachsenen" in der Pflicht, sich so zu vernetzen und zu kommunizieren, dass man nicht auf die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern angewiesen ist, wenn es um das Heranschaffen einer Grapefruit kurz vor dem Zubettgehen geht.
Heutzutage lungern doch alle Erwachsenen in WhatsApp-Gruppen herum und erfahren in Sekundenschnelle, wenn Klein Herodes mal wieder Klebstoff gefressen hat. Da erscheint es mir heutzutage doch machbar, beispielsweise alle Eltern in der Mäusegruppe mit wenigen Klicks zu verständigen, dass es in der nächsten Woche um gesunde Ernährung geht und doch bitte eine Lauchstange und ein Brühwürfel mitzugeben ist. Uns hat man damals, wie ich mich gerade entsinne, noch Zettel in die Hand gedrückt, und das lief auch so halbwegs.
Ich bin schon alt. Zu meiner Zeit gab es keine sozialen Medien. Ich mache ja niemandem einen Vorwurf. Man kann auch genervt sein, ohne dass jemand Schuld ist, wenn zum Beispiel ein Vogel unbedingt über einem sein Geschäft erledigen muss. So sehe ich Kinder auch oft als Naturkatastrophe an.
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