Wegen Sonntagsrenovierungen die Polizei rufen?
Mein Freund hatte sich heute mit seinem Kumpel getroffen, welcher in einem Mietshaus wohnt. Dazu muss angemerkt werden, dass der Kumpel nicht immer der leiseste Nachbar ist, aber wenn es darum geht, andere zu maßregeln, steht er stets an erster Stelle.
So ist es auch heute geschehen. Am heutigen Sonntag waren wohl die neuen Nachbarn in ihrer leeren Wohnung, wo sie noch ein wenig renovieren wollten. Der Kumpel meines Freundes rannte wutentbrannt aus der Wohnung, um ihnen zu sagen, dass sonntags nicht renoviert wird und er gefälligst damit aufhören möge.
Der Nachbar sah das nicht ein und machte also weiter. Nun hat der Kumpel von meinem Freund sofort die Polizei gerufen, die auch wirklich vor Ort gewesen ist, aber mein Freund kann nicht sagen, was sie jetzt nun genau gesagt haben, aber er fand das total übertrieben.
Nun meinte die Freundin des Kumpels sofort, dass er bescheuert sei, die Polizei zu rufen und er damit im Grunde nur schlafende Hunde weckt. Wenn er noch mal auf dem Balkon Samstag laut ist, dann kann das jetzt stets dazu führen, dass der andere dasselbe tut.
Doch jetzt mal im Ernst, ist es denn das gute Recht gewesen, dafür die Polizei zu rufen und renoviert man wirklich nicht auf einem Sonntag? Oder denkt Ihr, dass dies mehr als nur übertrieben war?
Ich finde das vollkommen übertrieben. Gerade wenn man neu in eine Wohnung einzieht muss man das ja auch irgendwann machen und wenn die Wohnung nicht vom Staat bezahlt wird, dann muss man dafür auch arbeiten gehen und das verbraucht auch Zeit, also hat man nicht viele Tage, an denen man etwas machen kann.
Deswegen würde ich das locker sehen. Blöd wäre es natürlich, wenn jemand den ganzen Tag bohrt, aber selbst da kann man ja, wenn es einmalig ist, mal ein Auge zudrücken. Als Nachbar wäre ich da sehr kulant, da da ja niemand mit Absicht laut ist und es vielleicht auch einfach mal nicht anders geht.
Leider ist es aber schon so, dass manche Leute sich wegen jedem Scheiß aufregen und dann auch die Polizei bemühen. Ich denke die haben schon ganz andere Sachen zu tun als jemanden erzählen, dass er zu laut ist. Man muss einfach nicht ständig Streit suchen, finde ich.
Könnte dir bei mir durchaus passieren. Wieso sollte das Recht anderer, unter der Woche zu arbeiten und am Wochenende lautstark "etwas zu machen" schwerer wiegen als mein Recht auf einen ungestörten Sonntag? Ich arbeite auch "unter der Woche", und mein Lebensgefährte sogar Dauernachtschicht. Das gibt uns genauso wenig das Recht, sonntags einen Riesenradau zu veranstalten. Und in einem Mehrparteienhaus gilt leider auch die alte Regel: Wenn das jeder machen würde... Da wären bei 22 Parteien wie in unserem Fall das Jahr halb rum, wenn jeder Hausstand nur einen Sonntag lang Radau machen würde.
Man kann das Ganze ja auch etwas diplomatischer angehen und nicht einfach blind draufloshämmern. Wenn jemand etwa einen Zettel aushängt des Inhalts: "Am Soundsovielten von dann bis dann wird es leider etwas lauter - wir bitten um Verständnis", kann ich mich darauf einrichten und weiß, dass der Kram keine 12 Stunden dauern wird. Und wenn bei unangekündigtem Krach der Nachbar wutentbrannt klopft, kann man ja immer noch verhandeln und versprechen, die eine Wand noch schnell raus zu brechen, und dann wird es auch schon leise. "Einfach weitermachen", sprich der Welt den Mittelfinger zu zeigen, kann schon die ein oder andere unerwünschte Reaktion nach sich ziehen.
Nach Ramones, pflegen wir mal wieder hübsch Vorurteile? Jeder Vierte, dem der Staat die Wohnung bezahlt, arbeitet! Und Arbeit ist keine Ausrede, um sich nicht an geltende Gesetze zu halten. Da muss man halt wie jeder andere auch Urlaub nehmen. Wenn jeder sich seine Ausreden hübsch zurechtlegt, ist nie Ruhe im Haus. Das hilft bestimmt super bei der Arbeit.
Wenn jemand neu einzieht, hätte ich Verständnis dafür, dass es ein paar Tage ein bisschen lauter ist und auch am Wochenende oder zu Ruhezeiten gebohrt wird. Das kann zwar nerven, gehört für mich aber zu den Dingen, die ich im Leben hinnehme. Natürlich ist es schön, wenn der Renovierer einen Zettel hinhängt, aber die Polizei zu holen, finde ich übertrieben. Wenn es sehr stört, kann man ja klingeln und vielleicht Zeiten für sehr laute Arbeiten festlegen.
Es gibt in meinen Augen Dinge, die man ertragen sollte. Ein Ende ist ja abzusehen. Etwas anderes ist es natürlich, wenn jemand hobbymäßig jeden Tag hämmert oder bohrt. Da kann man durchaus nach mehreren Ermahnungen auch mal die Polizei hinzuziehen, aber ich würde das nicht bei sporadischen Lärmbelästigungen tun. Was tun denn solche Leute, wenn sie ein Schreibaby in der Nachbarschaft haben? Das muss man sozusagen als Naturkatastrophe auch ertragen und dauert länger an als Renovierungsarbeiten bei einem Umzug.
Blümchen, solche Leute wie ich können schon unterscheiden, ob etwas unvermeidlich oder rücksichtslos ist. Bei uns ziehen im Schnitt acht Parteien pro Jahr neu ein und die benötigen meist mehrere Wochen, bis die sich eingerichtet haben. Das bedeutet, dass die Hälfte der Sonn- und Feiertage Bauarbeiten stattfinden. Das brauche ich definitiv nicht zu meinem Glück.
Und da das jeder rücksichtsvoll und verträglich planen kann, sehe ich das absolut nicht ein. Das heißt nicht, dass ich immer und sofort meckere. Meine jungen Nachbarn hören regelmäßig laut Musik. Darauf gibt es kein Recht. Aber die halten die Ruhezeiten ein, lärmen nicht täglich und nicht stundenlang. Die haben beim Einzug nett gefragt und wir haben in der Hausgemeinschaft einen verträglichen Rahmen vereinbart. Dass deren Baby noch nicht durchschläft oder dass die anderen Kinder des Hauses an heißen Sommertagen im Garten toben, stört auch niemanden. Rasenmäher am Sonntag findet hier aber auch keiner cool. Es gibt eben Unterschiede bei der Art des Lärms.
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