Wie habt ihr den Anschlag aufs World Trade Center erlebt?

vom 11.09.2021, 20:26 Uhr

Bei manchen Ereignissen weiß man ziemlich genau, was man an diesem Tag gemacht hat, wie zum Beispiel beim Mauerfall, bei der Mondlandung oder bei 9/11. Ich habe beim Anschlag auf das World Trade Center gemütlich mit meinem jüngsten Sohn im Bett gelegen, weil er an dem Tag krank war. Eigentlich durfte er einen Zeichentrickfilm sehen, aber beim Herumzappen landete ich auf einen Nachrichtensender, ich glaube ntv, wo darüber live berichtet wurde. Das erste Flugzeug hatte gerade den ersten Turm getroffen. Ich konnte das zuerst gar nicht einordnen und dachte, das sei irgendein erfundenes Szenario.

Meinen Sohn hat das nicht beeindruckt, er wollte den Zeichentrickfilm sehen und ich habe ihn gelassen, weil das Ganze so irreal war. Erst nach Spongebob, Digimon oder so was habe ich wieder geschaut und so langsam realisiert, was da passiert ist und noch passiert. Das Entsetzen wurde dann immer größer, als man die Leute sah, wie sie aus den Fenstern stürzten oder in Panik davonliefen.

Wie habt ihr den Anschlag erlebt? Wisst ihr noch genau, wo ihr an dem Tag wart und wie ihr davon erfahren habt? Habt ihr es auch für irreal gehalten? Was ist euch durch den Kopf gegangen? Meine älteren Kinder hat das erstaunlicherweise gar nicht so beeindruckt. Sie sind dann irgendwann wieder zurück an ihre Computer gegangen, nachdem ich sie aus ihren Zimmern geholt hatte.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Bei der Mondlandung war ich noch nicht auf der Welt und beim Mauerfall noch zu jung, um die Tragweite des Ereignis voll zu realisieren. Ja, da war irgendetwas mit der DDR, die ist jetzt offen und plötzlich sah man überall lustig aussehende Autos durch die Gegend fahren. Der elfte September war anders. Bis dato war es für mich das prägendste Ereignis, was ich live im Fernsehen mitbekommen hatte.

Ich wollte gerade ein Telefonat mit meinen Eltern führen und hatte den Tag über noch nichts mitbekommen, damals gab es keine allgegenwärtigen Smartphones, die man überall dabei hatte. Wenn man also unterwegs oder auf dem Heimweg war, hat man in der Regel vom Weltgeschehen erstmal noch nichts mitbekommen und auch der heimische Rechner hatte noch nicht die magnetische Wirkung mit dem Internet wie heute.

Als ich also zuhause kurz meinen Anruf tätigen wollte, war die Nachricht über die beiden in die Türme krachenden Flugzeuge noch ganz frisch und wurde mir am Telefon erzählt. Ich wunderte mich noch, wie es sein kann, dass zwei Piloten einen ähnlichen Unfall haben und bin in der ersten Minute gar nicht auf einen Terrorangriff gekommen. Erst im Gespräch bekam ich das mit und fand es vor allem überraschend, aber noch nicht so schlimm, wie es sich dann im TV entpuppte.

Nach dem Telefonat habe ich natürlich sofort den Fernseher angeschaltet und zugesehen. Leider habe ich dann in einem Nachrichtensender live mit ansehen müssen, wie die Türme in sich zusammenkrachten. Danach bin ich bis in die späte Nacht nicht mehr vom Fernseher weggekommen und musste fast zwanghaft immer weiter und weiter gucken, bis mir schon ganz komisch zumute war. Für mich waren die Türme immer der Inbegriff von Amerika und ich hatte sogar meine gesamte Teenagerzeit ein Plakat mit dem Bild des WTC bei Abenddämmerung über meinem Bett hängen. Und dann sieht man live, wie diese Türme brennen und Menschen in Todesangst aus den Fenstern springen, bis das alles in einem Alptraum in sich zusammenkracht.

» Verbena » Beiträge: 4937 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich war damals von der Schule nach Hause gekommen und habe mir den Fernseher angemacht. Gelandet bin ich dann bei einer Sendung, die dann für Kindernachrichten unterbrochen wurde und da wurde das, versucht kindgerecht, zu erklären. Ich war geschockt und habe dann daraufhin auch eine ganze Weile am Fernseher gehangen. Zumal ich ja auch alleine war, meine Eltern waren noch nicht da. Ich habe versucht mich zu informieren und als meine Eltern dann nach Hause kamen haben wir dann darüber geredet.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Als es passierte, lag ich im Bett, denn ich hatte Spätschicht. Es war damals auch nach dem Aufstehen nicht meine Gewohnheit, den Fernseher oder das Radio anzuschalten. Einen PC oder Internet hatte ich damals nicht. Auch auf dem Weg zur Arbeit im Auto habe ich nicht die normalen Radioprogramme gehört, sondern meine Musik angemacht. Ich erfuhr somit erst am frühen Abend am Arbeitsplatz durch Kollegen von den Ereignissen.

Ein Fernseher stand mir während meiner 12-Stunden-Schicht am Arbeitsplatz nicht zur Verfügung, ich konnte nur Radio-Berichte hören. Erst am frühen Morgen des nächsten Tages konnte ich daheim erstmals Bilder der Ereignisse sehen und das verinnerlichen.

So richtig bewegt hat mich das eigentlich erst im Lauf der Folgejahre, als immer mehr unzensiert veröffentlicht wurde. Wie etwa die Bilder der abgestürzten Toten, die wohl weniger gesprungen sind, als durch das Feuer vermutlich bereits bewusstlos aus den Gebäuden "geblasen" wurden. Ich empfehle nicht, danach zu googeln. Oder etwa die berühmte Doku, wo ein Feuerwehr-Einsatzteam innerhalb der Twin-Towers von einem Reporter-Team begleitet wurde und man ständig den Einschlag irgendwelcher Körper in Vordächer und so weiter hört. Grässlich.

Hinzu kommt dann, dass ich nahe Hamburg-Harburg wohne und die Täter ihre Pläne gerade mal 20 Autominuten von mir entfernt geschmiedet haben.

Ich habe die Zeit damals so erlebt, als ob die Menschen angesichts eines neuen Jahrtausends näher zusammen finden. Man hörte damals viel über Friedensverhandlungen, wie etwa zwischen Israel und den Palästinensern. Und dann kommen diese kranken Typen, bzw. die Leute dahinter und infolgedessen wieder nur Krieg und so viele Tote, auch auf deutscher Seite. Es gab so viel Hoffnung auf eine bessere Zukunft, das hätte nie passieren dürfen.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Als dieser Anschlag passiert ist war ich 16 Jahre alt und bin mittags von der Schule heimgekommen. An diesem Tag hatte ich Keyboard-Unterricht und es war üblich dass meine Tante mich dorthin brachte, weil meine Cousine vor mir dort Unterricht hatte und sie praktisch mich hinbrachte und meine Cousine wieder abholte.

Wir waren gerade mit dem Mittagessen fertig, als meine Tante bei uns zur Tür hereinkam, ohne ein "Hallo" etc. und gesagt hat wir sollen doch mal den Radio oder Fernseher anschalten, in den USA sei etwas schreckliches passiert. Dann haben wir den angeschalten und die Bilder auch gesehen. Ich konnte das für mich gar nicht richtig realisieren, dass das wirklich echt passiert. Mir kam das vor wie ein schlechter Film.

Ich selbst wollte davon dann eigentlich gar nicht mehr so viel wissen bzw. nicht so viele Bilder sehen, aber es wurde natürlich überall darüber geredet und meine Eltern haben sich auch alle Brennpunkte etc. dazu angeschaut, das habe ich zwangsläufig dann auch alles mit bekommen.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich bin an diesem Tag eigentlich ganz normal in der Arbeit gewesen. Ich weiß noch, dass meine Aufgabe darin bestanden hatte, eine bestimmte neue Software-Version zu testen, und zu diesem Zweck war ich in einem anderen Büro als normalerweise gesessen. Plötzlich ging die Tür auf und einer unserer damaligen österreichischen Consultants kam herein. Er erzählte etwas von einem Flugzeug, das ins World Trade Center geflogen wäre, und ich dachte zunächst, er hätte sich das ausgedacht, um uns einen Schrecken einzujagen.

Ich erinnere mich noch, dass ich damals dann im Internet versucht hatte, mich näher zu informieren, aber die großen Nachrichtenseiten von Spiegel, Tagesschau etc. waren zeitweise wegen Überlastung kaum noch erreichbar.

Ich weiß auch noch das Detail, dass ich an diesem Tag nach Feierabend in die Apotheke gegangen war, weil ich dort meine neue Packung blutdrucksenkender Medikamente holen musste, und dass ich mich auf dem Weg in die Apotheke wie benommen gefühlt hatte. Ich hatte das Gefühl, dass dies ein Wendepunkt für unser Leben in vielerlei Hinsicht werden würde, und ich fühlte mich unsicher und beklommen. Auch in der Apotheke und auf den Straßen wirkten viele Leute durcheinander und betroffen.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Wir hatten einen heißen Spätsommertag und ich hatte frei. Ich bin früh am Morgen losgezogen, Früchte für Gelees zu sammeln. Auf dem Rückweg musste ich mit meinen vollen Körben gut drei Kilometer durch Felder, es gab keinen Schatten weit und breit. Insgesamt hatte ich gut 12 Kilometer auf der Uhr.

Entsprechend verschwitzt und fertig kam ich zu Hause an. Ich habe nur die Schuhe abgestreift und ein kaltes Getränk geholt. Dann ging es ab aufs Sofa. Nach dem Einschalten des Fernsehers sah ich die unkommentierten Bilder des ersten Turms. Ich muss genau zu Beginn der Übertragung eingeschaltet haben.

Man sah etwas Rauch und fallende Menschen. Ich habe mich zuerst über den beschissenen Film und die Ausstrahlung zu einer dafür unmöglichen Uhrzeit geärgert. Mir kam gar nicht in den Sinn, dass das echt sein könnte. Erst als ich umschaltete und überall das gleiche Bild sah, dämmerte mir, das ist die Realität und es ist unfassbar schlimm.

Ich saß wie gelähmt vor dem Bildschirm und sah hilflos das zweite Flugzeug kommen und einschlagen. Obwohl mir wirklich klar geworden ist, dass das da jetzt passiert, blieb es unwirklich. Erst als mein Mann von der Arbeit kam und wir darüber gesprochen haben, traf es so richtig das Bewusstsein. Er hatte Fernseher am Arbeitsplatz, die alle schnell auf die Übertragung umgestellt worden sind. Er hatte also auch alles gesehen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich bin gefühlt eine der wenigen, die zu dem Thema keine mehr oder weniger interessante Geschichte beizutragen hat. Ich weiß noch, dass für mich im Laufe der nächsten Tage klar wurde, dass das nur eines bedeuten kann und zwar Krieg.

Und ich weiß noch, was für eine merkwürdig ruhige Atmosphäre im Kölner Hauptbahnhof herrschte als ich von der U-Bahn-Station hoch kam und auf dem großen Bildschirm gezeigt wurde, dass die Amerikaner angefangen hatten Afghanistan zu bombardieren.

Ich kann mich an die Kriege wirklich sehr viel besser erinnern, als an das Ereignis, das diese Kriege ausgelöst hat. Zum Beispiel kann ich mich auch noch sehr genau an die Hinrichtung von Saddam Hussein im regulären Programm von CNN erinnern und wie entsetzt ich war, dass man so etwas im Fernsehen zeigt, ohne Vorwarnung.

Wenn ich mich an die ganzen Bilder von den Anschlägen erinnere, dann erinnere ich mich eher an eine der zahllosen Berichte und Dokumentationen, die es jedes Jahr zum Jahrestag irgendwo zu sehen gibt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Da ich Verwandte und eine über 25-jährige Freundschaft zu einer Dame aus den USA pflege, hat mich dieser Anschlag in Mark und Bein getroffen. Denn ich weiß noch ganz genau, dass ich nach Hause kam und einfach unbewusst den Fernseher eingeschaltet habe. Dort hat sich dann über CNN der erste Turm bereits brennend zu erkennen gegeben, sodass immer noch davon auszugehen war, dass es sich um einen Unfall handelte. Davon ging ich auch aus.

Da war für mich also auch noch kein Grund zu gucken, ob wer verletzt war, auch wenn meine Verwandten und meine Freundin inmitten von New York wohnten. Ich habe da erst einmal gar nicht wirklich nachgedacht, sondern war einfach am Bildschirm festgenagelt ohne das ich erwartet hätte, was dann passieren würde.

Inmitten wie ich auf dem TV-Gerät starrte flog das zweite Flugzeug an und ich dachte im ersten Moment:“Zur Hölle, gucke ich jetzt falsch“. Ich rief sofort zu meiner Oma, dass sie mir den Telefonhörer geben sollte, dass die das World Trade Center angreifen und dort ein zweites Flugzeug inmitten der Live-Sendung bei CNN eingekracht ist.

Ich wusste sofort, dass es da nicht mit rechten Dingen zugeht und wir von einem Anschlag reden mussten. Den aus den 90er Jahren kannte ich ja schließlich auch noch, wo man es bereits versucht hatte. Natürlich waren die Telefone in die USA völlig überlastet und ich erreichte niemanden! Die E-Mail war auch eher weniger hilfreich.

Ganze drei oder vier Tage hat es gedauert, ehe wir ein Lebenszeichen bekommen haben. Das war der reinste Horror. Denn dann hatte man natürlich Angst und vor allem wo die Türme eingestürzt sind, denn alles, was in der Umgebung war, war ja eingestaubt, vielleicht auch an Menschen verletzt und die Wohnungen. Denn dann wusste ich wirklich nicht mehr, wer von unseren Leuten unverletzt war.

Es war und ist für mich bis heute der Horror die Bilder zu sehen. Das Leid der Menschen, die Tränen, die Fassungslosigkeit, die eigenen Gefühle und auch die Dokus, die man gesehen hat, teils mit Bildern die grausamer nicht sein konnten. Verbrannte Menschen, schwer erkrankte Menschen, Menschen, die nie wissen, ob ihre Mutter lange unter den Trümmern gelebt hatte usw. Das ist und bleibt für mich der Horror.

Unvergessen bleibt es und deswegen finde ich es immer schwierig zu sagen, es sind 3000 Menschen gestorben. Dort sind viele im Nachgang gestorben und sterben noch immer. Doch auch die Seelen vieler sind gestorben mit diesem Tag und es hat weltweit für Auswirkungen gesorgt.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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