Wie viel sollte man für einen Rassehund ausgeben?
Ich beschäftige mich mit dem Thema Hund. Ich hatte einen Mischling, aus einem Dorf, der eher durch einen Unfall entstanden ist und diesen Hund hatte ich damals günstig bekommen. Machen würde ich das so aber auch nicht noch mal, da der Hund wirklich nichts vorher kannte bis auf sein Umfeld, was sie da so hatte und das eben auch eher nebenbei lief. Ich habe mich daher noch mal mit dem Thema beschäftigt und interessiere mich für eine bestimmte Rasse.
Allerdings finde ich, dass die Preise da doch sehr schwanken. Im Prinzip interessiert es mich nicht, aber ich würde gerne mal wissen, wie viel man mindestens ausgeben muss, damit man davon ausgehen kann, dass das Tier da auch gut versorgt wurde. Ist das von Rasse zu Rasse sehr unterschiedlich? Ich kenne mich da wirklich wenig aus. Wie entsteht denn der Preis? Ich will hier auf keinen Fall ein Preisdumping machen, bitte nicht falsch verstehen. Eher im Gegenteil, manchmal erscheint es mir extrem wenig und das finde ich dann auch nicht gut.
Dass der Hund gut versorgt worden ist, bis du ihn übernimmst, das sollte bei jedem Hund, egal ob Rasse oder Mischling, eine Selbstverständlichkeit sein! Der Preis sagt erst einmal gar nichts über die Qualität der Zucht aus. Da spielen ganz andere Dinge herein. Ich befürchte allerdings, dass du sie immer schlichtweg zu oberflächlich bleibst, um dich tatsächlich damit zu beschäftigen. Insta reicht da nicht.
Auch wenn seriöse Züchter ein Hobby betreiben, bestimmen beim Hundekauf Angebot und Nachfrage den Preis. Eine wenig nachgefragte Rasse mit hohem Welpenzahlen ist auch bei großem Aufwand vergleichsweise günstig, während eine Moderasse mit starker Nachfrage teuer ist. Ein sehr solider Deutscher Schäferhund ist günstiger als ein Golden Retriever, dessen Mutter besser nicht in die Zucht gekommen wäre.
Arbeitshunde sind aufgrund der geringeren Nachfrage günstiger als Showlinien oder "schnuffelige" Massenware für die Familie bei Modehunden. Bei den günstigen Preisen sind seriöse Züchter froh, wenn sie nur wenig draufzahlen, schlechte verdienen immer noch gut.
Bei der Zucht analysiert man die Vergangenheit und versucht, die Zukunft zu verbessern. Andere vermehren, was grad da ist. Nur ein oberflächliches Beispiel: Angenommen meine Hündin hätte kerngesunde Hüften, ihre Geschwister dagegen nicht. Nach den Vereinsregeln darf sie in die Zucht. Das wäre aber schlecht für die Rasse, wenn diese Blutlinie verbreitet ist. Würde der Verzicht dagegen den genetischen Pool verkleinern, dann wäre ein kontrollierter Zuchteinsatz mit Nachverfolgung sinnvoll.
Ein guter Züchter verbringt hunderte Stunden, um Hunde und deren Unterduchungsergebnisse zu sehen, zu vergleichen und Erfahrungen anderer zu nutzen. Das ist unbezahlbar. Er motiviert seine Käufer, die Hunde untersuchen zu lassen, auszustellen und auszubilden. Denn nur so erhalten er und seine Kollegen, die Daten über Gesundheit, Wesen und Aussehen, die er für eine seriöse Zucht benötigt. Das ist im Preis inbegriffen.
Einige Rassen erfordern bei einer seriösen Zucht teure Gentests, jährliche Untersuchungen (z. B. Herzultraschall, Langzeit-EKG oder Augenuntersuchungen). Viele Vereine stellen hohe Anforderungen an die baulichen Bedingungen, um überhaupt züchten zu dürfen. Das holst du nie wieder rein. Der Preis sagt nichts. Wenn du einen Hund möchtest, bei dem das Geld gut angelegt ist, musst du dich schon mit der Rasse, den Zuchtordnungen der Vereine und der Zucht des Einzelnen auseinandersetzen.
Ich denke, dass der Preis überhaupt nichts über die Zucht, die Bedingungen, unter denen die Hunde gehalten und aufgezogen werden, oder über den Gesundheitszustand aussagen! Manche Züchter werden den Preis vielleicht eher niedrig ansetzen, weil sie eher wollen, dass es den Tieren beim neuen Besitzer gut ergeht und eben nicht jeder einen astronomischen Preis bezahlen kann, insbesondere im Hinblick auf die Folgekosten wie Erstanschaffung vieler Utensilien und Tierarzt.
Dagegen setzen sogenannte Vermehrer, die einfach nur die Vierbeiner vermehren, was das Zeug hält, einen hohen Preis an, um soviel Kasse zu machen, wie irgendwie geht, und weil einige meinen, ein hoher Preis müsse auch für Qualität sprechen! In meinem Umfeld habe ich zweimal mitbekommen, wie sich ein hochpreisiger Welpe aus angeblich guter Zucht angeschafft wurde.
Der erste dieser Hunde musste mit zweieinhalb Jahren eingeschläfert werden, weil er eine sehr schlimme Form von Epilepsie hatte, die medikamentös nicht zu behandeln war, und der Hund nach jedem Anfall aggressiver wurde und auf die Katzen und Kinder los ging. Im zweiten Fall wurde erst eine Woche nach dem Kauf bekannt, dass der Welpe erst ca. sechs Wochen alt war und noch Muttermilch brauchte.
Der zweite Welpe wurde mit viel Mühe durchgebracht, ist aber immer noch gebrechlich und verträgt nur recht wenig an Futtersorten. Beides waren angeblich Rassehunde, für die fast ein vierstelliger Betrag ausgegeben wurde! Insofern bestätigt das meine Einstellung, dass es überhaupt nicht auf den Preis ankommt, sondern man sich die ganzen anderen Umstände wie die Elterntiere, die Haltung und vor allem auch das Wesen aller Vierbeiner ansehen sollte!
Ich finde, wenn man Besitzer und Hund im Umgang miteinander sieht, sagt das schon sehr viel aus. Daraus kann man dann vielleicht ableiten, wie sorgfältig dieser Mensch gewesen ist und welche Erfahrungen der Welpe in seinen ersten Lebenswochen gemacht haben dürfte. Das ist meiner Meinung nach viel wichtiger als der Preis.
Natürlich meinte ich nicht, dass man daran einen guten Umgang erkennen kann, dennoch sind ja gewisse Kosten zu tragen und da würde ich gerne wissen, ob man generell von Summe X reden kann, die mindestens benötigt wird um einen Welpen gut zu versorgen oder ob man da rassespezifisch auch Unterschiede hat. Man könnte es auch umformulieren und fragen, welche Summe benötigt wird um einen Welpen bis zur Abgabe gut zu verpflegen.
Ich bin da auch nicht naiv, natürlich kann jeder in seine Anzeige schreiben was er will oder ein Bild von sich erstellen, damit es gut aussieht. Ich finde aber schon auch, dass man sich damit beschäftigen soll, wozu ein Hund beispielsweise mal gezüchtet wurde und ob das in die eigene Familie passt oder nicht, also ich sehe nicht einen Hund und denke mir, dass der aber süß ist und ich ihn deswegen haben will. Ein Tier ist für mich kein schönes Accessoire, sondern ein Lebewesen, was in gewisser Weise meines Schutzes bedarf und was verantwortungsvoll umsorgt wird.
Wie ich ja auch schon geschrieben habe, war mein erster Hund, auch aufgrund meines eigenen Alters, eher ein Kauf ohne großartig nachgedacht zu haben. Ich wollte einen Hund, in einer bestimmten Größe und dann habe ich sie gesehen und genommen. Das würde ich heute so nicht mehr machen und so naiv wäre ich heute auch nicht mehr.
Ich kann Dir jetzt beim besten Willen keine super Summen nennen, die fair, richtig und angemessen für einen Rassenhund sind. Doch sagen wir einmal so, es spiegelt sich natürlich auch bei Hunden immer wieder, dass die Nachfrage den Preis zu regeln scheint. Selbst beim Züchter habe ich das hier und dort schon erlebt, dass Preise höher wurden, obwohl der Aufwand derselbe blieb. Manchmal ging der Preis aber auch verhältnismäßig runter, weil die Vierbeiner eben kaum weg zu bekommen waren. Als wenn es so eine Art „Hundeflaute“ gab.
Die Corona Zeit hat natürlich dazu beigetragen, dass exorbitante Preise zu erkennen sind und das sogar für die „Kofferraumhunde“. Denn auch die haben längst verstanden, dass hohe Preise für Seriosität bei einigen Käufern stehen, was natürlich vollkommener Blödsinn ist. Auch die Naivität und die Unwissenheit über gefälschte Impfpässe und Ahnentafeln machen es den Betrügern weiterhin sehr gut möglich, jetzt auch 1000 Euro für Labradore zu bekommen usw.
Angemessene Preise liegt sicherlich auch im Auge der Betrachter. Was für die einen 1000 Euro aufwärts sind, ist für andere Wucher. Dabei muss man aber auch immer berücksichtigen, dass bei gefühlt 8 Welpen der Züchter wenig Freiheiten hat, wo er neben Tierarzt und der Fütterung vielleicht noch einem Job nachgeht. Das ist schon eine echte Herausforderung, kleine Welpen groß zu ziehen, sie entsprechend zu sozialisieren, zu schützen und entsprechend für die potenziellen Käufer vorzuerziehen!
Ich finde sehr günstige Preise auf jeden Fall schon einmal ausgesprochen verdächtig. Was ich auch verdächtig finde ist, wenn die Menschen gefühlt jedes Jahr zig Hunderassen anbieten. Das kann man im Web ganz oft erkennen oder auch Katzen usw. noch nebenher anbieten. Da kann der Preis noch so fair klingen und noch so seriös, da werde ich stutzig.
Preisnachlässe sind auch bei Züchtern, wenn man zwei Tiere nimmt logisch, aber nicht wie es im Internet häufig steht. Nehmen wir mal Rassenkatzen. Bengalen kosten im Schnitt zwischen 1000 bis 1500 Euro mit Ahnentafel usw. Ohne Ahnentafel und Papiere ( die teils nur 30 Euro ) kosten gibt man einem auf einmal einen Preisnachlass von 400 Euro und mehr? Niemals! Da sollten schon die Ohren klingeln, dass da was komisch ist. So ähnlich würde ich also auch bei den Hunderassen vorgehen.
Ramones, wie viel es kostet, den Welpen von der Geburt bis zur Abgabe zu versorgen, ist doch absolut unerheblich. Wenn der Züchter in dieser Zeit für seine Arbeit den Mindestlohn ansetzen würde, wäre das Tier unbezahlbar, gut er es nicht, sind Waschmittel, Futter, Wurmkuren und Impfung mit weniger als 300 Euro abgedeckt.
Aber du hast bis jetzt nicht begriffen, was Zucht bedeutet. Nehmen wir an, ich wollte meine Rasse züchten und nicht einfach nur vermehren. Die Vereinsmitgliedschaft ist mit 60 Euro im Jahr ein Klacks. Aber eine potenzielle Zuchthündin kostet etwa 1.500 Euro. Die nächsten zwei Jahre ziehe ich die groß, fahre zu Ausstellungen im In- und Ausland, um die erforderlichen Formwertnoten zu sammeln. Verbringe mindestens zwei Tage pro Woche auf dem Hundeplatz, um das Tier auszubilden und die nötigen Arbeitsprüfungen zu bestehen.
Ich lasse die Hüften, die Ellbogen und den Rücken Röntgen und von einem unabhängigen Gutachter auswerten. Einmal im Jahr stelle ich den Hund sechs Jahre lang einem Augenspezialisten vor. Dazu absolviere ich mit dem Hund den vorgeschriebenen Wesenstest. Wenn du allein diese Kosten rechnest, brauchst du schon mehr als zwei gute Würfe, um das hereinzuholen. Und wenn wir nur an einer Stelle scheitern, gibt es keinen Wurf. Eventuell erhalten wir auch die Zulassung, aber mich als Züchter stört etwas. Dann war alles umsonst.
Nehmen wir an, alles ist gut. Meine Rasse darfst du nur im Eigenheim ohne direkte Nachbarn und enge Bebauung züchten. Du brauchst einen an die Wohnung angeschlossenen Aufzuchtraum mit Zugang zum Garten und mindestens 100 am gesichertem Auslauf, den man vergrößern kann. Der Aufzuchtraum selbst muss mindestens 30 Quadratmeter groß sein. Den Hauskauf oder die nötigen Umbauarbeiten holst du nie wieder rein.
So jetzt habe ich eine zugelassene Hündin und den Platz. Die Zwingerzulassung, der Namensschutz national und international, die Abnahme der Zuchtstätte durch den Zuchtwart und die ganzen Seminare, die ich besuchen muss, kosten viel mehr als ein Welpe. Aber auch das ist jetzt abgehakt.
Tupferproben und Hormonstatus beim Tierarzt, Fahrt zum Rüden, oft ins Ausland, zwei bis drei Tage Hotel, Decktaxe, Deck- und Belegmeldung Kosten wieder mehr als ein Welpe. Im günstigsten Fall kann die Hündin sechsmal Welpen haben, aber sind die Würfe groß, steigt die Dauer der Pausen und schnell sind es nur drei oder vier Würfe. Vielleicht zeigt schon der erste Fehler oder eine primäre Wehenschwäche verursacht einen Kaiserschnitt und es ist direkt wieder vorbei. Und welcher Preis ist angemessen?
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